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Der Priester

Der Priester

Titel: Der Priester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerard O'Donovan
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nachdem ihm versichert worden war, dass kein weiterer Versuch unternommen werden würde, Jesica zu befragen, ohne dass ein offizieller Vertreter der Botschaft zugegen war.
    Erst als sie vor der Tür standen und darauf warteten, dass Cassidy den Wagen vorfuhr, kam Mulcahy dazu, Brogan mitzuteilen, was Jesica ihm gesagt hatte.
    »Herrgott noch mal, das hat uns gerade noch gefehlt«, warf sie ein. »Was um alles in der Welt will sie uns damit sagen? Hat er einen steifen Kragen getragen oder was?«
    Mulcahy zuckte die Achseln. »Das müssen Sie sie beim nächsten Mal fragen.«
    »Was könnte sie denn Ihrer Ansicht nach damit gemeint haben? Bekreuzigen Priester sich denn anders als andere Menschen?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Na ja, aber sie weiß doch, wovon sie spricht, oder? Sie ist schließlich Spanierin, also Katholikin, stimmt’s?«
    »Davon ist auszugehen«, erwiderte Mulcahy. »Ihr Vater gehört eindeutig zum rechten Parteiflügel. Er wurde auch immer wieder wegen seiner engen Verbindungen zur Kirche kritisiert. Außerdem hat sie auch erwähnt, dass das Kreuz fehlt, das sie an einer Kette um den Hals getragen hat.«
    »Schon eigenartig, dass sie sich ausgerechnet daran erinnert, wenn man bedenkt, was der Kerl ihr angetan hat, finden Sie nicht?«
    »Das ist eher Ihr Fachgebiet, aber vielleicht hat es ja … Ach, ich weiß nicht.« Mulcahy brach ab, wollte nicht spekulieren oder sich noch weiter in die Geschichte hineinziehen lassen.
    »Nein, erzählen Sie«, forderte Brogan ihn auf. »Was wollten Sie sagen?«
    »Mir fiel gerade ein, dass ich einen Artikel über Jesicas Vater gelesen habe. In El País , glaube ich. Ganz genau erinnere ich mich nicht mehr an den Inhalt, ich meine aber, dass ihre Mutter gestorben ist, als sie noch sehr jung war. Ihr Vater hat sie allein großgezogen. Sofern man bei einem solchen Lebensstil von einem Alleinerziehenden reden kann. Wir sprechen hier über die alte spanische Aristokratie.«
    »Das wäre doch eher ein Grund weniger, sich über ein Kreuz mit Kette Sorgen zu machen, oder?«, wandte Brogan ein.
    »Sofern daran keine Emotionen hängen. Vielleicht gehörte es ihrer Mutter – oder es war ein Geschenk von ihrem Vater. Es muss irgendeine besondere Bedeutung für sie gehabt haben.« Er warf den Zigarettenstummel auf den Boden und trat ihn aus. »Ich bin sicher, dass sich das am Ende klären lässt. Was meinen Sie, wie stehen die Chancen?«
    Brogan wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »In diesem Stadium ist das schwer zu sagen. Das ist ja kein Allerweltsfall. Solange wir nicht wissen, wo sie gestern Abend mit wem war, stochern wir im Nebel. Aber vielleicht finden die von der Spurensicherung ja noch was.«
    »Was für ein Perverser macht denn so was? Sie ist doch fast noch ein Kind.«
    Brogan warf ihm einen finsteren Blick zu. »Sie können ja mal eine Weile zur Sitte kommen. Dann werden Sie schnell merken, dass es in Dublin genug Perverse gibt.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein danke, ich bleib lieber da, wo ich mich auskenne.«
    Falls er das überhaupt zu entscheiden hatte. Mulcahy sah wieder zum Himmel hinauf. Das verlockende Blau des frühen Nachmittags war verschwunden, verdeckt von einer endlosen, aschfahlen Wolkendecke. Und es roch auch ein bisschen nach Regen. Vielleicht wäre es doch kein so guter Tag zum Segeln gewesen. Ein dunkelblauer Ford Mondeo hielt vor ihnen. Cassidy beugte sich vom Fahrersitz herüber und stieß die Beifahrertür auf. Dabei sah er Mulcahy mit einem finsteren Blick an. Er war gar nicht erfreut gewesen, als Mulcahy ihm vorgeschlagen hatte, sich noch einmal – überzeugender – bei Ibañez zu entschuldigen. Das ignorante Arschloch könnte sich bei ihm bedanken, nicht vor einem Disziplinarausschuss erscheinen zu müssen.
    Beim Einsteigen sah Brogan ihn noch einmal kurz an. »Danke, Mike. Tut mir leid, dass wir Ihnen den Sonntag verdorben haben. Ich halte Sie über den weiteren Fortschritt auf dem Laufenden.«
    »Tun Sie das«, sagte er in der Hoffnung, dass sie es nicht tun würde. »Viel Glück.«
    Der Wagen schoss mit quietschenden Reifen davon. Mulcahy starrte ihm noch kurz nach. Cassidy war ohne Zweifel ein Polizeirüpel von altem Schrot und Korn, also völlig unerträglich. Er fragte sich, wie Brogan mit ihm zurechtkam. Dann schüttelte er noch einmal den Kopf, zog die Autoschlüssel und die Zigaretten aus der Tasche und machte sich auf den Weg zum Parkplatz.

3
    Wie eine Windbö im März fegte Siobhan Fallon die Stephen

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