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Der Piratenfuerst

Der Piratenfuerst

Titel: Der Piratenfuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Herrick und Midshipman Keen an Land, obwohl ein hochnäsiger Abgesandter ihn überreden wollte, ein Hafenboot sei passender und bequemer.
    Am Kai wartete eine offene Kutsche, um sie zum Gouverneurspalast zu bringen; während der ganzen langen Fahrt wechselten sie kaum ein Wort. Die grellen Farben, die wimmelnden, schwatzenden Menschen, überhaupt die Fremdartigkeit der Stadt nahmen ihre Aufmerksamkeit voll in Anspruch. Bolitho fand die Menschen außerordentlich interessant, schon wegen der unterschiedlichen Hautfarben: vom hellen Braun, nicht dunkler als die Sonnenbräune des jungen Keen, bis zum Tiefschwarz wie dem der Krieger, die er in Afrika gesehen hatte. Männer mit Turbanen und langen, fließenden Gewändern, Rinder und herrenlose Ziegen, alles drängte sich durch die gewundenen Straßen, zwischen den mit Tüchern verhangenen Läden und Bazaren – ein endloses Panorama von Bewegung und Lärm.
    Die Residenz des Gouverneurs glich mehr einer Festung als einem Haus und hatte Schießscharten in den Mauern, die von indischen Soldaten wohlbewacht wurden. Diese Gardisten waren besonders eindrucksvoll. Zu Turban und Bart trugen sie die wohlbekannten roten Röcke der britischen Infanterie und weite blaue Pumphosen mit hohen weißen Gamaschen.
    Herrick de utete auf die Fahne, die schlaff, fast reglos an ihrem hohen Mast hing, und murmelte: »Das wenigstens ist ein Stück Heimat.«
    Trat man aber durch das Tor in den kühlen Schatten des Hauses, so war man wieder in einer anderen We lt. Die riesigen Torflügel schlossen den Lärm der Straße aus, und überall spürte man eine seltsame Atmosphäre, eine Mischung aus Wachsamkeit und Eleganz: prächtige Teppiche, schwere Messingornamente, bloßarmige Diener, so lautlos wie Geister, und gekachelte Gänge, die labyrinthartig in alle Richtungen führten.
    Der Adjutant sagte geschmeidig: »Seine Exzellenz wird Sie sofort empfangen, Captain.« Und mit einem wenig begeisterten Blick auf die anderen: »Allein.«
    »Mr. Keen bleibt hier für den Fall, daß ich eine Nachricht zum Schiff senden muß«, sagte Bolitho zu Herrick. »Und Sie können Ihre Zeit nutzen, wie es Ihnen beliebt.« Er trat etwas näher heran, damit der Adjutant das folgende nicht verstand.
    »Und sehen Sie sich ein bißchen nach zusätzlichen Leuten um – vergessen Sie das nicht!«
    Herrick grinste erleichtert, möglicherweise weil er jetzt nicht mehr auf dumme Fragen zu antworten brauchte, mit denen ihn seit dem Festmachen alle möglichen Besucher überfallen und in Atem gehalten hatten. Ein britisches Kriegsschiff schien weit mehr Interesse zu erregen als die ständig ein- und auslaufenden Handelsschiffe. Es war ein Bindeglied zur Heimat, eine Andeutung von dem, was diese Menschen hinter sich gelassen hatten, als sie auszogen, um ein Weltreich aufzubauen.
    »Viel Glück, Sir«, sagte Herrick. »Das hier ist ein gewaltiger Unterschied zu Rochester.« Damit ging er.
    Der Adjutant sah ihm nach und warf dann einen uninteressierten Blick auf Keen. »Wenn Sie wünschen«, sagte er, »kann ich diesen jungen Herrn in die Offiziersmesse bringen lassen.«
    Bolitho lächelte. »Hier wird er sich bestimmt viel wohler fühlen.«
    Gelassen erwiderte Keen den starren Blick des Adjutanten und sagte: »Davon bin ich überzeugt, Sir.« Und er konnte sich nicht enthalten, hinzuzufügen: »Mein Vater wird sich freuen zu erfahren, wie gastfreundlich man hier ist, wenn ich ihm nächstens schreibe.«
    Bolitho ergänzte, schon im Weggehen: »Seinem Vater gehört ein erklecklicher Teil dieser Handelsniederlassung.«
    Der Adjutant sagte nichts weiter, sondern eilte schweigend durch den prächtigen Korridor voran. Er öffnete Doppeltüren und verkündete mit aller Würde, derer er noch fähig war: »Captain Richard Bolitho von Seiner Majestät Schiff Undine.«
    Bolitho kannte zwar den Namen des Gouverneurs, wußte aber sonst nicht viel von ihm. Sir Montagu Strang verschwand fast hinter einem mächtigen Schreibtisch aus Ebenholz mit silbernen Füßen in der Form von Tigerpfoten. Strang war klein, grauhaarig und schmächtig, und seine bleiche Gesichtsfarbe deutete auf ein kürzlich überstandenes Fieber. Sein schmaler Mund lächelte nicht, und unter den buschigen Brauen hervor betrachtete er den auf einer blauen Teppichgalerie näher tretenden Bolitho, wie ein Jäger seine Beute belauert.
    »Willkommen, Bolitho.« Die Winkel des schmalen Mundes hoben sich nur so wenig, als schmerze ihn schon diese winzige Anstrengung.
    Doch dann bemerkte

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