Der Prinz von Astrilandis
er hörte, glich einem Stöhnen und Schmatzen, wie er es noch nie vernommen hatte. Hero wagte nicht, hineinzugehen. Erst als sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, ging er ein paar Schritte in den Eingang der Höhle, um im nächsten Augenblick zu erkennen, dass er zwei Jungbären beim Fressen überrascht hatte. Hero hatte schon einmal von Bären gehört, die in den Bergen lebten, doch er hatte noch nie einen zu Gesicht bekommen. Cid begann zu bellen und die Bären wandten interessiert den Kopf. Als sie den kleinen Wolf gewahrten, gingen sie ein paar Schritte auf Hero und Cid zu. Hero hielt den Atem an. Doch dann wandten sie sich wieder ab, um sich erneut ihrem Fressen zuzuwenden. Sie zerrten sich gegenseitig die Fleischstücke aus dem Maul und Hero war froh, dass sie Cid nicht angegriffen hatten, denn sie waren größer und kräftiger als Cid. Hero ging rückwärts möglichst geräuschlos, wie er gekommen war, wieder hinaus. Die Sonne war bereits hinter den Bergen verschwunden und die Dämmerung brach herein. Hero rannte den steinigen Pfad zurück zum Lager. Er dachte an Mita, die allein losgezogen war, um Beeren zu sammeln und es lief ihm kalt über den Rücken. Was, wenn die Bärin mit der gleichen Absicht unterwegs war oder nach weiterer Beute für ihre Jungen suchte. Er fand die Freunde friedlich dösend im Gras liegen. Auf seine Frage, ob Mita schon da gewesen sei, schüttelten sie nur den Kopf. „Dann müssen wir sofort los und sie suchen“, rief Hero aufgeregt. Kanto schüttelte missmutig den Kopf. „Sie findet schon wieder zurück“, murmelte er schläfrig. Hero rief: „Dort oben in einer Höhle sind Jungbären, Mita ist in großer Gefahr!“ Beide Freunde sprangen auf und legten ihre Waffen an. Einen lebendigen Bären hatten auch sie noch nie gesehen. Sie ahnten nicht, wie gefährlich und groß dieses Tier sein konnte. Hero dachte nur an die Gefahr, in der Mita sich befand. Er warnte seine Freunde: „Wir sollten zusammen bleiben, damit wir den Bären vertreiben können, falls er uns oder Mita bedroht.“ Kanto schüttelte unmerklich den Kopf, und blickte zu Ipmeos, der Hero ebenfalls verständnislos ansah. Es war nicht ihre Art, Hero zu widersprechen. Aber diese Gelegenheit würden sie sich nicht entgehen lasse. Sie wollten den Bären erlegen und ihn nicht verjagen. Die erfolgreiche Jagd nach dem Hirsch, hatte sie in Jagdfieber versetzt. Ein Bärenfell mit nach Astrilandis zu bringen wäre ein großes Ereignis, das sie zu Helden machen würde.
Sie gingen in Richtung Fluss, da sie vermuteten Mita würde dort Beeren suchen. In Flussauen fand man oft Früchte tragende Büsche und Bäume. Sie durchstreiften das Gebüsch in allen Richtungen, zerkratzten sich Arme und Beine an den Dornen, und, obwohl sie immer wieder laut ihren Namen riefen, fanden sie von Mita keine Spur. Der breite Fluss floss gemächlich dahin und Hero sah vom Ufer aus auf dem klaren Kiesgrund silberne Fische und Krebse. Sie gingen nun flussaufwärts, am flachen Sand- und Kiesstrand entlang, bis Hero auf die Fährte des Bären stieß. Erschreckend große Fußabdrücke, in die zwei seiner eigenen Fußabdrücke passten, führten in Richtung der Hügel, wo Hero die Jungbären gesehen hatte. Hero pfiff den Vogelruf, den Mita kannte und mit dem sie sich früher immer verständigt hatten. Er hoffte auf Antwort, doch es blieb still. Mit gezogenen Schwertern pirschten sie eilig weiter den Fußspuren hinter her. Es war nun schon fast dunkel, doch sie mussten Mita finden, bevor es Nacht wurde, denn im Dunkeln würde der Bär noch viel gefährlicher für sie werden. Hero und Cid hielten keuchend an, im Flusssand sah Hero den Abdruck eines menschlichen Fußes. Es musste der von Mita sein. Die Spur führte in den Fluss hinein, dann verlor sie sich in der Tiefe. Hero legte die Hände an den Mund und rief laut in alle Richtungen Mitas Namen. Doch es kam keine Antwort. Obwohl die Spur des Bären weiter in Richtung der Höhle führte, beschloss Hero, den Fluss zu überqueren und am anderen Ufer allein weiter zu suchen. Die Freunde folgten den Bärenspuren, wollten aber in Rufweite bleiben. In der Mitte war der Fluss so tief, dass Hero gegen den Strom schwimmen musste. Doch schon nach einem kurzen Stück konnte er das glasklare Wasser wieder durchwaten und an Land gehen. Cid war bei den Freunden am anderen Ufer zurückgeblieben. Hero suchte weiter nach Fußspuren von Mita, aber die Erde war so trocken, dass er nichts finden konnte. Sein
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