Der Preis des Verrats (German Edition)
sie gerichtet. Etwas Rotes sickerte an seiner Schläfe herab, wo sie ihn getroffen hatte, und tropfte auf den Hemdkragen. Seine Brust hob und senkte sich schwer.
„Lass den Schläger fallen. Wirf ihn über die Brüstung. Jetzt!“
Das Blut rauschte in ihren Ohren. Mitch taumelte näher auf sie zu und richtete die Waffe auf ihr Gesicht. Benommen vor Schreck, tat Caitlyn wie geheißen und hievte den Schläger über das zersplitterte Treppengeländer. Der Sturz hallte im Foyer wider, als der Schläger von dem antiken Tisch unten abprallte und schließlich auf dem Boden aufkam. Caitlyn konnte nur noch hoffen, dass jemand draußen den Schuss gehört hatte und ihn der Polizei meldete. Sie fühlte sich schwach. Ihre Beine trugen sie nicht länger, und so sank sie auf den Teppichläufer im Flur und hielt ihre wieder verletzte Hand umklammert.
„Dafür wirst du büßen.“ Tierney griff sie so fest, dass sie die Knochen in ihrem Handgelenk knirschen hörte. Er schleifte sie an einem Arm über den Boden und ging zurück den Flur hinunter.
Zurück in Joshuas Schlafzimmer.
48. KAPITEL
„Ich glaube nicht, dass irgendjemand zu Hause ist.“ Morehouse klang blechern und weit entfernt durch das Handy. „Drinnen brennt kein Licht, und sein Auto ist nicht hier.“
Reid packte das Steuerrad fester, Enttäuschung machte sich in ihm breit. Er war immer noch auf der I-66 und steuerte zurück in Richtung District. Er hatte Morehouse nach Arlington zu Mitchs Wohnung geschickt, denn der junge Agent wohnte ungefähr in derselben Gegend und konnte vor ihm da sein.
„Gehen Sie bitte um das Haus herum, schauen Sie durch die Fenster …“
„Agent Novak?“ In Morehouse’ Stimme schwang Fassungslosigkeit. „Sind Sie sich ganz sicher?“
„Ziemlich sicher“, sagte Reid ruhig, auch wenn ihm diese Überzeugung wie ein Stück Blei im Magen lag, schwer und verstörend. Die wenigen Autos auf dem Highway schienen bewegungslos, als er an ihnen mit hoher Geschwindigkeit vorbeiraste. „Sie haben die letzten sechs Monate mit ihm gearbeitet. Was glauben Sie?“
„Nein. Ich meine, ich weiß nicht … vielleicht“, räumte Morehouse nervös ein. Er wirkte außer Atem, und Reid schätzte, er lief bereits um das bescheidene, ranchartige Haus herum, um alles zu überprüfen. Mitch hatte das Haus von seinen Eltern geerbt. Es war das Einzige, was er bei der Scheidung hatte retten können.
„Dass er das Krankenhaus mit Ms Cahill verlassen und Sie deswegen angelogen hat, und dann all die nicht aufgezeichneten Besuche bei ihrem Bruder – das ist sonderbar“, gab Morehouse zu. „Er hat einige Probleme mit Aggressionsbewältigung, und er scheint Frauen nicht sehr zu mögen. Nicht als Menschen , jedenfalls. Aber er ist ein FBI-Agent …“
Der Himmel über ihm war noch immer dunkel, und Reid konnte den Widerschein der Großstadtlichter vor ihm in der Ferne sehen. In seinem Kopf drehten sich die Gedanken imKreis. Wo konnte Mitch sein, wo könnte er Caitlyn hingebracht haben? Die Vorstellung, dass ihr genau in diesem Augenblick wehgetan wurde, bohrte sich in ihn hinein wie ein stumpfes Messer.
„Agent Novak?“
Versunken in seiner ganz persönlichen Gedankenhölle, hätte Reid beinah vergessen, dass Morehouse immer noch in der Leitung war. „Sehen Sie irgendetwas?“
„Ich bin im Hinterhof. Da steht ein Fahrzeug in einer freistehenden Garage. Sie steht zwischen zwei Häusern, deshalb bin ich nicht sicher, zu welchem sie gehört. Die Tür ist verschlossen, aber das Fahrzeug ist mit einer Plane abgedeckt.“ Seine Stimme klang plötzlich näselnd. „Es ist dunkel da drinnen, aber ich kann ein wenig durch das Fenster erkennen. I…Ich glaube, das könnte ein weißer Lieferwagen sein.“
Reid spürte, wie das Blut durch seine Adern schoss. „Sehen Sie zu, dass Sie in das Haus kommen. Sie haben jetzt einen Fall von Gefahr im Verzug – Sie brauchen keine richterliche Anordnung.“
„Aber hier ist niemand …“
„Soweit es die Richter betrifft, wissen Sie das nicht mit Bestimmtheit“, betonte Reid. „Caitlyn ist in ernster Gefahr und irgendetwas in diesem Haus könnte uns helfen, herauszufinden, wo er sie vielleicht hingebracht hat. Morehouse, nutzen Sie die Gelegenheit. Wir haben keine Zeit, uns das von oben absegnen zu lassen.“
„Na schön. Ich rufe Sie zurück.“
Reid unterbrach die Verbindung. Ein Schild, das die Ausfahrt Arlington ankündigte, tauchte vor ihm auf. Er hatte vorgehabt, dort vom Highway abzufahren, aber das
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