Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Preis der Liebe

Titel: Der Preis der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
Vom Netzwerk:
Schließlich hatte er auch keinen Titel gehabt, als ihm im Indiengeschäft Erfolg beschieden gewesen war.
    Sein Ehrgeiz hatte eine andere Ursache, und Rosalind hatte es erkannt. Er schloss verzweifelt die Augen. In der Tat war sie freundlicher mit ihm umgegangen, als er verdient hatte. Denn was er anstrebte, war noch kleiner und billiger als das, was sie angedeutet hatte. Bei dieser Erkenntnis wurde ihm ganz flau im Magen.
    Er wollte nicht Rache an seinen Verwandten nehmen, sondern in die Vergangenheit zurückkehren und seinen früheren Klassenkameraden in Eton etwas beweisen. Seine Kindheit sollte nicht mehr mit einem Makel versehen sein. Das war die Bedeutung des Traums.
    Doch man konnte die Zeit nicht zurückdrehen. Alle Titel der Welt würden ihn nicht die Qualen des gedemütigten kleinen Jungen vergessen lassen. Selbst wenn alle, die ihn bisher verachtet hatten, über Nacht plötzlich ihre Meinung änderten, konnte das Dinge nicht ungeschehen machen. Seine Vergangenheit würde ihn ein Leben lang begleiten, ganz gleich, was er auch tat.
    Ich würde dich gern von deinem Schmerz befreien, aber das kann ich nicht. Das musst du selbst tun. Doch du fängst es ganz falsch an.
    Er schlug die Augen auf. Ja, er hatte es ganz falsch angefangen. Aber damit war jetzt Schluss. Er hatte sich wie ein trotziges Kind benommen, das seinen Willen durchsetzen wollte; es war an der Zeit, erwachsen zu werden. Was hatte er davon, wenn er zwar seine Teilnahme an der Delegation erreichte, dadurch jedoch Rosalind verlor? Das durfte er nicht riskieren; ih-re Liebe bedeutete ihm zu viel. Vielleicht hatte sie Recht, und er wusste nicht, wie man liebte, aber er konnte es lernen. Für sie würde er es lernen.
    Er setzte sich auf und betete, dass es nicht schon zu spät war. Trotz seiner Skepsis, was Omen betraf, beunruhigte ihn der letzte Teil seines Traums. Er hinterließ einen unangenehmen Nachgeschmack, eine ungute Vorahnung, die Griffith nicht abschütteln konnte, auch als er längst angezogen war.
    Er ging zum Frühstück und musste feststellen, dass Rosalind nicht da war. Alle anderen waren anwesend, wenngleich sie ihn nicht so freundlich anschauten wie am Morgen zuvor. Lady Juliet war wieder so schüchtern wie am Anfang seines Aufenthaltes. Lady Helena gab sich noch kühler als gewöhnlich. Selbst Daniel würdigte ihn keines Blickes, sondern kaute stumm.
    „Wo ist Rosalind?“ fragte Griffith und setzte sich.
    Lady Helena sah ihn mit unverhohlener Abneigung an, aber ihre Stimme klang überraschend sanft. „Sie sagte mir, sie wolle heute etwas länger schlafen. Offenbar hat sie gestern Nacht jemand ziemlich lange wach gehalten.“
    Er zog eine Augenbraue hoch. So spät war es gar nicht gewesen. Allerdings war der vergangene Tag ziemlich stürmisch verlaufen; es konnte also durchaus sein, dass sie etwas Ruhe brauchte.
    Mit dieser Erklärung begnügte er sich auch, als sie am weiteren Vormittag nicht auftauchte. Er packte seine Sachen und traf letzte Vorbereitungen für die Abreise. Doch als sie selbst zum Mittagessen nicht erschien, das Lady Helena unerklärlicherweise erst um zwei Uhr auftragen ließ, erwachte sein Argwohn.
    Auf Lady Helenas Behauptung hin, Rosalind ruhe sich noch aus, verließ er das Esszimmer und machte sich auf den Weg zu ihrem Schlafzimmer. Er musste mit ihr reden, ihr mitteilen, was er über sich selbst herausgefunden hatte, was sie ihn gelehrt hatte. Er wollte sich vergewissern, dass sie immer noch sein war.
    Lady Helena folgte ihm die Treppe hinauf und schimpfte, dass er doch wenigstens ein gewisses Gefühl für Anstand an den Tag legen solle.
    Das gab ihm den Rest. Er blieb auf der Treppe stehen und betrachtete sie aufgebracht. „Wenn es um Rosalind geht, kenne ich kein Gefühl für Anstand, Madam! Ich bin sicher, sie wird Ihnen das bestätigen, wenn Sie sie fragen!“
    Als Lady Helena errötete, fragte er sich, wie viel Rosalind ihrer Schwester schon erzählt haben mochte. Er wusste nicht, ob er sich deswegen freuen oder schämen sollte.
    Kurz darauf stand er vor Rosalinds Tür und klopfte energisch an. Keine Antwort.
    „Ich sagte Ihnen doch, sie schläft“, beharrte Lady Helena. „Rosalind hat einen sehr festen Schlaf.“
    Er betätigte den Türknauf. Abgeschlossen. „Öffnen Sie die Tür“, verlangte er.
    „Das werde ich nicht tun!“
    „Gut, dann trete ich sie eben ein.“ Er wich einen Schritt zurück, fest entschlossen, genau das zu tun, was er angekündigt hatte.
    „Warten Sie!“ Sie zog hastig

Weitere Kostenlose Bücher