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Der Preis des Ruhms

Der Preis des Ruhms

Titel: Der Preis des Ruhms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Way
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zehn.” Rafe dachte an jenen Tag zurück. Ally, die ein richtiger Wildfang gewesen war, war Brod und ihm zu ihrem neuen geheimen Wasserloch ungefähr drei Meilen nordwestlich von ihrem Haus gefolgt. Es war ein wunderschönes Fleckchen Erde, ein ziemlich großer Tümpel, gespeist von einem Wasserfall und von hohen Felsen umgeben.
    Sie hatten eine Menge Spaß beim Baden. Das Wasser war erstaunlich kalt und tief, aber Brod und er waren gute Schwimmer. Plötzlich tauchte Ally auf. Selbst als Kind hatte sie schon gut Spuren lesen können. Sie stand oben auf den Felsen und winkte ihnen zu. Sie trug ein T-Shirt und Jeans und hatte einen Kranz aus Gänseblümchen im Haar.
    “He, ihr beide!”, rief sie. “Ich zieh mich jetzt aus und komm rein.”
    Brod und er reagierten sofort. Zusammen nackt zu baden war in Ordnung gewesen, als sie noch kleine Kinder gewesen waren, doch nun waren Brod und er fünfzehn, fast erwachsen, und Ally bedeutete ihnen beiden sehr viel.
    Sofort schwamm Brod zum Ufer und protestierte, als Ally weglief und über die Felsen sprang. Wahrscheinlich hätte sie es zum Fluss geschafft, doch in diesem Moment war ein kleiner Kakadu kreischend aufgeflattert und dann in die Äste eines Baumes am Fluss geflogen. Rafe konnte ihren Schrei förmlich hören, einen Schrei, der so ähnlich gewesen war wie der, den sie an diesem Abend ausgestoßen hatte.
    Sie hatten ihren Arm mit einem dicken Ast und seinem Halstuch bandagiert und sie auf einer behelfsmäßigen Trage, die sie in Windeseile gebaut hatten, den ganzen Weg nach Hause getragen. Ihre Pferde fanden den Weg allein. Ally war sehr tapfer, selbst als sie Stewart Kinross gegenübertreten mussten.
    Dieser hielt ihnen eine Strafpredigt. Am liebsten hätte er Brod wohl übers Knie gelegt, doch selbst mit fünfzehn waren Brod und er bereits gut einen Meter achtzig groß gewesen. Im Gegensatz zu Grant und ihm hatten Brod und Ally wenig Zuneigung von ihrem Vater erfahren.
    Als Rafe nun ihr Krankenzimmer betrat, krampfte sich ihm das Herz zusammen. Ally lag auf dem Rücken, aschfahl und mit schweren Lidern, das linke Handgelenk in Gips. Sie sah nicht im Entferntesten wie eine junge Frau Mitte zwanzig aus, sondern vielmehr wie das Kind von damals. Man hatte ihr das dichte, seidige Haar zurückgestrichen und ihr einen Kopfverband angelegt.
    Dennoch versuchte sie zu lächeln. “Hätte schlimmer sein können!”, flüsterte sie.
    Das hatten sie immer zueinander gesagt, wenn etwas passiert war.
    “Ally.” Rafe ging zum Bett und küsste Ally vorsichtig auf die Schläfe. “Meine arme kleine Ally.”
    Sie blickte auf ihr verletztes Handgelenk. “Kannst du dir vorstellen, dass es derselbe Arm ist, den ich mir damals gebrochen habe, als Brod und du mich nach Hause tragen musstet?”
    “Ja, ich erinnere mich daran.” Er lächelte schief.
    Beinahe verträumt sah sie ihn an. “Ich weiß noch, wie du Dad Kontra gegeben hast, als er uns angeschrien hat. Er hätte Brod am liebsten k. o. geschlagen.”
    “Er war sehr angespannt.” Das sagte er nur wegen der Schwester, die noch im Zimmer war.
    “Nein, war er nicht”, entgegnete Ally.
    “Zerbrechen wir uns jetzt nicht den Kopf darüber, Ally”, versuchte er sie zu beschwichtigen.
    “Ich habe eine nette Wunde am Kopf”, berichtete sie heiser. “Sie mussten sie nähen. Und sie mussten mir das Haar an der Stelle abrasieren.”
    “Das wird niemand merken, Ally. Dein Haar ist so dicht.”
    “Rafe.” Sie bekämpfte die aufsteigende Panik. “Ich weiß nicht mehr, was passiert ist. Du musst es mir unbedingt erzählen. Fee hatte keine Gelegenheit mehr dazu, weil sie gleich wieder gehen musste.”
    “Man hat ihr gesagt, sie dürfe nur kurz bleiben.”
    Ihre Augen funkelten. “Es ist auch schön, dich zu sehen.”
    Rafe nahm ihre gesunde Hand. “Wir können morgen darüber reden. Bis dahin wirst du dich von selbst daran erinnern.”
    “Genau, meine Liebe”, mischte die Schwester sich ein. “Sie haben einiges durchgemacht. Der Arzt möchte, dass Sie sich schonen.”
    Ally hob den Kopf und zuckte zusammen. “Rafe wird die volle Verantwortung übernehmen”, sagte sie. “Das ist er gewohnt. Er ist der berühmte Cameron von Opal Plains. Der Auserwählte.”
    “Na, das ist wirklich eine wichtige Information.” Rafe musste ein Lachen unterdrücken. “Erinnerst du dich noch daran, dass wir essen gegangen sind?” Er zog sich einen Stuhl ans Bett und setzte sich darauf.
    Sie runzelte die Stirn und dachte angestrengt nach.

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