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Der Piratenfuerst

Der Piratenfuerst

Titel: Der Piratenfuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Hand auf den Arm. »Überleben? Vielleicht ist allein das Grund genug für eine Schlacht.« Er zwang sich ebenfalls ein Lächeln ab. »Und fürs Gewinnen.«
    Herrick hob Bolithos Hut vom Deck auf. »Ich werde die Leute an die Arbeit schicken, Sir. Die Pumpen hören sich viel zu beschäftigt an für meinen Geschmack.«
    Bolitho nickte und schritt langsam zum Heck. Seine Schuhe verfingen sich in Splittern und zerrissenem Tauwerk. An der Heckreling blieb er stehen und musterte sein Schiff, die geborstenen Planken, das blutverschmierte Deck, die Männer, die sich ihren Weg durch die Trümmer suchten; sie glichen wahrlich mehr Überlebenden als Siegern.
    Dann lehnte er sich zurück, lockerte seine Halsbinde, knöpfte seinen Rock auf – seinen Galarock, der jetzt ein Dutzend Löcher und Risse hatte – und schüttelte ihn ab. Über seinem Kopf stand der Wimpel jetzt nicht mehr so steif; die plötzliche Bö war so schnell vorübergegangen, wie sie gekommen war, um ihn vor den mächtigen Kanonen der Argus zu schützen. Wenn sie nicht gewesen wäre...
    In plötzlichem Erschrecken sah er sich suchend um; aber Mudge stand an seinem gewohnten Platz beim Ruder und schnitt sich eben ein Stück Käse mit einem kleinen Messer zurecht, das er aus einer seiner zahllosen Taschen gefischt hatte. In dem rauchdurchzogenen Sonnenlicht sah er sehr alt aus. Der kleine Penn hockte auf seiner Lafette, ließ sich sein Handgelenk verbinden und betupfte seine Nase mit einem Tuch, die zu bluten angefangen hatte, als neben ihm eine Ladung zu früh explodiert war.
    Bolitho betrachtete die beiden fast mit Zuneigung. Mudge und Penn – Alter und Jugend...
    Und da war auch Keen; er sprach mit Soames und sah sehr mitgenommen aus. Aber wie ein Mann.
    Füße knirschten über die Trümmer, Noddall kam. Vorsichtig preßte er einen Krug an seine Brust. »Ich kann leider noch nicht an die Gläser heran, Sir«, sagte er. Sein Blick haftete an Bolithos Gesicht; wahrscheinlich hatte er die Augen fest zugekniffen, als er sich an den Schrecknissen unten vorbeigetastet hatte. Bolitho hob den Krug an die Lippen. »Aber das ist doch mein bester Wein!«
    Noddall betupfte sich die Augen und nickte ängstlich. »Aye, Sir, der Rest davon. Die anderen Flaschen sind bei der Schlacht kaputtgegangen.«
    Genußvoll nahm Bolitho einen kräftigen Schluck; er konnte ihn brauchen. Es war ein langer Weg gewesen von jenem Laden in der St. James' Street bis hierher.
    Und in wenigen Wochen würden sie wieder gefechtsklar sein. An die fehlenden Gesichter würde man sich zwar noch erinnern, doch schon ohne den Schmerz, der jetzt noch wuchs. Die Schrecken des Kampfes würden dann zu Kriegsruhm geworden sein, der Mut der Verzweiflung zur Pflicht gegenüber König und Vaterland.
    Mit einem bitteren Lächeln erinnerte er sich der Worte, die ihm seit so vielen Jahren geläufig waren: im Namen des Königs.
    Da hörte er Penns helle Stimme: »Ich habe wirklich etwas Angst gehabt, Mr. Mudge.« Eine unsichere Pause. »Aber nur etwas.«
    Der Alte sah über das Deck zu Bolitho hinüber und erwiderte dessen Blick. »Angst, Junge? Ach du lieber Gott, dann kann er nie Kapitän werden, nicht wahr, Sir?«
    Bolitho lächelte. Dieses Wissen teilten nur er und Mudge miteinander, und der wußte es besser als die meisten anderen: die grimmige Wahrheit der Schlacht taugte nicht für Kinder. Dann musterte er wieder sein Schiff und die glänzende Schulter der Gallionsfigur, die neben dem Bug hervorsah.
    Die Undine ist die wahre Siegerin, dachte er, plötzlich sehr dankbar dafür, daß sie ihm erhalten geblieben war.

Epilog
    Leutnant Thomas Herrick trat in die Kapitänskajüte, den Hut vorschriftsmäßig unter den linken Arm geklemmt. »Sie haben mich rufen lassen, Sir.«
    Bolitho stand an einem offenen Fenster und blickte auf das Seegras hinunter, das sich im klaren Wasser hob und senkte, und auf die Fische, die darin spielten.
    Es war Nachmittag, und längs der Küste von Pendang Bay wiegten sich die Palmen mit winkenden Wedeln und in einem Dutzend Grünschattierungen in der stetigen Brise. Gutes Segelwetter, dachte er geistesabwesend, aber nicht für die Undine. Noch nicht.
    Er wandte sich um und deutete auf einen Stuhl. »Setzen Sie sich, Thomas.«
    Neugierig sah Herrick nach den geöffneten Depeschen, die heute an Bord gekommen waren. Eine Brigg hatte Befehle und Nachrichten aus Madras gebracht.
    »In Kürze läuft wieder ein Indienfahrer ein, Thomas. Diese Depesche hier ist vom Admiral des

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