Der Preis des Ruhms
sie. Rafe und sie hatten eine so wundervolle Beziehung gehabt, die über das rein Körperliche weit hinausging. Das wollte sie wieder. Sie wollte sein Vertrauen. Jetzt, mit Mitte zwanzig, war sie bereit, sich für immer zu binden. Eine Familie zu gründen. Viele ihrer Freundinnen, allesamt Karrierefrauen, hatten eine Sinnkrise gehabt, als sie auf die dreißig zusteuerten, und hatten sich gefragt, ob sie nicht doch heiraten und Kinder bekommen sollten. Ihnen war bewusst geworden, dass sie im Gegensatz zu den Männern Beruf und Familie nicht miteinander vereinbaren konnten.
Ohne Rafe hatte ihr Leben keinen Sinn, das war ihr mittlerweile klar. Das Wichtigste war für sie nun, wieder eine Beziehung zu ihm aufzubauen. Daher würde es für sie auch kein Opfer sein, auf eine Schauspielkarriere zu verzichten. Es war ihre Entscheidung.
Glücklich stieg Ally wieder in den Jeep, wendete und fuhr dann zurück. Die untergehende Sonne färbte den Himmel rosa und gelb. Hunderte von Vögeln kamen angeflogen und landeten in den Sümpfen. Sonnenaufgang und Sonnenuntergang im Outback waren geradezu magische Tageszeiten. Ally beobachtete gerade, wie ein großer Vogelschwarm über sie hinwegflog, als sie feststellte, dass Rauch aus der Motorhaube aufstieg. Als sie auf die Temperaturanzeige blickte, sah sie, dass die Nadel im roten Bereich war. Wie hatte das passieren können? Sie vergewisserte sich immer, dass genug Wasser im Kühler war. Außerdem wurde der Jeep wie alle anderen Fahrzeuge auf Kimbara regelmäßig gewartet.
“O verdammt!”, fluchte Ally leise. Sekundenlang passte sie nicht auf und fuhr daher prompt gegen einen großen Ast, den sie im hohen Gras nicht gesehen hatte. Ein wenig unbeholfen kletterte sie aus dem Wagen, öffnete die Motorhaube und inspizierte den Motor.
Verdammt! Der Kühlerschlauch hatte sich gelöst. Es dauerte jedoch nur wenige Minuten, bis sie ihn wieder befestigt hatte und weiterfahren konnte. Im Hellen würde sie Kimbara nicht mehr erreichen. Sicher würde Cheryl es Ted erzählen, wenn er nach Hause kam, und beide würden sich Sorgen um sie machen. Vermutlich würde Ted sogar nach ihr suchen. Wenigstens wusste Cheryl, wo sie war, denn sie, Ally, verließ Kimbara nie, ohne ihr ihr Ziel zu nennen.
Zehn Minuten später, die Sonne versank gerade hinter dem Horizont, musste Ally wieder anhalten. Der Kühlerschlauch hatte sich erneut gelöst, und diesmal konnte sie ihn auch nicht mehr befestigen, wie ihr klar wurde.
“Und was jetzt?”, sagte sie laut. Angst hatte sie nicht. Im Busch gab es keine wilden Tiere. Nachts wurde es kalt, aber sie hatte eine Wolldecke dabei, außerdem einen Schokoriegel, einen Apfel und die Thermoskanne mit dem restlichen Eiskaffee.
Sie konnte ein Feuer machen. Und wenn die anderen sie in der Dunkelheit nicht finden konnten, würde jemand in der Morgendämmerung kommen.
Ted blickte dem Hubschrauber entgegen. Dieser war hellgelb und trug das Cameron-Logo, die Initialen “GC” in einem dunkelblauen Kreis. Er nahm an, dass es Grant war, der noch etwas mit ihm besprechen wollte, doch es war Rafe, wie sich herausstellte. Er war bereits gelandet, bevor Ted die Start- und Landebahn erreichte.
“Das ist ja eine Überraschung”, sagte Ted strahlend und sprang aus seinem Geländewagen. “Ich dachte, es wäre Grant, der das Zusammentreiben der Herde mit mir besprechen will.”
Rafe schüttelte ihm die Hand. “Grant ist gerade im Stress, Ted, aber er setzt sich bald mit dir in Verbindung. Ich war gerade bei McGrath, als ein neuer Stapel Post kam. Es war ziemlich viel für Brod dabei. Ich will Ally noch kurz begrüßen, wenn du mich mitnimmst, dann fliege ich nach Hause, bevor es dunkel wird.”
Auf der Veranda stand Cheryl, die ein wenig nervös wirkte. “Ich glaube zwar nicht, dass Grund zur Sorge besteht, aber Ally ist noch nicht zurück”, rief sie ihnen zu, sobald sie ausgestiegen waren.
“Wohin ist sie gefahren?” Rafe blickte zum Himmel. Am liebsten hätte er laut geflucht.
“Ally fährt am Nachmittag immer noch mal weg. Sie liebt die Sonnenuntergänge.”
“Also, wohin ist sie gefahren, Schatz?”, erkundigte Ted sich geduldig.
“Nach Nordwesten. Richtung Moorak Hill, würde ich sagen. Ich sitze hier und warte auf sie.”
“Am besten fahren wir ihr entgegen.” Ted kehrte zum Wagen zurück, und Rafe folgte ihm. “Ich weiß wirklich nicht, warum Ally ständig in diesem Jeep durch die Gegend kurven muss.”
Ted seufzte tief.
Rafe fasste einen spontanen
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