Der Preis des Ruhms
auch nicht anders erwartet. “Dann geh für eine Weile nach Kimbara, Ally. Wir werden uns um dich kümmern. Selbst wenn das Härchen auf dem Briefumschlag nicht von Harper ist, wird die Polizei ihn überführen. Ein Unschuldiger ergreift nicht die Flucht. Und er trägt keinen albernen Umhang.”
“Vielleicht hat er sich für Batman gehalten”, witzelte Ally. “Aber mir hat er alles vermasselt.”
“Verfolgt zu werden würde jeden an den Rand des Nervenzusammenbruchs bringen. Entscheidend ist, dass er dir nichts angetan hat. Jetzt kümmert sich die Polizei darum. Konzentriere du dich auf deine Zukunft, Ally.” Er sprach sanft, um sie zu beruhigen, doch das Herz war ihm schwer. “Und wenn man den Kritikern glauben darf, liegt eine glänzende Zukunft vor dir. Ich bin sicher, dass du die Rolle bekommst.”
8. KAPITEL
E in vertrautes Wahrzeichen an der südwestlichen Grenze von Opal Plains kam jetzt in Sicht – Manarulla, ein großer, nackter Felsen, der seine Farbe mit den Lichtverhältnissen ständig änderte. Aufregung erfasste Ally. Der Felsen erhob sich blau aus der weiten roten Ebene und wurde dann violett, bevor sie darüber hinwegflogen. Als sie nach unten blickte, sah sie die verschiedenfarbigen Streifen, die sein Alter erkennen ließen.
An den unzähligen Wasserläufen und Reihen von Wasserlöchern, die im Channel Country vorherrschten, standen dicht belaubte Flusseukalypten und Geistereukalypten. Selbst das von Akazien beherrschte Mulga-Scrub war zu dieser Jahreszeit grün, während das Spinifex mit seinen langen Halmen so dick war, dass es aus der Luft wie verdorrtes Getreide aussah. Diese Mulga-Ebenen, die sich bis zum Horizont erstreckten, verwandelten sich bei Regenfällen innerhalb weniger Wochen in den üppigsten Garten auf Erden, der in allen Farben blühte. Niemand, der diese Landschaft einmal gesehen hatte, würde sie je vergessen.
Hinter Opal Plains und damit auch dichter an der Wüste mit ihren roten Dünen und Salzseen lag Kimbara, das Anwesen der Familie Kinross. Ally war überglücklich, wieder hier zu sein, so sehr liebte sie dieses Land. Als Kind war sie es nicht müde geworden, von den großen Taten ihrer Vorfahren, den legendären Helden des Outback, zu hören. Die Kinross und die Camerons hatten sich hervorgetan und sich über die Generationen hinweg miteinander verbunden.
Noch wichtiger war jedoch, dass sie hier ihren Frieden finden würde. Auch wenn sie um das trauerte, was hätte sein können, war sie doch erleichtert, dass ihr Vater nicht mehr über Kimbara herrschte. Niemand würde sie mehr verletzen. Niemand würde seine Launen an ihr auslassen. Sie würde nicht mehr traurig und frustriert sein, weil er sie nicht verstand und nicht mit ihr kommunizieren konnte. Sie würde nicht mehr um seine Liebe buhlen. Ihr Vater war so schwierig gewesen.
Ihr Bruder Brod hingegen war ganz anders und ähnelte vielmehr ihrem verstorbenen Großvater Sir Andrew, Fees geliebtem Sir Andy. Brod liebte sie und legte Wert auf ein gutes Verhältnis zu ihr. Und ihre Schwägerin Rebecca war ein liebenswerter Mensch.
Jetzt konnte man schon die Start- und Landebahn von Opal Plains mit ihren großen silberfarbenen Hangars sehen. Drei Cessnas standen auf dem Boden. In einiger Entfernung standen die Hubschrauber, vier an der Zahl.
“Wie viele Hubschrauber hat Grant mittlerweile?”, erkundigte Ally sich bewundernd.
“Sechs”, erwiderte Rafe stolz. “Mein kleiner Bruder ist ein cleverer Geschäftsmann und obendrein ein hervorragender Pilot. Er hat inzwischen acht Mitarbeiter – drei Piloten, alles erfahrene, ältere Männer, und außerdem Mechaniker und Büromitarbeiter. Sein Flugdienst läuft gut – besser, als wir beide erwartet hatten.”
“Das macht euer Name.”
“Sicher, aber Grant ist noch sehr jung, wenn man bedenkt, dass er eine Firma leitet, die ständig expandiert.”
“Er ist eben sehr optimistisch. Genau wie du”, erwiderte sie lächelnd.
Er nickte und lächelte ebenfalls. “Ihm schwebt vor, eine eigene Airline zu gründen.”
Ally lachte. “Was will er denn machen, wenn er mal heiratet?” Damit meinte sie, wo Grant dann leben wollte. Würde er die Airline von Opal Plains aus betreiben? Und würde er sich auf dem Anwesen auch ein Haus bauen?
Rafe schüttelte den Kopf. “Mir wäre es lieber, wenn er noch eine Weile allein bleiben würde.”
“Du kannst aber nicht über sein Leben bestimmen.”
“Trotzdem würde ich ihm gern eine Chance geben.” Er warf ihr einen
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