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Der Preis der Ewigkeit

Der Preis der Ewigkeit

Titel: Der Preis der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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Beobachterin. Weniger als ein Geist. Ich war nichts.
    Unwiderstehlich lockten mich seine blauen Augen und ich streckte die Hand nach ihm aus. Für einen Sekundenbruchteil bildete ich mir ein, die Wärme seiner zarten Haut zu spüren, die winzigen Finger, und ich lächelte.
    „Hi“, wisperte ich. „Du bist aber ein hübscher kleiner Mann.“
    Er starrte den Fleck Luft an, in dem ich stand, und ich konnte kaum atmen. Er war perfekt. Calliope würde ihn mir nicht wegnehmen. Ich würde es nicht zulassen.
    „Milo.“ Der Name war mir entschlüpft, bevor ich darüber nachdenken konnte, doch sobald er in der Luft hing, schien er sich um das Baby zu legen und so sehr ein Teil von ihm zu werden wie das dunkle Haar oder meine unermessliche Liebe.
    Ja. Milo.
    Ein Wutschrei durchbrach den Zauber zwischen uns, und Milo begann wieder zu weinen, noch lauter als zuvor. Wieder versuchte ich, ihn zu berühren, ihm jedes bisschen Trost zu spenden, das ich konnte, falls er meine Anwesenheit wirklich spürte, doch meine Hand glitt durch ihn hindurch. Sein Weinen wurde nur noch schriller.
    „Calliope!“
    Ich erstarrte. Henry.
    Hin- und hergerissen zwischen Milo und Henry verharrte ich zögernd neben der Wiege. Jemand hatte die Tür des Kinderzimmers weit genug offen gelassen, dass ich hindurchpasste, und sosehr es mich auch schmerzte, das Baby zu verlassen, musste ich doch wissen, wo Henry war. Wenn er sich vor dem Kinderzimmer aufhielt – wenn er von Milo wusste und ihn retten wollte …
    Bitte, bitte, bitte, mach, dass er es weiß .
    Ich sprintete durch die Tür, hinaus in einen Flügel des Palasts, den ich nie zuvor gesehen hatte. Die Wände erstrahlten in purem Gold, nicht steinern wie in meinem Gefängnis, und der tiefblaue Teppich war perfekt abgestimmt auf die Seidenvorhänge, die an der Außenwand angebracht waren. Der Korridor schien sich fast über die gesamte Länge des Palasts zu erstrecken, und Calliope stand in der Mitte, nur wenige Meter entfernt von Henry.
    Er hatte mich am Ufer des Styx aus den Fängen des Todes gerettet. Er hatte um unser aller Leben gekämpft, als Calliope mich im Tartaros mit Ketten gewürgt hatte. Er war der Herr der Unterwelt, König der Toten, und einer der mächtigsten Götter aller Zeiten.
    Doch nie zuvor hatte ich seine Macht als so furchteinflößend empfunden. Wie in schwarzen Wellen ging sie von ihm aus, erschütterte die Grundfesten des Palasts, und auch wenn ich nicht wirklich da war, hatte ich zum ersten Mal im Leben ernsthaft Angst vor ihm.
    Doch in diese Angst mischte sich Befriedigung, und als ich mich Calliope näherte, erfüllte mich Verachtung. Henry würde sie vernichten. Was auch immer diese Waffe war, die sie zu besitzen behauptete, sie konnte es unmöglich mit der puren Rage aufnehmen, die ihn umhüllte und seine Macht nährte. Nur ein Titan konnte einen Gott töten und Calliope war genau wie ich: unsterblich. Nicht mehr und nicht weniger.
    Eine Explosion ließ die Mauern erbeben und Panik erfasste mich. Milo. Henry hatte keine Ahnung, dass er hier war, dass Calliope zwischen ihm und seinem Sohn stand. Vielleicht wusste er nicht einmal, dass sein Sohn existierte. Und wenn er den Palast zum Einsturz brachte …
    Ein einziger Gedanke genügte und unser Sohn würde sterben.
    Hastig eilte ich zurück zum Kinderzimmer, doch bevor ich Milos Gesicht über den Rand der Wiege hinweg erspähen konnte, verschwanden die rotgoldenen Wände.
    Ich blinzelte schwer atmend und brauchte mehrere Sekunden, um mich zu orientieren. Kronos hielt mich am Arm, seine Hände fühlten sich noch immer wie Feuer auf meiner Haut an, und Ava wartete auf der anderen Seite neben mir. Wir standen in einem dunkelblau-goldenen Korridor, doch außer uns war niemand hier.
    War es vorbei? Hatten wir es verpasst?
    Nein, unmöglich. Meine Visionen zeigten immer die Gegenwart. In die Vergangenheit oder Zukunft konnte ich nicht blicken. Henry und Calliope waren irgendwo in der Nähe. Es musste so sein. Über uns, in den unteren Etagen …
    „Kate, meine Liebe.“ Wie Eis glitt Kronos’ Stimme mir das Rückgrat hinab. „Bist du mein?“
    Niemals. Nicht in einer Million Jahren und wenn wir die letzten Wesen im Universum wären. Nicht einmal, wenn meine einzige Alternative darin bestünde, die Ewigkeit begraben unter Felsbrocken zu verbringen.
    Doch es würde nur noch wenige Augenblicke dauern, bis der Palast unter dem Ansturm der Kräfte zusammenstürzte, und ich musste Milo retten. Wenn ich dafür ein Versprechen

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