Der Prinz der Hölle
sich einen Weg frei und rannte auf ihn zu. Ein Du-jum-Mann hieb mit der Axt nach ihr, dass Sonja sich nur noch retten konnte, indem sie sich auf den Boden fallen ließ. Im Vorbeischlittern schwang sie ihre Klinge hoch und traf den Soldaten mit einem tödlichen Streich. Nun sprang sie auf und stürmte zu Omeron.
»Haltet Euch ganz still!«
Ihre Klinge blitzte einmal, zweimal, noch zweimal. Beim vierten Hieb war der Fürst frei. Er fiel nach vorn, verkrampft und erschöpft vom qualvollen Dehnen der Muskeln. Sonja fing ihn auf und zog ihn am Arm mit sich. In der Mitte war ein Freiraum geschaffen, da Omerons Soldaten Du-jums zum hinteren Saalende und an die Wände drängten. Sonja half Omeron zwischen zwei Säulen einer Seitenreihe, dann kippte sie einen schweren Tisch um, hinter dem sie einstweilen geschützt waren.
»Wie geht es Euch?« erkundigte sie sich besorgt und kniete sich neben ihn.
»Ich bin … nur noch schwach … und überrascht.«
Sie sprang rasch hinter dem Tisch hervor, zerrte die Leiche eines von Omerons eigenen Männern herbei und drängte:
»Schnell! Zieht seine Sachen an!«
Hastig schlüpfte Omeron in Hose und Stiefel, zwängte sich in das Kettenhemd und schnallte sich den Schwertgürtel um. »Mitra, hier komme ich!« brüllte er. »Auf sie!«
Mit wilden Schlachtrufen stürmten die beiden durch den, Saal, um sich ins Gemenge zu stürzen.
Yarise rannte, so schnell sie konnte. Sie stieß ihre hinderlichen vergoldeten Sandalen von sich und raste weiter. Die oberen Korridore waren völlig verlassen. Vom Erdgeschoß schallte das erschreckende Kampfgetöse hoch.
Sie musste fliehen – musste ihre Sachen in ihrem Gemach zusammenpacken und sich dann von ihren Dienerinnen helfen lassen, den Palast zu verlassen.
»Endi!« rief sie an der Tür zu ihren Gemächern. »Endi! Verdammt, wo bist du, wenn ich dich brauche …«
»Yarise!«
Erschrocken drehte sie sich um.
Eine Frauenstimme, und doch nicht die Stimme einer Frau.
»Ich weiß, wer du bist, Yarise! Hilf mir das gestohlene Zepter Ixcatls zu finden, damit ich meinen Vater Du-jum vernichten kann.«
Furchterfüllt wich Yarise vor dieser Stimme zurück. Hilfesuchend schaute sie den Gang entlang, dann in alle Richtungen.
»Yarise, überwinde das Böse in dir. Du-jum hat das Zepter mit einem magischen Schirm geschützt. Sag mir, wo er es versteckt hält.«
»Wer seid ihr? Wer seid Ihr?« rief Yarise völlig verstört und wich immer weiter den Gang entlang zurück.
Als Antwort schlängelte sich aus einem Seitenkorridor ein Schatten, ein riesiger Schatten, schwärzer als die Nacht. Von Grauen gepackt, wich die Prinzessin noch weiter zurück.
»Yarise, ich komme zu dir in meiner Schlangengestalt, um zu beweisen, dass ich bin, wer zu sein ich behaupte: die Tochter von …«
Und sie kroch um die Biegung, ringelte sich zusammen.
»Ihr Götter der Finsternis!« schrillte Yarise. Sie stolperte über die eigenen Füße, sprang hoch und rannte blindlings den Korridor entlang.
»Yarise!« rief die Riesenschlange. Ihre gelben Augen leuchteten in der Düsternis des Ganges. »Yarise! Ich bin Ilura, Du-jums Tochter. Dies ist nicht meine wahre Gestalt. Lauf nicht fort! Sag mir, wo ich das Zepter finden kann!«
»Ihr Götter der Finsternis! Du-jum! Hiiiilfe!«
Die gigantische. Schlange glitt hinter ihr her. Ihre ‚Bauchschuppen scharrten über den Marmorboden und ihre Flanken gegen Tische und Waffengestelle an den Wänden des Gangs. »Yarise! Bleib stehen! Ich werde mich verwandeln …«
Yarise rannte immer weiter fort von ihren Gemächern, vorbei an anderen, die ihr keinen Schutz vor der Riesenschlange bieten konnten. Blindlings raste sie dahin, bis sie ein offenes Fenster vor sich sah. Wahnsinnig vor Angst dachte sie, sie könnte wegfliegen, wenn sie hinaussprang.
»Yarise!«
Einen Blick wagte sie zurück und sah eine ungeheuerliche Schlange mit gelben Augen auf sie zugleiten, das Reptil berührte mit seinem gewaltigen Körper fast beide Seiten des Korridors. Und diese Schlange sprach zu ihr!
»Yarise, ich verwandle mich jetzt! Sag mir, wo das Zepter ist!«
»Du-jum! Hilf mir mit deiner Vogelmagie! Ich muss fliegen! Hilf mir!«
Ohne anzuhalten, warf sie sich durch das Fenster – und flog nicht.
Schreiend stürzte sie in die Tiefe, rief gellend nach Du-jum, doch er half ihr nicht. Ein steinernes Fabelwesen ragte über einem Balkon aus der Wand, ein Wesen mit spitzen, aufgerichteten Hörnern.
Yarises Schreie erstarben, als sie direkt darauf
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