Der Preis des Ruhms
überspannt und hatte sich getäuscht. Sie wandte sich ihm zu, unendlich dankbar für seine Nähe.
“Rafe!”, brachte sie hervor und wartete darauf, dass ihr Herzschlag sich wieder normalisierte.
“Was hast du gesehen, verdammt?” Rafe ließ Ally los und ging zur Schiebetür. Offenbar hatte sie geglaubt, jemand oder etwas wäre dort draußen. Doch alles, was er sah, waren die funkelnden Lichter der Großstadt.
Er wandte sich ihr wieder zu und schüttelte den Kopf. “Da draußen ist nichts. Nichts, wovor du Angst haben musst.”
“Gut.” Sie seufzte leise.
Da er nun auch etwas beunruhigt war, öffnete er die Tür und ging nach draußen. Alles wirkte friedlich. Auf dem Balkon standen ein schmiedeeiserner Tisch mit zwei dazu passenden Stühlen sowie einige Kübel mit Pflanzen. Leise ging er zur Brüstung und blickte hinunter. Fünf Stockwerke unter ihm betrat gerade ein Pärchen das Gebäude. Die beiden jungen Leute gingen Hand in Hand und hatten nur Augen füreinander.
Als Rafe wieder hereinkam, schämte Ally sich, weil sie überreagiert hatte. “Es war nur eine optische Täuschung”, erklärte sie. “Ich dachte, etwas hätte sich bewegt.”
“Etwas oder jemand?” Besorgt betrachtete er Ally. Sie erzählte ihm nicht die ganze Wahrheit, doch die würde er schon aus ihr herausbekommen. Noch immer wirkte sie verängstigt. Die Ally, die er kannte, war allerdings überhaupt nicht schreckhaft gewesen. Es machte ihn wütend, dass das Leben in der Stadt sie so verändert hatte. Gleichzeitig fühlte er sich hilflos, weil sie ihm nicht mehr gehörte.
“Es war nichts, Rafe”, versuchte Ally Rafe zu beschwichtigen. “Ich habe nur eine zu lebhafte Fantasie, das ist alles.” Schnell ging sie zur Kochnische. “Ich mache mir Kaffee. Möchtest du einen Scotch?”
“Ich nehme auch einen Kaffee.” Er begann, auf und ab zu gehen. Der Raum, eine Kombination aus Wohn- und Esszimmer, war dezent möbliert, wirkte jedoch sehr gemütlich. “Hier muss man sich ja wie ein Vogel im Käfig fühlen.”
“Nicht jeder kann sich ein großes Haus leisten”, wandte Ally ein. “Das hier ist sogar eine teure Wohngegend.”
“Das glaube ich – bei der Aussicht.” Rafe blickte noch einmal auf die Lichter der Stadt und ging dann zu dem Tresen, der das Zimmer von der Küche trennte. Ally tat gerade Kaffee in den Filter. “Deine Hand zittert.” Wie schön ihre Hände waren, so feingliedrig. Und sie trug keine Ringe. Den Verlobungsring, den er ihr damals hatte schenken wollen, besaß er immer noch.
“Stimmt”, bestätigte sie trocken. Sie wollte ihm alles sagen. Wie schrecklich es für sie gewesen war. Aber er würde es möglicherweise so verstehen, dass sie Mitleid heischen wollte. “Es war ein aufregender Tag.”
Er betrachtete sie forschend. “Irgendetwas macht dir offenbar zu schaffen.”
“Ich bin bloß müde, Rafe! Und ein bisschen überspannt. Setz dich, ich bringe dir deinen Kaffee.”
“Vielleicht solltest du es mir sagen.” Seine Miene verriet echte Besorgnis. “Macht es dir etwas aus, wenn ich mich hier schnell umsehe?”
“Tu dir keinen Zwang an”, erwiderte Ally matt. Das Herz klopfte ihr immer noch bis zum Hals. “Die Wohnung hat ein Schlafzimmer, ein Arbeitszimmer, zwei Bäder und einen Hauswirtschaftsraum.”
“Du meine Güte!” Offenbar wunderte er sich darüber, dass jemand auf so engem Raum leben konnte. Der Viehbaron mit seinen großen Ländereien.
Rafe ging den schmalen Flur entlang und warf einen Blick in alle Räume. Sogar in den begehbaren Kleiderschränken sah er nach.
“Und?”, fragte Ally, als er zurückkam. Noch immer konnte sie nicht fassen, dass er bei ihr war.
“Alles in Ordnung.” Er ging zu einem der hellgrünen Sofas und nahm einige der Kissen herunter. “Ich wette, diese Wohnung ist ganz anders als deine in Sydney.” Ally hatte einen sehr guten Geschmack. Er war oft mit ihr durch sein Haus gegangen und hatte mit ihr Pläne geschmiedet, wie sie es nach ihrer Hochzeit einrichten würden. Opal Plains war wie Kimbara eine ehemalige Heimstätte, aber im Gegensatz zu Kimbara nie modernisiert worden. Seit der Zeit, in der sein Großvater gelebt hatte, hatte sich kaum etwas verändert. Seine Mutter hatte jedoch umfangreiche Renovierungsarbeiten geplant, bevor sie zusammen mit seinem Vater und sechs anderen Passagieren bei einem Flugzeugabsturz auf Neuguinea ums Leben gekommen war.
Der plötzliche Tod ihrer Eltern war ein furchtbarer Schock für Grant und ihn gewesen,
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