Der Preis der Sterne 3: Zwischen Ehre und Treue (German Edition)
Besucher jetzt ohne sichtbare Überraschung musterte.
»Mylord sus-Airaalin«, sagte er.
Der Großadmiral senkte den Kopf zu einem fast unmerklichen, nur formellen Nicken. »Meister Ransome.«
»Ihre persönliche Aufmerksamkeit … ehrt mich.«
Trotz des getrockneten Blutes auf der blassen Haut um Ransomes Mund machte der Meister der Adepten nach wie vor einen amüsierten Eindruck. sus-Airaalin ließ den leisen Spott kommentarlos durchgehen. Er hatte seine Gründe, weswegen er Errec Ransome nicht in die Hände des Geheimdienstes der Auferstandenen gegeben hatte, Gründe, die weder etwas mit Ransomes Ehre noch mit sus-Airaalins Vergnügen zu tun hatten.
Ich sollte ihn auf der Stelle töten , dachte sus-Airaalin jetzt. Je länger er unser Gefangener ist, umso gefährlicher wird er für uns alle.
»Ich weiß zu viel, als dass Sie mich einfach töten könnten«, sagte Ransome, als hätte er die unausgesprochenen Gedanken des Großadmirals gelesen, was vielleicht auch zutraf. Er war der Meister der Adepten und dabei so mächtig, dass ihn nicht einmal die Fesseln, die eigens für ihn angefertigt worden waren, vollkommen kontrollieren konnten. »Aber was Sie wollen, Lordmagus, müssen Sie durch Ihre eigene Kraft gewinnen. Hier steht kein Kreis hinter Ihnen.«
»Nein«, stimmte ihm sus-Airaalin zu. Die Magier seines Kreises hatten sich seiner Kontrolle und seinem Schutz überantwortet; er würde ihnen ihr Vertrauen nicht vergelten, indem er sie so missbrauchte. Er löste den mit Silber verzierten ebenholzschwarzen Zauberstab von seinem Gürtel und legte ihn auf den matten Metallboden. »Ebenso wenig werde ich mich vergessen und unsere Begegnung hier zu einem Wettkampf um die Vorherrschaft machen.«
»Auf der Basis in Prime haben Sie noch ganz anders gesprochen.«
»Dort habe ich Ihnen unserer Tradition gemäß eine Herausforderung übermittelt«, antwortete sus-Airaalin. »Sie haben sich jedoch geweigert, sie anzunehmen. Eine zweite Herausforderung wird es nicht geben, niemals. Das entspricht ebenfalls unseren Sitten.«
In den dunklen Augen des Meisters der Adepten flackerte Ironie auf. »Und wie ist es hiermit?«
sus-Airaalin antwortete nicht. Stattdessen sammelte er seine ganze Kraft – wie ein Mann, der sich auf eine körperliche Anstrengung vorbereitet, auch wenn sich kein Muskel in seinem Körper rührt. Dann griff er mit aller Macht die Barriere um Errec Ransomes Geist an.
Es war, als würde er mit den Fäusten gegen die verbarrikadierten und mit Eisenbeschlägen gesicherten Türen einer gewaltigen Zitadelle hämmern, als wolle er versuchen, das Portal des großen Refugiums selbst einzuschlagen. Endlose Mauern schienen sich über ihm zu erheben, Stein hinter Stein, Turm hinter Turm, Geheimnis hinter Geheimnis.
Ein kalter Wind fegte um ihn herum, heulte scharf über die Bergklippen. Schwarze Wolken zogen wie zerfetzte Banner über den Himmel. sus-Airaalin war allein. Er sehnte sich danach, die Kraft seines Kreises zu rufen, wagte es aber nicht. Er hatte seinen Zauberstab beiseitegelegt, um dieser Versuchung auf keinen Fall zu erliegen.
Was auch immer geschieht, ich werde jene, die mir vertraut haben, auf gar keinen Fall dem Feind in die Hände spielen.
Erneut hämmerte er gegen das Portal aus Eichenholz. Seine Knöchel rissen durch die Wucht der Schläge auf und bluteten. Er hämmerte ein drittes Mal dagegen, und diesmal zersplitterte das gewaltige Portal und kippte nach hinten. sus-Airaalin trat durch die Öffnung in die Zitadelle, die dem Vernichter der Kreise gehörte.
Im Innern empfing ihn blanke Trostlosigkeit. Die Höfe waren vollkommen leer, nur Staubwolken wurden vom Wind hindurchgeweht. In den Räumen fanden sich lediglich Trümmer von zerbrochenem Mobiliar, und die dunklen Gänge führten ausschließlich zu Türen, die jedem weiteren Vordringen trotzten. sus-Airaalin zertrümmerte diese Türen, eine nach der anderen, erzwang sich den Zugang zu leeren Kammern, in denen sich nichts Lebendes befand und wo nur das schwache Echo von Stimmen zu hören war.
Ist das alles? Er kämpfte gegen eine Woge bitterer, irrationaler Wut an. Der Meister der Gilde sollte doch mehr zu bewachen haben als bloß Staub und Trümmer.
sus-Airaalin unterdrückte diesen Gedanken und ging weiter, immer weiter ins Innere der Zitadelle hinein. Schließlich gelangte er an eine Tür, die sich ganz leicht öffnete, als er sie mit der Hand berührte. Der Raum dahinter war ebenfalls leer – bis auf einen einzigen Mann, der
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