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Der Piratenfuerst

Der Piratenfuerst

Titel: Der Piratenfuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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So viele hatten an diesem Tag den Tod gefunden. So viele vertraute Gesichter wurden einfach ausgelöscht. Und manche, die übriggeblieben waren wie jene beiden zerlumpten Soldaten mußten jetzt sehen, wie sie ihr Leben fristen konnten. »Wir taten unser Bestes, Sir«, sagte er gedämpft.
    Der Admiral sah ihn nachdenklich an. »Das stimmt. Sie haben vielleicht den Krieg nicht gewonnen, aber Sie haben uns eine gewisse Frist verschafft. Zeit, um zu Atem zu kommen und den Tatsachen ins Gesicht zu sehen.«
    »Sie denken, daß der Friede nicht lange dauern wird, Sir?«
    »Ein Feind bleibt immer ein Feind, Bolitho. Nur die endgültig Besiegten sind friedlich. O ja, wir werden wieder kämpfen, seien Sie sicher.« Er setzte sein Glas nieder und fragte in scharfem Ton: »Und nun Ihr Schiff. Sind Sie soweit?«
    Bolitho hielt seinem Blick stand. »Mir fehlen immer noch Seeleute, aber das Schiff selbst ist so klar, wie es nur sein kann. Vor zwei Tagen habe ich es aus der Werft schleppen lassen; jetzt liegt es in Spithead vor Anker, bis aller Proviant an Bord ist.«
    »Wie viele Leute fehlen Ihnen?«
    Fünf Worte nur, aber da gab es kein Drumherumreden.
    »Fünfzig, Sir. Aber meine Offiziere bemühen sich weiter.« Der Admiral verzog keine Miene. »Aha. Nun, das ist Ihre Sache. Ich werde Ihnen ein Patent zur Anwerbung von Freiwilligem auf den Gefängnishulken im Hafen von Portsmouth besorgen.«
    »Traurig, daß wir auf Sträflinge angewiesen sind«, warf Bolitho ein.
    »Es sind Männer – mehr brauchen Sie im Moment nicht. Wie die Dinge liegen, tun Sie vielleicht manchem dieser armen Teufel etwas Gutes damit. Die meisten sollten in die amerikanischen Strafkolonien verschifft werden. Jetzt, da wir Amerika los sind, müssen wir uns nach anderen Möglichkeiten umsehen. Man spricht von der Botany Bay in Neu-Holland; aber das kann natürlich bloß ein Gerücht sein.«
    Er stand auf und trat ans Fenster. »Ich kannte Ihren Vater und war sehr betrübt, als ich von seinem Tod hörte. Er starb, als Sie in Westindien waren, glaube ich?« Er wartete die Antwort nicht ab. »Gerade dieser Auftrag wäre etwas für ihn gewesen. Da hätte er sich so richtig beweisen können: auf sich selbst angewiesen und auf Sofort-Entscheidungen, die ihren Urheber vernichten können, wenn sie falsch sind. Alles das, wovon ein junger Fregattenkapitän träumt – hab' ich recht?« »Jawohl, Sir.« Bolitho erinnerte sich deutlich daran, wie sein Vater bei ihrem letzten Zusammensein ausgesehen hatte. Am selben Tage war er mit der Phalarope nach Westindien abgesegelt. Ein müder, gebrochener Mann, den der Verrat seines ältesten Sohnes verbittert hatte. Hugh war sein Augapfel gewesen. Er war fünf Jahre älter als Richard, ein geborener Spieler und Abenteurer, und schließlich hatte er einen Kameraden, einen Offizier, im Duell getötet. Schlimmer noch: er war nach Amerika geflohen, hatte sich dort den Revolutionären angeschlossen und ein Kaperschiff gegen die Engländer geführt. An dieser Nachricht war sein Vater gestorben, ganz gleich, was der Doktor als Todesursache genannt hatte.
    Bolitho faßte sein Glas fester. Einen großen Teil seiner Prisengelder hatte es gekostet, das Land zurückzukaufen, das sein Vater hatte veräußern müssen, um Hughs Schulden zu bezahlen. Aber seine Ehre konnte er nicht zurückkaufen. Gut, daß Hugh tot war. Hätten sie sich je getroffen – Richard Bolitho hätte seinen Bruder umbringen können für das, was er getan hatte.
    »Noch Wein?« Winslade schien selbst in Gedanken gewesen zu sein. »Sie segeln also zunächst nach Madras. Dort melden Sie sich bei... Nun, das lesen Sie noch in Ihrer Segelorder. Hat keinen Sinn, es jetzt schon be kanntzugeben. Könnte ja sein, Sie kriegen Ihr Schiff doch nicht voll bemannt, eh?«
    »Ich schaffe es schon, Sir. Und wenn ich persönlich nach Corn-wall fahren muß.«
    »Das wird hoffentlich nicht nötig sein.«
    Winslade wechselte das Thema. »Während des amerikanischen Krieges haben Sie wahrscheinlich gemerkt, daß die Zusammenarbeit zwischen den militärischen und den zivilen Dienststellen sehr zu wünschen übrig ließ. Die Truppen kämpften, schlugen ihre Schlachten und vertrauten auf keine der beiden Instanzen. Dazu darf es nicht wieder kommen. Ihr neuer Auftrag müßte eigentlich von einem ganzen Geschwader ausgeführt werden und unter der Flagge eines Admirals. Aber das würde Aufsehen erregen, und gerade das will das Parlament angesichts der Unsicherheit dieses Friedens vermeiden.«

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