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Der Preis der Liebe

Titel: Der Preis der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
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    Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Es spielte keine Rolle, was der unverschämte Kerl gesagt hatte - ihr machte das nichts aus. Mit etwas Glück brauchte sie ihn nie wiederzusehen. Sie machte sich nichts aus seinem zweifelhaften Charme, seiner ungeschliffenen Höflichkeit und seiner subtilen Art, einer Frau das Gefühl zu geben, als sei sie tatsächlich gesund und begehrenswert ... Sie stöhnte auf. Zur Hölle mit dir, Daniel Brennan! Und mit deinem elenden Arbeitgeber !
    Dennoch fragte sie sich, ob sie richtig gehandelt hatte. Sie hatte nicht daran gedacht, dass es für Rosalind gefährlich werden könnte, wenn sie ganz allein nach London ging. Rosalind war immer fähig gewesen, selbst auf sich aufzupassen. Und als Rosalind ihr von Mr. Knightons Vorhaben erzählt hatte, war Helena wütend geworden und hatte sich gefreut, dass Rosalind ihrem Cousin einen Strich durch die Rechnung machte.
    Aber was war, wenn er Rosalind wirklich liebte? Wenn er seine Worte ernst gemeint hatte?
    Nun, an ihr sollte es nicht liegen, und wenn sie noch so ungehalten über Mr. Knighton und seinen Berater war. Sie würde Rosalind schriftlich warnen, dass er sich auf dem Weg zu ihr befand, und ihr berichten, was er gesagt hatte. Dann war es Rosalind selbst möglich zu entscheiden, ob sie ihn sehen wollte oder nicht.
    Ja, genau das würde sie tun. Und dann konnte Daniel Brennan ihr nicht mehr vorwerfen, herzlos zu sein.

22. KAPITEL
    Drei Tage nach ihrer Ankunft in London lehnte Rosalind an einer Säule vor dem Eingang des Theatre Royal in Covent Garden und kaute an einem Apfel, während sie die vielen Equipagen betrachtete, die die Bow Street entlangrollten - farbenfroh bemalte Landauer, Sänften und von leichtsinnigen jungen Burschen gefahrene Phaetons. In London gab es alles, was man in Stratford nicht hatte: Theater, Geschäfte, Cafés.
    Und Menschen. Alle möglichen Leute. Erst letzten Abend hatte Mrs. Inchbald sie zu einer Versammlung von Theaterleuten mitgenommen, bei der auch Richard Sheridan anwesend gewesen war. Sie hatte sogar mit ihm gesprochen, und das ganz ohne Griffith’ Hilfe.
    Zur Hölle mit Griffith. Er allein war der Grund, warum sie London nicht so genießen konnte, wie sie wollte. Sie hatte versucht, ihn zu vergessen, aber offensichtlich war das nicht so leicht. Jedes Mal, wenn sie Pflaumen aß, Shakespeare las oder Männer beim Billardspiel sah, musste sie an ihn denken. Immer, wenn sie sich abends auszog, fiel ihr wieder ein, wie sie sich geliebt hatten. Ihr war noch kein Mann in London begegnet, der dem Vergleich mit ihm hätte standhalten können, und sie verglich alle Männer mit ihm.
    Der eine war nicht so schlagfertig und belesen wie Griffith. Einem anderen fehlte sein Feuer. Und wiederum ein anderer gefiel ihr nicht, weil er keine schwarzen Haare und blauen Augen hatte ...
    Sie hasste ihn dafür, dass er ihr das angetan hatte, dass ihr alle anderen Männer egal waren. Dafür, dass er sie nicht so liebte wie sie ihn. Sie wischte die Tränen fort, die ihr unbemerkt in die Augen gestiegen waren. Wegen dieses Schufts würde sie doch nicht weinen! Das verdiente er gar nicht.
    Wahrscheinlich dachte er ohnehin kaum noch an sie. Er hatte seine Urkunde, da brauchte er sie ja nicht mehr. Irgendwann allerdings würden sich ihre Wege in London sicherlich kreuzen, und sie konnte nur hoffen, dass das erst in vielen Wochen der Fall sein würde. Bis dahin gelang es ihr dann ja vielleicht, ihm gegenüber kühl und distanziert zu wirken.
    Als hätte sie jemals in Griffith’ Nähe ihre Gefühle verbergen können! Fluchend warf sie den halb gegessenen Apfel weg.
    „Deine Mutter würde sich im Grabe umdrehen, wenn sie deine Ausdrucksweise hören könnte!“ ließ sich eine Stimme hinter ihr vernehmen.
    Rosalind drehte sich um und stellte fest, dass Mrs. Inchbald sie anlächelte. „Ja, wahrscheinlich.“ Sie hoffte, dass ihre Augen inzwischen nicht mehr verweint aussahen. „Ich fürchte nur, Mamas Bemühungen, uns eine gepflegte Ausdruckweise beizubringen, haben bei mir nicht viel gefruchtet, ganz im Gegensatz zu Helena.“
    Mit zweiundsechzig Jahren war Mrs. Inchbald immer noch eine hübsche Frau, genauso schlank und anmutig wie in ihrer Jugend, als sie noch selbst im Theatre Royal aufgetreten war. Die Haube auf ihren Locken ließ sie zwar bescheiden und schlicht wirken, aber in Wirklichkeit war sie recht lebhaft und kannte sich bestens in dramatischer Literatur aus. Auch war sie viel großzügiger gewesen,

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