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Der Preis des Verrats (German Edition)

Der Preis des Verrats (German Edition)

Titel: Der Preis des Verrats (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Tentler
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zwischen den großen Zypressen an der Grundstücksgrenze hervor. Reid bewegte sich näher darauf zu, sein Herz schlug wie wild.
    Mitchs Wagen stand in der engen Gasse.
    Der Schmerz in Reids Kopf wurde hartnäckiger und breitete seine Tentakel in Reids Gehirn aus. Einen Moment lang schloss Reid die Augen, kämpfte seinen inneren Kampf mit dem Monster. Dann rief er Unterstützung. Aber er würde nicht warten, sondern hineingehen. Das Beste war, wenn er an Caitlyn herankommen würde, bevor die Kollegen das Gebäude erstürmten. Er versuchte es an der Hintertür, spürte, wie sie leicht nachgab. Leise trat er ins Haus, schlich sich in die Küche und den Flur hinunter, mit der Waffe vor sich im Anschlag. Adrenalin strömte durch seinen Körper. Der schaurige Laut, den er vernahm, trieb ihm den Schweiß auf die Stirn.
    Caitlyns dumpfe Schreie schwebten von oben zu ihm herunter.

49. KAPITEL
    Nur durch bloße Willenskraft widerstand Reid dem Drang, auf Caitlyns Schreie zuzustürmen. Langsam und vorsichtig ging er weiter, ließ seine Waffe den Weg in das dunkle Foyer weisen. Dennoch, der herzzerreißende Klang ihrer erstickten Schluchzer fühlte sich an wie ein körperlicher Angriff.
    Ein Baseballschläger lag in der Mitte des Foyers. Als er an dem blutigen Handabdruck vorbeiging, der immer noch an der Wand zu sehen war, tat er alles, das grausige Bild von Mitch aus seinem Kopf zu verbannen. Von Mitch, der den Schläger gegen Caitlyn erhob und sie verprügelte, wie er es mit Bliss Harper getan hatte. Zumindest bedeuteten die Schreie, dass Caitlyn noch am Leben war. Vorsichtig begann Reid, die Wendeltreppe nach oben zu steigen. Den Treppenabsatz über ihm behielt er fest im Blick.
    Sobald er auf halbem Weg die Treppe hinauf war, erstarben Caitlyns dumpfe Schreie.
    Er spürte, wie ihn ein Grauen überfiel. Jedes Knarren der Stiegen schien in dem großen Haus nachzuhallen und seine Ankunft anzukündigen. Sobald er den oberen Stock erreicht hatte, sah Reid rasch zur Tür von Joshuas Schlafzimmer. Sie gähnte am Ende des langen Flurs, wartete auf ihn wie ein offenes schwarzes Maul.
    Die Stille war ein verräterisches Zeichen; es war viel zu ruhig. Zu still . Er umfasste die Waffe noch fester. Sie wussten, dass er da war.
    „Mitch?“, rief er schließlich in die Dunkelheit hinein. Seine Stimme war heiser. „Wir müssen reden.“
    In seinem gegenwärtigen Zustand, das war Reid nur allzu klar, war er seinem großen, kräftigen Partner in keiner Hinsicht gewachsen. Sein Körper zitterte infolge des Blutverlusts, was durch das sich ständig weiter ausbreitende Trommeln in seinem Schädel noch verschlimmert wurde. Er rief wieder, aber erhielt auch dieses Mal keine Antwort. Als sich Reid demSchlafzimmer näherte, sah er, dass ein Fenster geöffnet worden war. Weiße Vorhänge flatterten gespenstisch im Nachtwind. Ein kalter Windstoß traf sein Gesicht.
    Reid trat hinein, sein Herz klopfte ihm bis zum Hals. Caitlyn lag auf dem Bett, war mit den Handgelenken am gedrechselten Kopfende festgebunden. Ihr Mund war geknebelt. Sie trug nichts außer BH und Höschen. Eine erbärmliche Angst durchfuhr ihn, als er das elektrische Kabel erkannte, das um ihren Hals geschlungen war. Ihre Augen waren geschlossen, die dichten Wimpern lagen auf ihren bleichen Wangen. Er konnte nicht sehen, ob sich ihr Brustkorb bewegte.
    Er hielt die Waffe weiter im Anschlag und blickte sich schnell im Zimmer um. Aber nur ein Hauch vom Moschusduft eines Rasierwassers und ein leichter Geruch nach Zigaretten waren geblieben. Draußen vor dem offenem Fenster hatte das Dach ein leichtes Gefälle. Vielleicht war Mitch nach unten geflüchtet.
    Reids Hände zitterten, als er seine Finger auf ihren schlanken Hals drückte und Caitlyns Puls fühlte. Rasch entfernte er das Kabel, das ihre Atemwege behinderte. Erleichterung durchflutete ihn – ihr Puls war schwach, aber immer noch da.
    „Caitlyn“, flüsterte er und berührte ihr Gesicht. Sie fühlte sich kalt an. Ihre Augenlider flatterten kurz, dann lagen sie wieder still. Reid zog den Stoffknebel aus ihrem Mund. Drückte dann seinen Mund auf ihren, legte die Hände um ihren Kiefer, um eine Dichtung zu schaffen, und blies Luft in ihre Lunge. Sie reagierte und hustete schwach.
    „Atme.“
    Sie rang heftig um Luft, keuchte dabei vor Anstrengung. Als er die Innenseite ihres rechten Unterarms ansah, überkam ihn eine maßlose Wut. Nässende, kreisrunde Verbrennungen übersäten ihre zarte Haut. Die Plastikplane unter ihr

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