Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
ich mich aber in den Schänken umhörte, schien es, als habe er überall stets verloren. Wie könnte es auch anders sein, wenn man weiß, wie die Würfelspieler ihr Geld verdienen? «
» Ihr meint, sie spielen falsch? « , warf Gremm etwas dümmlich ein.
Der Leutnant antwortete mit einem feinen Lächeln. » Oh, einer dieser Männer verbürgte sich sogar dafür, dass das Opfer gewiss nicht an seinem Tisch gewonnen habe. Ich befragte die anderen Fischer etwas eingehender, ohne viel zu erfahren, aber dann sprach ich mit dem dortigen Priester … «
Gremm stand auf, bat, ihn zu entschuldigen, öffnete die Tür und rief leise zur Küche hinüber, dass er und sein Gast Tee wünschten. Er hatte keinen Durst, aber er hielt die Anspannung nicht mehr aus.
» Ich verstehe nicht ganz, was der Priester mit dem Raubmord zu tun haben soll, wie ich gestehe « , sagte er, als er sich wieder gesetzt hatte.
» Diese Menschen bringen seit den Tagen der Pest ein erstaunliches Opfer – sie werfen einen Teil ihres Nachtfangs durch ein Loch hinab in die Halde, wo die Vergessenen hausen. «
» Wirklich? Wie überaus nobel. «
» Sie werden dafür vom Tempel entschädigt, jedoch nicht sehr üppig, wie Ihr Euch denken könnt. In den letzten drei Monaten schienen sie jedoch noch großzügiger als sonst zu sein, so großzügig, dass es sogar dem alten Priester auffiel, und bei meiner inzwischen dritten Befragung gaben sie zu, dass ein unbekannter Wohltäter, ein Mann von Stand, sie dafür entlohnte. «
» Ich verstehe « , sagte Gremm und zwang sich, sitzen zu bleiben und nicht unter dem Vorwand, nach dem Tee sehen zu wollen, aufzuspringen und dabei das Haus für immer zu verlassen.
» Das führte mich schließlich zu Euch, Menher Gremm. «
» Zu mir? «
» Es ist in diesem Jahr nur eine Familie von Stand an diesen Ort verbannt worden, und diese Familie hat nur einen einzigen Verwandten in der Stadt, Euch, Menher. «
» Aber es wäre nicht erlaubt, sich um sie zu kümmern! « , rief Gremm.
Der Leutnant zuckte mit den Achseln. » Ich kann Euch beruhigen, Menher, ich bin nicht hier, um Euch wegen dieser mildtätigen Geste zu verhaften. Ich kann sie nicht gutheißen, denn sie verstößt gegen das Gesetz, aber ich kann sie Euch auch nicht nachweisen, oder, sagen wir, mein Ehrgeiz, Euch dieses Verbrechens zu überführen, ist nicht sehr groß. «
Die Köchin trat mit einem Tablett ein, auf dem Teekanne und -geschirr klapperten.
» Jetzt nicht! « , herrschte Gremm sie an, woraufhin sie sich fluchtartig zurückzog. » Aber was wollt Ihr dann von mir, Leutnant? «
» Nun, zunächst wollte ich Gewissheit, ob meine Schlussfolgerungen richtig waren, und die habe ich nun. Aber ich muss wissen, ob Ihr vielleicht jemandem von diesem Handel erzählt habt. Versteht Ihr? «
Gremm verstand, er verstand nur zu gut. Natürlich hatte er jemandem davon erzählt, Sester Elgos, seinem alten » Freund « aus dunklen Tagen. Plötzlich wusste er, was geschehen war. Er legte jedoch die Stirn in angestrengte Falten, als müsse er sehr gründlich nachdenken, und sagte schließlich mit trockener Kehle: » Nein, Leutnant, nein, ich habe niemandem davon erzählt. Nicht einmal meiner Frau, vor der ich wirklich ungern Geheimnisse habe. Denn, wie Ihr schon sagtet, es verstößt gegen das Gesetz, jenen zu helfen, die unsere Stadt verbannt hat. «
» Kein Wort? Nicht einmal zu einem Freund oder Bekannten? «
Gremm lächelte schwach. » Leutnant « , sagte er dann, » in meinem Alter sind Freunde ein rares Gut, ein Gut, das immer knapper wird. Früher, da gab es die Kauffahrer, mit denen ich um Geschäfte wetteiferte und doch befreundet war. Man traf sich, trank einen Humpen auf gute Geschäfte, doch das war einmal. Die meisten von ihnen haben sich zur Ruhe gesetzt, soweit ich weiß, die anderen, jüngeren, haben keine Zeit mehr für solch altmodische Vergnügungen. Also, nein, Leutnant Lizet, ich habe keine Freunde, denen ich dieses Geheimnis anvertrauen würde, und schon gar keine, die um ein paar Kronen willen einen Mord begehen würden. «
» Und wisst Ihr, ob dieser Fischer vielleicht … ich meine, Ihr habt doch mit ihm gesprochen, oder? «
» Gewiss, doch weiß ich nicht, wem er davon erzählt hat. Ihr sagtet, dass die Menschen in seinem Dorf es wussten. Arme Leute nach allem, was ich dort gesehen habe. Vielleicht solltet Ihr eher dort suchen. «
» Ja, es wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben. Ich danke Euch für Eure Zeit, Menher Gremm.
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