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Der Preis der Liebe

Titel: Der Preis der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
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als Rosalind erwartet hatte, denn sie hatte ihr angeboten, bei ihr zu wohnen, bis Rosalind auf eigenen Füßen stehen konnte.
    „Gut, dass du gerade deine Schwester erwähnst“, meinte Mrs. Inchbald jetzt. „Ich habe einen Brief von ihr für dich, der eben eingetroffen ist. Ich dachte, es könnte vielleicht etwas Wichtiges sein.“
    Beklommen nahm Rosalind das Schreiben in Empfang. Bestimmt berichtete Helena von der Reaktion der Familie auf ihre aberwitzige Flucht. Und teilte ihr mit, was Griffith dazu gesagt hatte ... Sie verstaute den Brief in ihrer Kostümtasche, nicht einmal Mrs. Inchbald sollte ihr beim Lesen zuschauen.
    Mrs. Inchbald zog nur eine Braue hoch. „Weißt du, ich war erst neunzehn, als ich zum Theater durchbrannte, aber ich erinnere mich noch ganz genau. Ich hatte es mir so aufregend vorgestellt, doch stattdessen fand ich es anstrengend und öde. Die meiste Zeit hatte ich furchtbares Heimweh. Deshalb zog ich nur eine Woche nach meiner Flucht in die Unabhängigkeit“ bei meinem Bruder ein, der auch Schauspieler war.“
    „Ich versichere Ihnen, ich habe kein bisschen Heimweh.“ Nun ja, ein wenig vielleicht. Sie vermisste die Gespräche mit Helena. Die Spaziergänge im Obstgarten. Die großen, offenen Räume in Swan Park, in denen man rezitieren konnte, ohne Angst haben zu müssen, belauscht zu werden. Das jedoch war schon alles, was ihr fehlte, ungelogen. Ach, und natürlich die Apfeltörtchen der Köchin.
    „Du hast einen viel versprechenden Anfang geschafft“, sagte Mrs. Inchbald. „Ich hatte damals nicht so viel Glück. Ich musste bei einem Wandertheater anfangen. Ich hoffe, du weißt zu schätzen, gleich beim ersten Versuch eine Rolle im Theatre Royal erhalten zu haben - selbst wenn es nur eine so kleine Rolle wie die der Iras in Antonius und Cleopatra ist.“
    „Natürlich ist mir bewusst, dass ich es gut getroffen habe. Vor allem ist das Ihr Verdienst. Nur Ihrem Einfluss habe ich es zu verdanken, dass ich die Rolle bekommen habe. Ehrlich gesagt, es ist mir sehr peinlich - ich habe nie gewusst, dass Sie selbst Stücke schreiben und mit allen Direktoren gut befreundet sind!“ Tatsächlich hatte Rosalind sehr rasch begriffen, dass der Direktor des Theatre Royal in Covent Garden, John Kemble, und Mrs. Inchbald ... nun ... sehr gute Freunde waren. „In Ihren Briefen haben Sie gar nichts von Ihrer neuen Tätigkeit erwähnt. Wenn ich geahnt hätte, wie hoch geachtet Sie sind und dass man Ihre Stücke veröffentlicht und aufführt, wäre es mir nie eingefallen, Sie zu belästigen ...“
    „Das ist keineswegs eine Belästigung“, widersprach Mrs. Inchbald und versetzte ihr einen liebevollen Kinnstüber. „Es ist mir eine Freude, der Tochter meiner besten Freundin helfen zu können. Außerdem lag es nicht nur an meinem Einfluss, dass du die Rolle bekommen hast, das hatte auch mit deinen Shakespeare-Kenntnissen zu tun.“ Mrs. Inchbald warf ihr ein Lächeln zu. „Ganz zu schweigen davon, dass die Schauspielerin, die die Rolle spielen sollte, mit einem Hauptmann durchgebrannt ist und John dadurch in eine böse Notlage gebracht hat. Er glaubte kaum noch daran, dass er rechtzeitig bis morgen Abend jemanden finden würde, der den Text bis dahin lernen könnte.“
    „Ich bin sehr dankbar, dass er sich ohne große Umschweife für mich entschieden hat.“
    „Diese Rolle wird dein Talent gut zur Geltung bringen und sollte eigentlich zu weiteren Angeboten führen.“ Sie betrachtete Rosalind prüfend. „Wenn du das wirklich willst.“ Rosalind biss sich auf die Unterlippe und wandte den Blick ab. „Natürlich will ich das. Ich würde mich sogar einem Wandertheater anschließen, wenn es sein müsste.“
    „Nein, ich denke, das ist nicht nötig.“ Mrs. Inchbald ließ ihren Gehstock auf dem Steinboden kreiseln und fügte etwas zu beiläufig hinzu: „John sagte, du trägst ausgesprochen reizend vor. Er meinte nur, du wärst ein wenig ... eigensinnig.“ Rosalind seufzte. „Das stimmt, ich weiß, aber ich kann nicht anders. Sie wollen, dass ich ein paar der besten Stellen auslasse. Ich soll die Rolle ganz falsch spielen, so dass Iras wie ein Dummchen dasteht. Sie mag zwar nur Cleopatras Dienerin sein, aber Shakespeare zeichnet sie eindeutig als sehr lebhaft und gewitzt. Nehmen Sie doch nur einmal die Szene mit den Wahrsagern ..."
    Mrs. Inchbald lachte. „Du hegst wirklich eine Leidenschaft für Shakespeare, nicht wahr? Ich hatte ganz vergessen, dass er ja auch der Liebling deines Vaters war.

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