Der Preis des Ruhms
einen Inlandflug zum nächsten Outback-Flugplatz gebucht, wo Grant sie abholen würde.
Cheryl und Ally lüfteten die Schlafzimmer, bezogen die Betten mit frischer Wäsche, legten Bücher auf die Nachttische und frische Handtücher, Badematten und Kosmetika in die Bäder. Am Samstagmorgen wollten sie auch frische Blumen in die Zimmer stellen.
Cheryl fand es richtig aufregend, Mitglieder der Familie auf Kimbara zu empfangen. Brod und Rebecca würden am Monatsende zurückkehren. Auf Kimbara würde wieder Leben einkehren.
Stewart Kinross war im Gegensatz zu seinen Kindern kein besonders liebenswerter Mensch gewesen.
Am Nachmittag beschloss Ally, noch einen Ausflug mit dem Jeep zu machen, um in Ruhe nachdenken zu können. Sie hatte einen Brief von Bart, ihrem Regisseur, bekommen, zusammen mit dem Drehbuch für einen Film, den die aufstrebende neuseeländische Jungregisseurin Ngaire Bell drehen wollte. Es war die Verfilmung eines neuen, preisgekrönten australischen Romans, der in der Kolonialzeit spielte und eine sehr interessante Protagonistin hatte.
“Mit der Rolle würdest du ganz groß rauskommen”, hatte Bart geschrieben. “Habe ich dir nicht immer gesagt, dass du das Zeug zum Star hast?”
Sie, Ally, war nicht die einzige Schauspielerin, die Ngaire für die Rolle vorschwebte, doch offenbar war diese sehr von ihr beeindruckt gewesen, wie Bart weiter schrieb. “Ich finde, du solltest das andere Projekt vergessen und dich darauf konzentrieren, diese Rolle zu bekommen. Es könnte dein Sprungbrett sein. Außerdem würdest du dich aufgrund deiner Herkunft bestens dafür eignen.”
Ally las das Drehbuch in einem Rutsch durch, da sie es nicht mehr aus der Hand legen konnte. Genau genommen war ihr Interesse jedoch nicht beruflicher Natur. Was war bloß aus ihrem Ehrgeiz geworden? Wenn Ngaire Bell sich für sie entschied, würden andere, weitaus bekanntere Schauspielerinnen leer ausgehen. Und es war ziemlich riskant, eine solche Rolle mit einer relativ unbekannten Darstellerin zu besetzen. Über das Budget hatte Bart in seinem Brief überhaupt nicht gesprochen. Die Außenaufnahmen würden in und um Sydney und anschließend im Outback stattfinden, wo genau, stand noch nicht fest.
Ally schwirrte der Kopf, als sie über die Piste an den Rand der Wüste fuhr. Sie wollte nur einen kurzen Abstecher zum Moorak Hill machen, einem weiteren Monolithen im Nordwesten. Sie liebte diesen Ort. Am Fuß des Felsens befand sich ein Wasserloch, an dessen Ufer viele Vogelarten brüteten.
Nahe dem rostroten erodierten Gipfel des Moorak mit seinen kleinen Höhlen und pyramidenförmigen Felsen wuchs ein wunderschöner Geistereukalyptus, dessen weißer Stamm und grüne Krone sich gegen den blauen Himmel abzeichneten. Er stand dort, solange sie sich erinnern konnte, ein Anblick, der die Fantasie beflügelte.
Sie parkte den Jeep im Schatten einiger knorriger alter Bäume, die nur noch wenige Blätter trugen. Diese knorrigen Mulgas waren ein Zeichen für Dürre, doch im Winter hatte es viel geregnet, und, was noch besser war, der weit entfernte tropische Norden rechnete mit einem niederschlagsreichen Weihnachtsfest. Der Monsunregen ließ die Flüsse im Norden anschwellen, sodass das Channel Country, das Land der Kanäle, ausreichend bewässert wurde. Und wenn die Niederschläge besonders stark waren, füllte sich sogar der Lake Eyre, der größte Salzsee auf dem Kontinent. Das geschah allerdings nur etwa zweimal in hundert Jahren.
Ally streckte die Hand aus, um ein Blatt zu berühren, aber es zerfiel sofort. Über ihr kreisten Falken und Habichte, immer auf der Suche nach Beute. Sie nahm die Thermoskanne aus dem Jeep und schenkte sich einen Eiskaffee ein. Inzwischen war es nicht mehr so heiß, und die Schatten wurden länger. Dennoch verlor die Sonne nie ihre Kraft, und man musste aufpassen, dass man ständig Flüssigkeit zu sich nahm. Während sie langsam trank, ließ sie die Umgebung auf sich wirken. Wie friedlich es hier war!
Und wie anders es war, zu Hause zu sein! Dies war der Ort, an dem sie aufgewachsen war, der Ort, dem sie sich verbunden fühlte. Sie hatte genug von der Welt gesehen, um zu wissen, dass sie hierher gehörte. Sie hatte sich mit sich selbst und ihren Bedürfnissen auseinandergesetzt, und nun hatte sie die Wahl. Sie konnte hart arbeiten und es zu Weltruhm bringen oder wieder die einzige Frau in Rafes Leben werden. Das ist vielleicht schwieriger, als eine Hauptrolle in einem Film von Ngaire Bell zu bekommen, dachte
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