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Der Piratenlord

Titel: Der Piratenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
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lag. deutlich schwer im Wasser. Von seinem Standort aus konnte er nur wenige Kanonen sehen, und er zählte gut zwölf Besatzungsmitglieder, weit weniger als seine dreiundsechzig Männer. Eine leichtere Beute hätte er sich kaum wünschen können.
    Ach ja. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Du bist eine Schönheit, meine Liebe, und du trägst eine sehr wertvolle Fracht. Das wird so leicht wie eine Weinlese sein.
    Er konnte es kaum bis morgen abwarten.
    Petey kletterte hinaus auf die Reuelrah, um das Skysegel einzurollen. Doch seine Gedanken beschäftigten sich mit der rätselhaften Miss Willis.
    Zwei Wochen war es her, dass er sich mit der zierlichen jungen Dame unterhalten hatte, und sie bestand noch immer darauf, dass er jede Nacht die Frauen bewachte. Sie hatte sogar den Captain dazu gebracht, ihn dort unten ständig zum Dienst einzuteilen. Er hatte gehofft, dass er damit aufhören könnte, wenn die Männer begriffen hatten, dass er es ernst meinte, doch Miss Willis traute niemandem. Sie wollte, dass er jede Nacht dort anwesend war.
    Petey wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn, fädelte die Leine durch den Block und kletterte vorsichtig auf der Reuelrah zurück. Allerdings hatte seine Lordschaft ihn darauf vorbereitet, dass die Miss ganz schön schwierig sein konnte. Wenigstens hielt sie sich an ihren Teil der Vereinbarung. Gott sei Dank hatte es keine weiteren Auseinandersetzungen zwischen ihr und den Matrosen gegeben. Und das allein lohnte schon die schlaflosen Nächte, die er mit der Bewachung der Frauen auf dem Orlopdeck verbrachte.
    Abgesehen von der ersten Nacht, war es eigentlich gar nicht so schlimm gewesen. Da waren die Frauen recht argwöhnisch gewesen, und die Kinder hatten ihm durch die Gitter zugesehen, wie er seine Hängematte zwischen den Zellen aufgehängt hatte. Es war wirklich keine ruhige Nacht gewesen. Ein Matrose nach dem anderen hatte den Kopf durch die Luke gesteckt, obwohl der Captain ihnen befohlen hatte, an Deck zu bleiben, wenn sie unten nichts zu erledigen hatten. Doch nachdem sie endlich begriffen hatten, dass Petey sie dazu bringen wollte, die Anweisungen des Captains zu befolgen, hatten sie die Versuche aufgegeben.
    Danach hatten die Frauen seine Anwesenheit schweigend hingenommen. Einige hatten sich sogar getraut, ihm zu danken. Ein junges Mädchen, ein süßes kleines Ding namens Ann, hatte ihm etwas von ihrem Abendessen angeboten. Da die Frauen aus ihren Essensrationen bessere Mahlzeiten bereiteten als der Koch, hatte er gern ein wenig angenommen.
    Natürlich war die Besatzung wütend über seine Einmischung, doch das kümmerte ihn nicht. Sein wahrer Arbeitgeber, der Earl, zahlte ihm das Dreifache seiner Matrosenheuer. Für so viel Geld würde er mit ihnen allen kämpfen, wenn es sein musste.
    Zum Glück hatte er nur einen Mann verprügeln müssen, doch der war betrunken gewesen. Die anderen Matrosen hatten versucht, ihm das Leben zu vermiesen, was ihn jedoch nicht störte. Der Erste Offizier schickte ihn so oft wie möglich zur Reuelrah hinauf, um ihn zu strafen. Obwohl der schmächtige Petey sowieso der geeignetste Mann war, war das Zusammenrollen des Skysegels für die meisten Matrosen keine angenehme Aufgabe, weil sie so gefährlich war.
    Was der Erste Offizier nicht wusste, war, dass Petey gern oben in der Takelage war. Dort konnte er sich den feinen salzigen Wind um die Ohren wehen lassen und sehen, wie sich der Ozean bei Sonnenaufgang in einen mit blitzenden Diamanten übersäten Teppich zu verwandeln schien. Nachdem sie nun das kalte, trostlose England hinter sich gelassen hatten, schwitzte er gern unter der tropischen Sonne. Außerdem erledigte er lieber gefährliche Aufgaben als so schmutzige wie das Teeren der Leinen.
    Er schaute hinab und sah eine kleine Gruppe Frauen das Deck schrubben. Die Gefangenen waren schichtweise zur Arbeit eingeteilt worden, und das schien ihnen nichts auszumachen, da sie ja nun die oberen Decks betreten durften. Er beobachtete sie einen Moment lang. Sie schufteten wirklich. Besser sie als er.
    Er blickte auch zu den anderen Männern hinüber, die die
    Frauen mit nur mäßigem Interesse musterten. Nachdem sich die Männer in der letzten Nacht in Praia gründlich vergnügt hatten, regte sich in ihnen nur wenig Verlangen nach den gefangenen Frauen.
    Doch das würde nicht so bleiben. Petey wusste das nur zu gut. Nachdem er die Frauen zwei Wochen lang bewacht hatte, bedauerte er es jetzt seltsamerweise, dass sie bald wieder

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