Der Prinz von Astrilandis
mit getrockneten Grasbüscheln ein Feuer, das durch herbei geschlepptes trockenes Holz sofort aufloderte und bald eine ordentliche Glut hatte. Kanto und Ipmeos schnitten einige schöne Stücke aus dem toten Hirsch heraus und spießten das Fleisch auf Holzpfähle, die sie über dem Feuer drehten. Mit hungrigen Augen und knurrenden Mägen standen die Freunde um das Feuer. Mita hatte einen Wedel aus langem Schilfgras gebunden, mit dem sie den aufsteigenden Rauch verjagte. Sie waren noch immer auf der Hut vor Verfolgern oder anderen Feinden. Man sollte sie nicht schon von weitem sehen. Endlich konnten sie sich niedersetzen und die saftigen Fleischstücke verzehren. Es war das Beste, das sie seit langem gegessen hatten. Auch Cid bekam einen schönen Knochen ab. Gebratenes gab es in Astrilandis nur zu Festtagen, wenn die Götter Opfer bekamen, dann wurde im ganzen Land an eilig errichteten Lagerfeuern, Hühner und Ziegen gebraten. Es war nicht üblich jeden Tag ein Feuer zu entzünden, da die vielen offenen heißen Quellen genutzt wurden, um Gemüse und Fleisch zu garen. Viele Bewohner von Astrilandis ernährten sich nur von rohem Gemüse und Obst. Es war für alle ein Festessen. Ein paar gebratene Stücke wickelten sie in Blätter und verstauten sie in ihren Lederbeuteln. Dann legten sie die Reste des Hirsches aufs Feuer und deckten ihn mit trockenem Gras ab, so würde alles restlos verbrennen und keine Spuren hinterlassen.
Nach dem ausgiebigen Mahl bestiegen sie wieder ihre Pferde und ritten weiter in Richtung der blauen Hügel von Marmania. Hero, der bisher mit seinem Vater nur wenige Landstriche rund um den Palast kennen gelernt hatte, genoss es, Gegenden seines Königreichs zu durchstreifen, die er noch nie gesehen hatte. Zwischen den einzelnen Bergen, die größtenteils erloschene Vulkane waren, gab es viele unterschiedliche Landschaften. Von Astrilandis, das die höchste Erhebung im südlichen Land darstellte, kannte Hero nur die Felsküste am Meer, das dahinter liegende steinige Land und den Wald von Tondoros, in dem er schon öfter gejagt hatte. Wiesen und Hügel, wie er sie hier durchritt, waren für sein Auge neu und er konnte sich kaum daran satt sehen. Hinter den blauen Hügeln von Marmania, mussten sie endlich einen Blick auf den Palast von Astrilandis haben. Hero beschloss, nicht im offenen Grasland zu bleiben, sondern weiter zu reiten bis zu den Hügeln, die vielleicht noch einen halben Tagesritt entfernt waren. In der Senke, die sie gerade durchquerten, war der Boden so weich, dass sie nicht sehr schnell voran kamen, denn die Pferde waren müde und der weiche Boden ließ ihre Hufe stark einsinken. Um die Pferde zu schonen, bat Hero die Freunde abzusitzen und ein größeres Stück zu Fuß zu gehen. Kanto wollte protestieren, doch mit einem Blick zu Ipmeos, der als erster vom Pferd gesprungen war, überwand er sich und stieg auch ab. Sie befanden sich im Niemandsland, das entlang eines niedrigen Höhenzuges begann und langsam anstieg bis zu den Hügeln, die sie von weitem gesehen hatten. In dieser Gegend hatten sich verschiedenste Stämme erbitterte Kämpfe geliefert und weil der Boden von Blut getränkt war, hatte Pantheer diesen Landstrich den Göttern geweiht, der keine Ansiedlungen erlaubte.
Hero und seine Freunde mussten dieses Gebiet durchqueren, um nach Astrilandis zu kommen. Sie ritten durch niedriges Buschwerk, vorbei an kleinen knorrigen Kiefern und Pinien, die ihnen Sichtschutz boten. Das Gelände wurde langsam unübersichtlicher, Hügel versperrten die Sicht auf die Bergkette von Marmania. Hero schlug vor in einer Mulde, die von einer Seite durch eng zusammen stehende Büschen geschützt war, das Nachtlager aufzuschlagen. Ipmeos und Kanto banden die Pferde an und legten sich auf dem weichen Gras nieder. Mita verließ das Lager, um ein paar Beeren zu suchen und Hero bat sie, sich nicht zu weit zu entfernen. Hero, der noch unschlüssig herumstand, beschloss, die nahe Anhöhe zu ersteigen, um einen Blick auf das umliegende Land zu haben. Er folgte einem ehemaligen Bachlauf, der mit Steinen und Geröll angefüllt war. Doch dieser führte ihn, nicht wie erwartet auf die Anhöhe, sondern zwischen zwei Felsen hindurch in die Nähe eines Höhleneingangs. Eine Höhle wäre als Nachtlager besser geeignet, als das freie Land, ging es Hero durch den Kopf. Auf leisen Sohlen näherte sich Hero dem Eingang der Höhle, um kurz davor inne zu halten und zu lauschen. Fremde Geräusche drangen aus dem Inneren. Was
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