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Der Preis der Liebe

Titel: Der Preis der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
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Ich fürchte, du wirst schon bald lernen, dass Schauspielerinnen in kleinen Rollen wenig mitbestimmen dürfen, welche Stellen ausgelassen werden und wie die Rolle gespielt wird. “
    „Und was ist mit Schauspielerinnen in tragenden Rollen?“ „Das kommt ganz auf den Theaterdirektor an.“
    „Ich sehe schon, dann muss ich Theaterdirektor werden“, murmelte Rosalind.
    Mrs. Inchbalds Augen funkelten. „Warum? Spielst du denn nicht gern?“
    Rosalind dachte an die letzte Probe, als man ihr ständig vorgeschrieben hatte, wo sie stehen, wie sie sprechen und was sie tragen sollte - obwohl sie selbst am allerbesten wusste, wie die Rolle angelegt sein sollte.
    „Ich bin noch zu keinem Entschluss gekommen. Mir gefällt zwar die Aufmerksamkeit der anderen, aber ich würde mich noch wohler fühlen, wenn alles richtig gemacht werden würde.“
    Mrs. Inchbald sah aus, als bemühte sie sich angestrengt, nicht zu lachen. „Findest du, dass deine Kollegen ihre Rollen nicht dem Stück angemessen spielen?“
    „Wissen Sie, sie vergessen manchmal ihren Text.“ Sie seufzte. „Aber sonst sind sie akzeptabel. Bis auf diesen grässlichen Mr. Tate, der mir ständig einen Klaps auf die Kehrseite gibt.“
    „Du wirst dich schon an die Avancen der Männer gewöhnen. Meist genügt ein scharfes Wort, um sich wieder ein wenig Raum zum Atmen zu verschaffen. Trotzdem muss man vorsichtig sein, wie man jemanden in seine Schranken weist. Manche Schauspieler haben mehr Einfluss als andere, und die sollte man nicht allzu sehr verärgern.“
    Diese Bemerkung machte Rosalind stutzig. „Ein ... nun, ein Freund von mir meinte, dass in den Augen mancher Männer Schauspielerinnen kaum etwas anderes seien als Dirnen. Er sagte, es sei erniedrigend, Schauspielerin zu sein. Das stimmt doch nicht, oder?“
    Mrs. Inchbald warf ihr einen neugierigen Blick zu. „Das kommt auf die Schauspielerin an. Du bist hübsch und begabt genug, also wird wohl niemand etwas Schlechtes von dir denken, sobald du dich etabliert hast. Diejenigen jedoch, die nicht so gut aussehen und kein Talent haben, müssen ... die richtigen Kontakte pflegen. Das soll natürlich nicht heißen, dass sie ihre Tugend hingeben. Aber in solchen Fällen mag es recht hilfreich sein, einen Mann zu heiraten, der einen fördern kann. Ich fand es selbst nützlich, einen so erfolgreichen Schauspieler wie Joseph Inchbald heiraten zu können.“
    Rosalind schaute sie erschrocken an. „Sie haben nicht aus Liebe geheiratet?“
    Mrs. Inchbald lachte leise. „Doch - aus Liebe zum Theater! Warum? Möchtest du denn aus Liebe heiraten?“
    „Ganz gewiss!“ Sie straffte die Schultern. „Wenn ich keinen Mann finde, den ich liebe, dann heirate ich lieber gar nicht. In der Hinsicht bin ich fest entschlossen.“
    „Ich verstehe.“ Wieder drehte sie den Gehstock um seine eigene Achse. „Wo wir gerade vom Heiraten sprechen ... Als ich mich heute Morgen mit John unterhielt, kam ein Mann vorbei, der dich suchte.“
    Rosalind hielt den Atem an. „Ach?“
    „Seltsamerweise war es derselbe Mann, nach dem du mich vor geraumer Zeit gefragt hattest. Dieser Mr. Knighton, der, der unehelicher Abstammung ist.“
    „Griffith ist nicht unehelich!“ rief sie und biss sich sofort auf die Zunge, als Mrs. Inchbald verwundert eine Braue hochzog. „Ich meine ... diese Gerüchte über ihn sind falsch.“
    „Nun, wie dem auch sei, es hat den Anschein, dass er sich dem Theatre Royal gegenüber im Laufe der Jahre als überaus großzügig erwiesen hat. John überschlug sich beinahe vor Hilfsbereitschaft, als Mr. Knighton behauptete, nach seiner Verlobten zu suchen. Nach dir.“
    Rosalind wurde rot. Griffith war hier? Er suchte sie? Sie hatte nicht geglaubt, dass er so weit gehen würde. „Sie haben ihm nichts verraten, oder?“
    „Natürlich nicht. Ich dachte mir, dass du deine Gründe hast, den Mann zu meiden, wenn du schon von zu Hause fortläufst und einen Bühnennamen annimmst.“ Sie spielte mit dem Knauf ihres Stocks. „Er schien allerdings sehr versessen darauf, dich zu finden, und hätten wir John nicht das Märchen aufgetischt, du seiest meine Cousine vom Lande ... So aber hat er dich gar nicht erwähnt, nur so viel, dass er meine Cousine engagiert habe.“
    Rosalind atmete auf. Griffith suchte sie - warum? Weil sein dummer Stolz es nicht verwinden konnte, sie verloren zu haben? Sie hob trotzig das Kinn. Nun, wenn das der Grund war, dann würde er schon früh genug darüber hinwegkommen, der arrogante Schuft.

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