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Der Preis der Ungleichheit: Wie die Spaltung der Gesellschaft unsere Zukunft bedroht (German Edition)

Der Preis der Ungleichheit: Wie die Spaltung der Gesellschaft unsere Zukunft bedroht (German Edition)

Titel: Der Preis der Ungleichheit: Wie die Spaltung der Gesellschaft unsere Zukunft bedroht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Stiglitz
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Entwicklung und die Märkte ebenso prägen wie die Gesellschaft als solche. Darin liegt ein Moment der Hoffnung wie auch der Verzweiflung: Hoffnung, weil es bedeutet, dass diese Ungleichheit nicht unvermeidlich ist und dass man durch eine andere Politik eine effizientere und (ökonomisch) stärker auf Gleichheit ausgerichtete Gesellschaft verwirklichen kann; Verzweiflung, weil die politischen Prozesse, die in diese politischen Entscheidungen münden, so schwer zu ändern sind.
    Es gibt eine Quelle der Ungleichheit, insbesondere im unteren Einkommensbereich, von der in diesem Kapitel kaum die Rede war. Zum Zeitpunkt der Drucklegung dieses Buches befinden wir uns noch immer in der schlimmsten Rezession seit der Wirtschaftskrise der dreißiger Jahre. Makroökonomisches Missmanagement in all seinen Erscheinungsformen aber ist eine Hauptursache von Ungleichheit. Arbeitslose haben ein deutlich erhöhtes Armutsrisiko, das umso mehr steigt, je länger die Rezession andauert. Die Spekulationsblase vermittelte einigen wenigen Mittellosen eine Illusion von Wohlstand, aber nur kurzzeitig; als die Blase schließlich platzte, vernichtete sie das Vermögen derer, die sich am unteren Ende der Einkommensverteilung befinden, verschärfte die Ungleichheit in puncto Vermögensverteilung sowie die prekäre Lebenssituation der Unterprivilegierten. In Kapitel 9 werde ich darlegen, inwiefern die makroökonomische (und insbesondere die Geld-) Politik der Vereinigten Staaten und vieler anderer Länder die Interessen und Ideologien der Reichen widerspiegelt.
    Außerdem werde ich mich im Folgenden mit »negativen Dynamiken« und »Teufelskreisen« befassen. Wir sahen im letzten Kapitel, dass ein höheres Maß an monetärer Ungleichheit zu einem Abbau der Chancengleichheit führt, wodurch sich die Schere zwischen Arm und Reich noch weiter öffnet. Im nächsten Kapitel werden wir weitere Beispiele für Abwärtsspiralen kennenlernen, wenn etwa Ungleichheit dazu führt, dass
wir uns nicht mehr als Kollektiv begreifen, das gemeinsam dafür sorgt, dass jeder sein Potenzial ausschöpfen kann, weil die Gemeinschaft zum Beispiel in ausreichendem Umfang leistungsfähige öffentliche Schulen zur Verfügung stellt. Ungleichheit, so werden wir sehen, fördert Instabilität, die ihrerseits die Ungleichheit vorantreibt.

KAPITEL 4
Warum es wichtig ist
    In Kapitel 1 sahen wir, dass die amerikanische Wirtschaft seit Jahren für die meisten Bürger nicht das hält, was sie versprochen hat (auch wenn, mit Ausnahme des Jahres 2009, das BIP pro Kopf gewachsen ist). Das hat einen einfachen Grund: wachsende Ungleichheit, eine größer werdende Kluft zwischen den Reichen und dem Rest. In Kapitel 2 sahen wir, dass die Reichen ihr Einkommen unter anderem durch Rent-Seeking überdurchschnittlich steigern konnten – was zur Folge hatte, dass sie sich ein größeres Stück vom Kuchen aneigneten und dadurch den gesamten Kuchen verkleinerten.
    Wir zahlen einen hohen Preis für unser großes und zunehmendes Maß an Ungleichheit, und weil diese Entwicklung wahrscheinlich anhält  – wenn wir nichts dagegen unternehmen –, wird auch der Preis, den wir zahlen, wahrscheinlich steigen. Die Menschen in den mittleren und insbesondere in den unteren Einkommensgruppen wird es vermutlich am härtesten treffen, doch auch unser Land als Ganzes – unsere Gesellschaft, unsere Demokratie – wird einen sehr hohen Preis zahlen.
    Gesellschaften mit großem Verteilungsgefälle funktionieren nicht effizient, ihre Volkswirtschaften sind instabil und langfristig nicht tragfähig. Wenn eine Interessengruppe zu viel Macht hat, kann sie die Politik für ihre Interessen einspannen, so dass diese nicht länger dem Gemeinwohl dient. Setzen die Reichsten ihre politische Macht dazu ein, von ihnen kontrollierten Unternehmungen überzogene Vorteile zu verschaffen, werden dringend benötigte Einnahmen in die Taschen einiger weniger umgeleitet, statt der Gesellschaft insgesamt zugutezukommen.
    Aber die Reichen existieren nicht in einem Vakuum. Sie brauchen ein funktionsfähiges Umfeld, um ihre Position aufrechtzuerhalten und mit ihren Vermögenswerten Einkommen zu erwirtschaften. Die Reichen wehren sich gegen Steuern, doch Steuern erlauben es dem Staat, Investitionen
zu tätigen, die langfristig ein hohes Wirtschaftswachstum sicherstellen. Wenn der Staat aus Mangel an Steuereinnahmen nur wenig Geld ins Bildungswesen investiert, bringen Schulen nicht die hochqualifizierten Absolventen hervor, die

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