Der Preis der Liebe
klopfte vor Angst. „Und wenn Sie kein Engagement bei einem der Londoner Theater findet? Die meisten Schauspielerinnen fangen bei Wandertheatern an. Sie werden miserabel bezahlt, von den Direktoren schlecht behandelt und immer wieder von verliebten Trunkenbolden belästigt. Das ist kein Leben für sie, begreifen Sie das nicht? Sie ist viel zu schade dafür.“ Verdammt, wenn sie sich nun wirklich einer wandernden Truppe anschloss? Wenn er sie nicht finden konnte? Oder wenn ihr etwas passierte, bevor er sie fand?
„Sie sind aufrichtig besorgt um sie“, stellte sie verwirrt fest. „Natürlich bin ich besorgt! Was haben Sie denn gedacht, Sie ..." Er verstummte, um seinen Zorn zu zügeln - und seine Angst zu unterdrücken. „Bitte, Lady Helena, ich flehe Sie an.
Verraten Sir mir, wo ich sie finden kann!“
Sie schluckte. „Was für einen plausiblen Grund können Sie mir denn nennen, der rechtfertigt, dass ich Rosalinds Vertrauen in mich enttäusche?“
Er sprach es aus, ohne überhaupt nachzudenken. „Ich liebe sie. Ich liebe Ihre Schwester. Ich muss mich vergewissern, dass sie wohlauf ist.“
Es ist wahr, erkannte er schockiert. Wenn Liebe bedeutete, dass er sie mehr als die Luft zum Atmen brauchte, dass es ihm wichtiger war, sie in Sicherheit zu wissen, als sie für sich zu gewinnen - dann liebte er sie mit einer Inbrunst, die ihn sowohl erschreckte als auch in Hochstimmung versetzte. Sie hatte ihm in die Seele geblickt und ihn durchschaut. Schon allein aus diesem Grund musste er sie finden - um ihr zu danken, um ihr zu sagen, dass ihre Worte bei ihm auf fruchtbaren Boden gefallen waren.
Und wenn sie ihn dann immer noch lieben konnte, dann würde er sie nie wieder gehen lassen, bis ans Ende seines Lebens. Wenn sie es nicht konnte ...
Der Atem stockte ihm. Nein, diese Möglichkeit würde er erst später in Betracht ziehen. Zuerst musste er feststellen, ob es ihr gut ging. Lady Helenas skeptischem Blick nach zu urteilen, würde sich das möglicherweise als schwierig erweisen.
„Sie lieben sie?“ wiederholte sie empört. „Sie haben eine merkwürdige Art, das zu zeigen!“
„Dessen bin ich mir sehr wohl bewusst. Ich habe jedoch vor, in dieser Hinsicht an mir zu arbeiten. Zuerst aber brauche ich Ihre Hilfe. Sie müssen mir sagen, wo sie sich in London aufhält.“
Einen Moment lang sah es so aus, als geriete sie ins Wanken. Ihre Unterlippe bebte, und sie rang die Hände. Dann antwortete sie leise: „Ich ... ich kann nicht. Ich habe es ihr versprochen.“ Sie schaute ihn ernst an. „Außerdem haben Sie in den letzten Tagen so oft gelogen, dass ich es nicht mehr erkennen kann, wenn Sie die Wahrheit sprechen.“
Das Herz wurde ihm schwer. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sich sein Verhalten jetzt so rächen würde. Ihm wurde schlecht bei dem Gedanken, dass Rosalind allein reiste und ohne Schutz in Gasthäusern logierte. Und was war, wenn sie erst London erreicht hatte? Sie würde wahrscheinlich ohne Geld und ohne Freunde durch die Straßen laufen und nach einem Engagement suchen. Und das alles nur wegen seines kindischen Benehmens in der letzten Nacht und wegen seiner arroganten Annahme, er könne sie für seine haarsträubenden Pläne als Komplizin gewinnen.
„Also gut“, meinte er zu Lady Helena. „Sie tun das Ihre, ich das meine.“ Voller Zorn und Verzweiflung fügte er hinzu: „Ich finde sie, und wenn ich jedes gottverdammte Theater in diesem Land abklappern muss. Und ich schwöre Ihnen - wenn ihr auch nur das geringste Leid zugestoßen ist, dann werde ich Sie dafür verantwortlich machen!“
Er wandte sich zum Gehen, aber sie hielt ihn zurück. „Ich gebe Ihnen dasselbe Versprechen, Mr. Knighton. Einmal haben Sie meiner Schwester bereits das Herz gebrochen. Wenn Sie es jetzt wieder tun, dann reiße ich Ihnen Ihres bei lebendigem Leib heraus!“
Er erwiderte nichts und blickte sich nicht einmal nach ihr um. Doch im Fortgehen hörte er, wie Daniel zischte: „Nun, der arme Mann hat wenigstens ein Herz, Mylady, was man von Ihnen nicht behaupten kann!“ Dann folgte er Griffith.
Mit Tränen in den Augen schaute Helena den beiden Männern nach, als sie die Treppe hinabstiegen. Wie konnte Daniel Brennan es wagen, sie herzlos zu nennen? Wenn jemand kein Herz hatte, dann war es dieser Sohn eines Straßenräubers, der seinem Arbeitgeber geholfen hatte, sie alle zu täuschen und zu vernichten, und sogar noch Geld dafür genommen hatte. Wie konnte er es nach all seinen Lügen wagen, sie zu
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