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Der Priester

Der Priester

Titel: Der Priester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerard O'Donovan
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bewegte sich jedoch nicht. Mulcahy hustete leise und versuchte so, die Kehle frei zu bekommen. Der dünne, jugendliche Körper unter der Decke erstarrte sichtlich, und der Kopf des Mädchens fuhr herum. Ein aufgedunsenes Augenlid öffnete sich einen Spaltbreit, dann das zweite. Sie sah Brogan an, die zuerst in ihr Blickfeld kam.
    »Hallo, Jesica«, fing Brogan an. Ruhig, leise und bestimmt. Sie lächelte dem Mädchen zu. Das wenige Weiß, das in Jesicas Augen zu sehen war, glänzte vor Angst, als ihr Blick zwischen Brogan und Mulcahy hin- und herwanderte.
    » Buenos días, Jesica« , sagte Mulcahy und versuchte, leise und beruhigend zu sprechen. Trotzdem zuckte sie zusammen, als sie seine Stimme hörte.
    » Tranquilo, niña« , sagte er, so sanft er konnte. » No te preocupes. Somos policías. Queremos ayudarte.«
    Keine Sorge. Wir sind von der Polizei. Wir wollen dir helfen.
    Das Mädchen zitterte bei jedem Wort. Instinktiv wollte er ihre Hand ergreifen, sie anders als nur mit Worten beruhigen. Aber Brogan hatte gerade noch einmal etwas betont, was er schon wusste: bloß keinen Körperkontakt. Worte mussten reichen.
    Es dauerte eine Weile, bis er sicher war, dass sie ihn verstanden hatte. Anfangs konnte sie gar nicht antworten, wich sogar seinem Blick aus, indem sie die Augen schloss und nicht wieder öffnete. Also bat er sie zu nicken, wenn sie Jesica hieß … wenn sie aus Madrid war … wenn sie sechzehn war. Mit jeder Frage bewegte sich ihr Kopf etwas selbstsicherer auf dem Kissen. Dann, als er sie bat, den Namen ihres Vaters zu bestätigen, blinzelte sie, öffnete die Augen etwas, in denen sich Tränen gesammelt hatten, und flüsterte leise und unsicher ein paar Worte, die er kaum verstehen konnte.
    » Dónde está … dónde está mi padre?«
    Ein kleines Mädchen, das zu seinem Papa wollte.
    Mulcahy wollte das bisschen Vertrauen, das er aufgebaut hatte, nicht zerstören, also sagte er, ihr Vater sei auf dem Weg hierher. Das schien sie zu beruhigen. Dann sah er Brogan an, die ihre Enttäuschung darüber, dass er sie nicht einbezogen hatte, nicht verbergen konnte. Mit einem wortlosen Nicken forderte er sie auf, ihre Fragen zu stellen. Doch ohne lange abzuwarten, wandte er sich wieder an das Mädchen und fragte, was passiert war.
    » Fuiste asaltada?« War sie von jemandem angegriffen worden?
    Sie wandte sich ab, und ihre geschwollenen Augenlider blinzelten, so schnell sie konnten, als wollte sie einen schrecklichen Gedanken abwehren. Dann nickte sie. Eine sehr knappe Reaktion.
    »Was haben Sie gefragt?«, flüsterte Brogan und zupfte ihn am Ärmel. Er antwortete tonlos, dass sie einen Moment warten solle, und wandte sich wieder an Jesica. Die sah noch unsicherer aus als vorher, sah nach oben, dann fingen die Tränen an zu fließen.
    »Un hombre me golpeó … No sé qué pasó.«
    Brogan gab keine Ruhe.
    »Was sagt sie?«, zischte sie ihn leise an.
    »Ein Mann hat sie geschlagen. Sie weiß nicht, was passiert ist.«
    »Fragen Sie sie, ob sie den Mann kennt.«
    Mulcahy wandte sich wieder an Jesica. »Este hombre, lo conoces?«
    »No vi nada …« Sie hatte nichts gesehen, erwiderte Jesica ebenso stockend wie zuvor. Der Schlag war aus dem Nichts gekommen. Hatte sie direkt im Gesicht getroffen. So hart, so überraschend, dass sie sofort zu Boden gestürzt war.
    »Wie sah er aus?«
    Mulcahy übersetzte Brogans Frage.
    »No, no sé« , beharrte das Mädchen, während die Tränen ihre Wangen herabströmten.
    »Sie weiß es nicht.«
    »Hat er irgendetwas gesagt?«
    Mulcahy fühlte sich elend, als er sah, wie Jesicas geschwollenes Gesicht plötzlich voller Angst war.
    »Todo se puso oscuro« , sagte sie, und ihre Gesichtsmuskulatur verkrampfte immer mehr, als sie versuchte, ihre Furcht in Worte zu fassen. Ihre Halssehnen stachen wie Kabel hervor.
    »Sie sagt, es wäre plötzlich dunkel geworden. Der Mann muss ihr irgendetwas über den Kopf gestülpt und sie dann irgendwo reingezogen haben. Er hat sie immer wieder geschlagen.«
    Mulcahy brach ab, als Jesica ermattet zurücksank, einen langen Hustenanfall bekam und nach einer Schale auf dem Nachttisch neben sich griff. Der Schrecken aus ihrem Inneren suchte nach einem Ausgang. Es kamen aber nur ein paar Tropfen blutgetränkter Speichel heraus. Die Schwester half ihr, sich aufzurichten, und wischte ihre Lippen mit einem Papiertaschentuch sanft ab, während das Mädchen langsam wieder zurück aufs Kissen sank. Ihre Brust hob sich mit jedem Atemzug etwas weniger, als Jesica

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