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Der Piratenfuerst

Der Piratenfuerst

Titel: Der Piratenfuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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an Bord«, sagte Allday leise.
    Bolitho starrte ihn an. Hatte er damit gerechnet? Hatte er gespürt, daß Puigserver diesen Entschluß im selben Augenblick gefaßt hatte, als er seinen Plan entwickelte?
    »Sind sie gut abgekommen?«
    »Aye, Captain.« Allday reckte sich und gähnte. »Haben vor 'ner halben Stunde die Landspitze umrundet.« Bedächtig fügte er hinzu: »Gut für Mr. Herrick, daß der Don mit dabei ist. Bestimmt.«
    Bolitho sah ihn mißtrauisch an. »Sie haben davon gewußt, nicht wahr?«
    »Aye, Captain. Ich dachte, es wäre am besten so.«
    Bolitho nickte. »Schon möglich.« Er trat zum Fenster, als wolle er nachsehen, ob das blinkende Positionslicht noch da war. »Es ist immer schlecht, wenn man allein ist.«
    Allday blickte zu dem schwarz angelaufenen Degen hin, der am Schott hing. Eine Sekunde lang dachte er an Bolithos früheren Bootsmann, der bei den Saintes gefallen war, als er ihm den Rücken vor französischen Scharfschützen deckte. Er, Allday, und der Captain hatten seit damals einen langen Weg miteinander hinter sich gebracht. Bald war vielleicht alles zu Ende. Er betrachtete Bolithos Schultern, der immer noch aus dem Heckfenster sah.
    Aber Sie, Captain, werden nie allein sein, dachte er. Nicht, solange ich noch Atem habe.

Bord an Bord
    Die Hände auf der Achterdeckreling, musterte Bolitho prüfend sein Schiff. In der Dunkelheit hoben sich die hellen Decksplanken bleich gegen die See vor dem Bug ab, und nur an der ungleichmäßigen Linie des Kielwassers, der wirbelnden, vom Vordersteven ausgehenden Pfeilspitze, war zu erkennen, daß die Undine tatsächlich Fahrt machte.
    Er versagte es sich, nach achtern zu gehen und bei dem abgeblendeten Kompaßlicht nach seiner Uhr zu sehen. Seit seinem letzten Kontrollgang hatte sich nichts geändert; er würde dadurch die Spannung nur vergrößern.
    Drei Tage waren vergangen, seit sie Pendang Bay verlassen hatten, und meistens hatten sie dank des günstigen Windes gute Fahrt gemacht. Sie segelten in sicherer Entfernung von Land und hatten sogar die kleine, walfischförmige Insel gemieden, falls Muljadi dort wieder ein Fahrzeug als Wache stationiert hatte.
    Kurz vor dem letzten Sonnenuntergang hatten sie Herricks Schoner gesichtet, einen winzigen dunklen Span an der kupferfarbenen Kimm. Es sah fast so aus, als liege er beigedreht und erwarte die Undine an einem bestimmten Treffpunkt. Ein kurzer Austausch von Lichtsignalen, dann hatten die Schiffe einander in der Dunkelheit wieder verloren.
    Bolitho fühlte die kühle feuchte Luft auf Gesicht und Hals und schauderte. Die Mittelwache war eben vorbei, und allenfalls in einer Stunde oder so war die erste Helligkeit am Himmel zu erwarten. Über Nacht, während alle Mann das Schiff gefechtsklar machten, hatten sich dichte Wolken zusammengezogen und die Sterne gleichsam weggewischt, so daß die Undine in eine schwarze Leere hineinzusegeln schien.
    Er hörte Mudge ruhelos bei den Finknetzen herumstapfen und sich die Hände warmreiben. Der Steuermann kam ihm ungewöhnlich nachdenklich vor. Vielleicht plagte ihn sein Rheumatismus; oder er dachte ebenso wie Bolitho an Herrick dort draußen, irgendwo an Backbord voraus.
    Bolitho straffte den Rücken und schaute zu den dunkleren Linien der Takelage hoch. Die Undine fuhr unter Mars- und Vorstagsegeln; nur die mächtige Fock verdeckte die See vor dem Bugspriet. Es war seltsam, daß ihn so fröstelte, obwohl doch die Sonne in ein paar Stunden quälend brennen würde, ganz abgesehen von dem, was sie sonst noch erwartete.
    »Hält der Wind, Mr. Mudge?«
    Der Segelmeister war offensichtlich froh, das Schweigen brechen zu können. »Stetig Südwest, Sir. Voll und bei.« Er hustete laut. »Normalerweise wäre ich dankbar dafür.«
    »Und warum sind Sie's nicht?«
    »Weiß nicht recht, Sir.« Mudge verließ seinen Platz bei den Geschützbedienungen der Achterdeck-Sechspfünder. »Ist zu unruhig für meinen Geschmack.«
    Bolitho wandte sich um und spähte zum Vorschiff. Die mächtige Fock schien Mudges Zweifel zu bestätigen. Die Undine steuerte fast genau Nord, und vor dem raumen Wind hätte sie glatt und gleichmäßig segeln müssen. Aber das tat sie nicht. Immer wieder füllte sich die Fock so hart, daß die Stagen und Wanten summend vibrierten, und hielt das Schiff mehrere Minuten lang fest auf Kurs. Aber dann wieder killte sie knatternd und fiel ein, hing schlaff fast bis zum Vormast durch – und das in ständigem Wechsel.
    »In diesen Gewässern weiß man nie«,

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