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Der Piratenfuerst

Der Piratenfuerst

Titel: Der Piratenfuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Küstengeschwaders. Er schickt neue Leute als Ersatz für unsere Verluste in der Schlacht.«
    Wie leicht sich das aussprach: Verluste. Er war sich bewußt, daß Herrick ihn beobachtete und denselben Erinnerungen nachhing.
    Von den Schäden, die Le Chaumareys' Kanonen am Schiff angerichtet hatten, war nicht mehr viel zu sehen. Frische Farbe bedeckte die reparierten Holzteile, und der Geruch nach Teer und Hobelspänen durchzog das ganze Schiff. Einen Monat und zwei Tage war es her, daß sie Bord an Bord mit der Argus gekämpft hatten, aber trotz der schweren Arbeit und der Genugtuung, das Schiff wieder im alten Zustand zu sehen, hatte Bolitho die Bilder des Kampfes noch so deutlich vor Augen, als sei es gestern gewesen.
    Und wie sie gearbeitet hatten! Vielleicht war das für die ganze Mannschaft ebenso nötig gewesen wie für ihn selbst, und sei es auch nur, um die Erinnerungen noch eine Weile zu verdrängen.
    Einzelheiten kamen hoch, wenn man es am wenigsten erwartete: Midshipman Penn, wie er sich vor einem rücklaufenden Geschütz duckte, in Rauch gehüllt, während die Bedienung schon wieder mit Ausputzer und Rammstock vorstürzte. In einer Wolke fliegender Splitter war ein Mann an Deck geschleudert worden und lag jetzt da, blicklos in den Himmel starrend; Penn wollte ihm helfen, sprang aber erschrocken zur Seite, als der Mann ihn am Handgelenk packte. Er mußte im selben Moment gestorben sein. Und Armitage, der nach Davys Tod dessen Enterkommando unter die sausenden Klingen geführt hatte: trotz seiner Ungeschicklichkeit, obwohl er in diesem Moment fast starr und blind vor Entsetzen gewesen war, hatte er alle seine Kraft zusammengerafft, nur um zu erfahren, daß sie nicht ausreichte.
    Und nach der Schlacht der Gestank und Lärm, und nicht zuletzt der bis zum Delirium betrunkene Schiffsarzt, den drei seiner Gehilfen mit Gewalt in den Verbandsraum zurückzerren mußten.
    Nachdem das wilde Hurrageschrei dem Bewußtsein des schwer erkämpften Sieges gewichen war, hatten sie sich nur um das Nächstliegende gekümmert: Verwundete mußten versorgt, die Toten dem Meer übergeben, die Aufräumungsarbeiten unverzüglich begonnen werden.
    Blickte man auf all das zurück, schien es wie ein Wunder, daß sie Pendang Bay überhaupt erreicht hatten. Die unteren Rahen des Groß- und Vormastes hatten üble Sprünge, der Großmast selbst war dermaßen zersplittert und durchlöchert, daß nur sofortige Notreparaturen an Stagen und Wanten ihn einigermaßen abgesichert hatten – die Arbeit wollte kein Ende nehmen. Unter der Wasserlinie waren mehr als ein Dutzend Lecks, und in jeder Wache mußte an den Lenzpumpen gearbeitet werden. Mit der übel zugerichteten Argus im Schlepptau, waren sie quälend langsam dem Land und der Sicherheit zugekrochen. Die eroberte Fregatte war inzwischen mit einem Notrigg nach Indien gesegelt, wo sie auf einer Werft schnellstens repariert, neu ausgerüstet und von der East India Company übernommen werden sollte.
    »Sonst noch Instruktionen, Sir?« fragte Herrick.
    Bolitho griff nach der Weinflasche. »Es steht fest, daß Pendang Bay gegen einen anderen Stützpunkt ausgetauscht wird, der zur Zeit noch im Besitz der Holländer ist.« Er blickte auf und sah das Erstaunen in Herricks Augen. »Jetzt, da wir das Fortbestehen der Siedlung gesichert haben, sind die Holländer anscheinend gern zu diesem Tausch bereit.«
    Mit plötzlicher Deutlichkeit erinnerte er sich an das Gesicht Conways, als dieser die erste Depesche öffnete, die Raymond selbst aus Madras gebracht hatte. Heiser hatte er gesagt: »Also war alles umsonst?«
    Raymond hatte den Blick abgewandt. »Nein, Sir. Der andere Stützpunkt im Norden ist für unsere Zwecke weit besser geeignet. Sir Montagu Strang hat es mir erklärt. Sie werden feststellen, daß Ihr Anteil an dem Geschehen höchste Anerkennung gefunden hat.«
    Später, als Raymond das Zimmer verlassen hatte, murmelte Conway bitter: »Höchste Anerkennung, sagt er! Und dann ernennen sie einen anderen zum Gouverneur des neuen Stützpunkts.«
    »Tut mir leid, Sir«, hatte Bolitho geantwortet. »Es ist ein bitterer Sieg.«
    »Bitter?« Überraschenderweise hatte Conway sogar gelacht.
    »Dieser Dienst paßt besser zu einem Krämer als zu einem Seemann, Bolitho. Vergessen Sie das nie!«
    Bolitho schob Herrick einen Becher Wein hin und merkte, daß dieser immer noch auf eine Antwort wartete.
    »Bis unsere Ersatzleute angemustert haben, werden wir hier Patrouille fahren. Ich bin vorläufig der

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