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Der Piratenfuerst

Der Piratenfuerst

Titel: Der Piratenfuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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höchst schockierten Noddall und sogar Allday, als hätte sie das Kommando übernommen. Sie wollte den Schiffsarzt holen lassen, aber Bolitho hatte das kurz abgelehnt: »Ich bin nicht verwundet! Die Kugel hat bloß meine Uhr getroffen – Schweinerei, verdammte!« Da hatte sie mit lautem Lachen den Kopf zurückgeworfen. Diese unerwartete Reaktion hatte ihn geärgert; aber dann hatte sie, außerstande, ihr Lachen zu unterdrücken, seine Hand ergriffen, und da hatte er zu seiner eigenen Überraschung mitlachen müssen. Vielleicht hatte gerade das mehr als alles andere dazu beigetragen, daß er sich wieder fing und die nervöse Spannung verlor, die er bis zu diesem Moment gewaltsam verborgen hatte.
    Etwas davon mußte jetzt noch auf seinem Gesicht zu lesen sein, denn sie fragte leise: »Darf ich's wissen?«
    Er lächelte verlegen. »Woran ich denke? Ich dachte nur an meine Uhr.«
    Er sah, daß ihre Lippen wieder zu zucken begannen. Warum hatte er eigentlich nie bemerkt, wie zart ihr Kinn und ihr Hals geformt waren? Erst jetzt fiel es ihm auf, da es zu spät war. Er fühlte, daß er rot wurde. Wieso eigentlich?
    Sie nickte. »Es war grausam von mir, so zu lachen. Aber Sie machten ein so wütendes Gesicht, während jeder andere zunächst einmal dankbar gewesen wäre.«
    Da rief Herrick: »Klar zum Ankern, Sir«, und sie wandte den Kopf ab.
    »Machen Sie weiter, Mr. Herrick!« sagte Bolitho.
    »Aye, Sir«, antwortete Herrick, aber seine Augen hafteten an der Frau. Dann begab er sich eilig zur Reling und kommandierte: »An die Leebrassen!«
    Leicht und elegant drehte die Undine in den Wind, und schließlich fiel ihr Anker spritzend in das seidig blaue Wasser.
    Puigserver deutete auf eine kleine Prozession von Booten, die sich bereits dem Schiff näherte. »Jetzt beginnt die Zeit der Zeremonien, Captain. Der arme Rojart hätte daran seine Freude gehabt.«
    Er war jetzt ein ganz anderer Mann, mit stahlhartem Blick, tatendurstig seine Pläne schmiedend. Hinter ihm beobachtete Raymond die näher kommenden Boote mit eher nervöser Spannung.
    Der Anker war gesteckt, alle Segel sauber gerefft; reges Leben herrschte auf den Decks der Undine, denn die Mannschaft traf Vorbereitungen, um Proviant, Besucher, oder was sonst befohlen wurde, an Bord zu nehmen. Und vor allen Dingen, um notfalls innerhalb weniger Stunden wieder seeklar zu sein.
    Bolitho wußte, daß er von einem Dutzend verschiedener Seiten zugleich gebraucht wurde. Schon sah er den Zahlmeister herumschleichen, der sich bemühte, das Auge des Kapitäns auf sich zu lenken. Auch Mudge kam näher, offenbar mit einer Frage oder einem Vorschlag.
    »Vielleicht sehen wir uns an Land, Mrs. Raymond«, sagte er ernst. Die anderen hörten zu; er spürte ihre verstohlenen Blicke, ihr Interesse. »Es war keine leichte Reise für Sie, und ich würde Ihnen gern danken für Ihre – äh –«, er zögerte, denn schon wieder begannen ihre Lippen vor unterdrücktem Lachen zu zittern -, »Ihre Nachsicht.«
    Ebenso ernsthaft erwiderte sie: »Und ich darf Ihnen meinerseits danken für Ihre – Kameradschaft.«
    Bolitho setzte zu einer Verneigung an, doch sie streckte ihm die Hand hin und sagte: »Bis zum nächsten Mal also, Captain.«
    Er nahm ihre Hand und führte sie an die Lippen. Dabei spürte er einen ganz leichten Druck ihrer Finger, und als er ihr ins Gesicht sah, merkte er, daß es kein Zufall war.
    Dann war alles vorbei. Die Herren vom Empfangskomitee des Gouverneurs umringten ihn, und er mußte seine Depeschen dem Kommandanten des Regierungsbootes übergeben. Dann löste sich eine Barkasse mit grellbuntem Sonnendach aus dem dunklen Schatten der Undine; er sah seine Passagiere im Heck sich noch einmal nach ihm umblicken. Mit jedem Schlag der Riemen wurde das Boot kleiner.
    »Sie sind sicher froh, Sir, daß Sie die Kajüte jetzt wieder für sich haben«, bemerkte Herrick munter. »Lange genug hat es ja gedauert.«
    »Ja, Thomas. Da bin ich wirklich froh.« »Und jetzt, Sir, was zusätzliche Männer betrifft...« Herrick hatte Bolithos Lüge durchschaut und hielt es für klug, unverzüglich das Thema zu wechseln.
    Erst am späten Nachmittag erhielt Bolitho die Aufforderung, persönlich beim Gouverneur vorzusprechen. Er hatte schon gedacht, dieser Teil seiner Mission sei gestrichen worden oder sein Status in Madras so tief gesunken, daß man ihn sich auf Armeslänge vom Leibe hielt, bis er von der Obrigkeit mit den entsprechenden Befehlen versehen wurde.
    Die Gig der Undine trug ihn,

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