Der Preis der Liebe
zurückgezogen! Sie konnte nicht viel Bargeld bei sich haben, sie war ganz allein, und es gab überall Schurken, die an den Straßen und in den Gasthäusern lauerten.
Das Blut gefror ihm in den Adern. Rosalind war noch nie im Leben in London gewesen. Sie hatte keine Ahnung von den Bösewichten, die es auf die Frauen abgesehen hatten, die allein nach London kamen. Selbst seiner Amazone würde es schwer fallen, sich gegen sie zur Wehr zu setzen. Er sah zu Daniel hinüber, und dessen angespannter Gesichtsausdruck verriet ihm, dass dieser wohl ähnliche Befürchtungen hegte.
„Wann ist sie aufgebrochen?“ fragte Griffith heiser.
„Kurz nach Mitternacht.“
„Nach Mitternacht!“ wiederholte Daniel, ehe Griffith antworten konnte. „Himmel, die Frau muss wahnsinnig sein, sich um die Zeit allein auf den Weg zu machen!“
Lady Helena blickte von einem zum anderen. „Es wird schon gut gehen. Sie ist eine großartige Reiterin und ..."
„Sie ist zu Pferd?“ Griffith wurde schwindelig. „Sie reitet ganz allein?“
„Ja“, antwortete sie. Griffith schien Lady Helena nun doch ein wenig mit seiner Angst angesteckt zu haben. „Ihr kann doch nichts passieren, oder?“ erkundigte sie sich. „Ich meine, sie hat Papas Pistole mitgenommen.“
„Hat sie denn schon jemals eine Pistole benutzt?“ Ihm wurde schwindelig vor Sorge.
„Nun ja, eigentlich nicht. Aber Sie kennen Rosalind. Sie kann gut auf sich selbst aufpassen.“
Griffith fluchte ungeniert. Verdammt, hatte denn niemand diese drei je aufgeklärt, welche Gefahren auf Frauen lauerten, die allein reisten?
„Auf sich selbst aufpassen?“ rief Daniel. „Angesichts von Straßenräubern und anderen Verbrechern? Bedenken Sie doch nur, was ihr zustoßen könnte, wenn sie solchen Männern über den Weg läuft!“
Lady Helenas herablassende Miene hätte wahrscheinlich sogar den König selbst in sich zusammensinken lassen. „Sie können nicht viel schlimmer sein als die beiden betrügerischen Schurken, die jetzt gerade vor mir stehen.“
Daniel baute sich vor ihr auf. „Hören Sie, Mylady, ich habe wirklich genug von Ihrem Hochmut, Ihrer ..."
„Schluss jetzt, alle beide! Mir geht es ausschließlich um Rosalind.“ Außerdem hatte Lady Helena Recht, was ihn betraf. Er hatte Rosalind auch nicht viel besser behandelt als irgendein Gauner. Er zwang sich, Lady Helenas Blick standzuhalten. „An welche Adresse will sich Rosalind in London wenden?“ Sie hob nur trotzig das Kinn und sah Rosalind in diesem Moment verblüffend ähnlich.
Zorn stieg in ihm auf. „Sie sagten, Sie seien schon einmal in London gewesen, daher müssten Sie sich eigentlich daran erinnern, wie es dort ist. Ich meine nicht die Bälle und die Feste, sondern die Straßen, durch die Sie gegangen sind, die Taschendiebe in den Hauseingängen, die Betrüger und Kuppler, an denen Ihr Vater Sie wahrscheinlich hastig vorbeigezogen hat. London ist kein Ort für eine schutzlose Frau, schon gar nicht, wenn sie keine Beziehungen hat.“
„Aber sie hat Beziehungen dort“, wandte Lady Helena ein. „Eine Freundin von Mama, ebenfalls Schauspielerin, hilft ihr, ein Engagement und eine Unterkunft zu finden!“
Eine befreundete Schauspielerin? Das beruhigte ihn nicht unbedingt. „Erwartet diese Freundin' Rosalind? Weiß Rosalind sicher, dass sie in der Stadt und nicht irgendwo unterwegs ist, womöglich sogar auf dem Kontinent?“
Betroffen guckte Lady Helena zur Seite. Daran hatte sie offenbar gar nicht gedacht.
„Nennen Sie mir die Adresse dieser Freundin in London“, verlangte Griffith.
„Ich ... weiß sie nicht.“
Er unterdrückte einen Fluch. „Dann ihren Namen.“
„Den kenne ich auch nicht.“
„Und ob Sie ihn kennen! Sie wollen ihn mir nur nicht verraten!“
„Warum sollte ich das auch tun?“ rief sie. „Damit Sie ihr wieder das Herz brechen können?“
Erneut beschlichen ihn Schuldgefühle. „Ich hatte nicht vor, ihr das Herz zu brechen.“
„Vielleicht nicht, aber Sie haben es trotzdem getan.“
„Das ist mir klar, aber das wird sich nicht mehr wiederholen, ich schwöre es. Wenn ich sie finde und sie will mich wirklich nicht mehr heiraten, lasse ich sie in Ruhe.“ Er schluckte. „Ich möchte sie nur noch einmal sehen, damit ich weiß, dass sie in Sicherheit ist, verstehen Sie das denn nicht?“
Lady Helena betrachtete ihn unsicher. „Sie wird bald in London im Theater auftreten. Das sollte für Sie ausreichend Beweis sein, dass sie in Sicherheit ist.“
Sein Herz
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