Der Preis der Sterne 3: Zwischen Ehre und Treue (German Edition)
gehört hatte, war selbst ein Lordmagus gewesen, bevor er der Zauberei abgeschworen und dafür dem herrschenden Hause von Entibor seine Treue gelobt hatte. Was Llannat Hyfid jetzt des Nachts wach hielt und tagsüber ruhelos durch die Korridore ebendieses Schiffes wandern ließ, war das Wissen, das der Professor der Die-Wunderschöne-Tochter-Der-Nacht ihr zugedacht hatte.
Zuerst sein Stab , dachte sie. Dann sein Schiff. Was für kleine Präsente hat er wohl noch für mich versteckt, die ich nur noch nicht gefunden habe?
Dabei war Llannat an das erste Geschenk ganz ohne ihr eigenes Zutun gekommen. Sie hatte ihren Stab bei den Kämpfen auf Darvell verloren, am selben Tag, an dem der Professor gestorben war. Beka Rosselin-Metadi hatte ihr in einer ungeduldigen, beinah achtlosen Geste den Stab des toten Mannes als Ersatz gegeben. Meister Ransome, der die Magierlords so sehr hasste wie nichts anderes in der zivilisierten Galaxis, würde alles andere als erfreut darüber sein, falls er es jemals herausfand. Letzten Endes war die Wahl des Stabes jedoch eine Entscheidung, die jedem Adepten persönlich freistand. Nicht einmal der Meister der Gilde konnte sie zwingen, die Wahl zu widerrufen.
Mit dem Schiff jedoch verhielt es sich vollkommen anders. Der Professor hatte die Tochter dem Vakuum ausgeliefert und sie durch den Raum treiben lassen. Als der aufgegebene Raider schließlich im Grenzgebiet der Magierwelten aufgetaucht war, waren Pilot und Kopilot immer noch an Bord gewesen, und zwar fünfhundert Jahre, nachdem der Professor ihnen die Kehle durchgeschnitten und Llannat Hyfid eine Nachricht, geschrieben mit dem Blut dieser Männer, hinterlassen hatte.
»Adept von der Waldwelt: Überbringe diese Nachricht Der-Die-Führt …«
Das waren die Worte, so wie Llannat sich an sie erinnerte, und zwar aus dem Frachtraum, in dem sie die Taten des Professors in einer Vision durchlebt hatte. Lieutenant Vinhalyn jedoch hatte die mit Blut auf die Wand gekritzelten Symbole etwas anders übersetzt: »Adept von der Waldwelt: Suche die Domina …«
Aber die Domina war tot.
»Domina von Entibor«, sagte Beka Rosselin-Metadi. Sie riss sich die eiserne Tiara aus dem Haar und warf sie quer durch das Zimmer auf die zerwühlten Laken. Auf Suivi Point galt der äußere Schein alles; die amtierende Regierung von Entibor-im-Exil hielt ihren Empfangssalon für offizielle Besuche stets bereit, selbst für sehr frühe und unerwartete Besuche, indem sie den ganzen Müll in den Wohnquartieren im hinteren Teil verstaute. »Leiter des zweiten Widerstands. Hoffnung der Galaxis. Das alles stinkt wie eine ganze Ladung vergammelter Fischdärme.«
»Immer mit der Ruhe, Captain«, riet ihr Nyls Jessan. Bekas Kopilot und erster Bordschütze war groß, blond, hatte graue Augen und sah recht gut aus, wenn auch nicht überdurchschnittlich gut. Jetzt lächelte er sie an. »Immer mit der Ruhe. Außerdem, wann hättest du jemals vergammelte Fischdärme gerochen?«
»Auf Sapne, auf dem Hauptmarkt des Raumhafens. Ich hatte dir doch erzählt, dass dieser Ort ein stinkendes Pestloch war, weißt du noch?«
»Ich erinnere mich.« Jessan trat hinter sie und machte sich daran, die Nadeln aus ihren langen blonden Haaren zu ziehen. »Wenn du an Tarveet von Pleyver denkst, ist dieser Vergleich ganz bestimmt zutreffend. Aber du musst ja nicht so sein wie er …«
»Ich weiß, ich weiß«, unterbrach ihn Beka, als die Zöpfe sich lösten und sich einer nach dem anderen öffneten. »›Arbeite einfach mit ihm zusammen‹, pflegte meine Mutter bei dieser Gelegenheit stets zu sagen.«
Jessan löste weiter ihr Haar, und seine Finger glitten warm über ihren Hals. Es fiel ihr schwer, sich auf etwas anderes zu konzentrieren, aber schließlich riss sie sich zusammen und setzte ihren Gedankengang fort.
»Wie ist Tarveet eigentlich nach Suivi Point gekommen? Warum zum Teufel konnten ihn die Magier nicht auf Galcen zusammen mit dem Rest des Großen Konzils erwischen?«
»Das wäre schön gewesen«, stimmte Jessan ihr zu. »Ich vermute, dass der hoch geschätzte Ratsherr bereits hier war und nach seinem Geld gesehen hat, als die Katastrophe geschah.«
»Wahrscheinlicher ist, dass er etwas von seinem Geld spazierenführen wollte.« Beka runzelte die Stirn. »Ich frage mich, wen er damit wohl gerade kaufen wollte.«
»Vor der Invasion der Magierweltler? Er hätte fast hinter jedem her sein können.« Jessan machte eine Pause und legte seine Hände leicht auf Bekas Schultern. Sie
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