Der Prinz von Astrilandis
Unglück trübte seine Freude. Jetzt war seine Mission klar: er musste seinen Vater so schnell wie möglich vor dem herannahenden Heer warnen. Als er die letzten Treppen zum Palast hinauf eilte, öffnete sich bereits das Tor, um ihn einzulassen. Der schnelle Reiter war schon von weitem gesehen und erkannt worden.
25. Kapitel
Heros Heimkehr
Innerhalb der Palastmauern herrschte reges Treiben, als Hero mit Volcano ankam. Er sprang vom Pferd und überließ es einem Palastdiener. „Wo ist mein Vater?“, fragte er noch immer völlig außer Atem. Der Diener zeigte hinauf in Richtung des oberen Palastbereiches, wo sich Pantheer gewöhnlich aufhielt. Hero stürmte die Treppe, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, hinauf. Er durchquerte den von Säulen bestandenen Innenhof und lief auf die Türe zu, die zum Inneren von Pantheers Gemächer führte. Da hörte er die Stimme seines Vaters: „Der liebe Sohn kehrt zurück“, Hero erkannte an der Bitterkeit in Pantheers Stimme, dass diese Begrüßung nicht freundlich klang. Pantheer stand an eine der Säulen gelehnt und hatte Hero bereits heraufeilen sehen. Hero wandte sich von der Türe ab und ging mit großen Schritten auf seinen Vater zu, um sich vor ihm auf die Knie zu werfen. „Vater“, rief er ohne Gruß, „das Heer der Marmanier ist auf dem Weg nach Astrilandis. Es steht morgen vor der Türe und wird uns angreifen.“ Er blickte in das kalte, vor Wut verzerrte Gesicht seines Vaters, der mit unberührter Stimme antwortete: „Steh auf Sohn, Du wirst jetzt Zeit haben, über Deine Untreue nachzudenken!“, mit diesen Worten winkte er zwei Palastwächter herbei, die Hero von beiden Seiten packten und ihn davon schleppten. Hero versuchte sich los zu reißen, doch die Wächter hielten ihn mit eisernen Griffen fest. Im Gehen schrie Hero nach seinem Vater: „Du musst mir glauben, großes Unheil wird geschehen und Astrilandis wird für immer untergehen!“ Ohne sich um die Worte seines Sohnes zu kümmern, ging Pantheer eilig die Treppen hinunter. Wie sehr er sich gewünscht hatte, dass Hero endlich zurückkam, konnte er seinem Sohn nicht zeigen. Sein Zorn und die Trauer über seine lange Abwesenheit, in der er so vielen Zweifeln ausgesetzt gewesen war, war stärker. Von Tag zu Tag hatte er weniger daran geglaubt, dass Hero noch einmal zurückkehren würde, jetzt war er zwar erleichtert, aber wütend, dass Hero kein Wort der Entschuldigung über seine Lippen gebracht hatte. Viele der Suchtrupps, die er ausgesandt hatte, waren nicht mehr wieder gekommen und die, die Astrilandis schließlich erreicht hatten, berichteten über schreckliche Dinge, die sich überall im Land zutrugen. Astrilandis war seit dem Krieg im Chaos versunken und was sollte denn ein junger König unter all den räuberischen Horden und mordenden Kriegern allein ausrichten. Nun war er entgegen aller Erwartungen zurückgekehrt, und wie es schien, unverletzt. Pantheer hatte beschlossen, ihm eine Lektion zu erteilen, die er so schnell nicht vergessen würde. Der Aufenthalt im Kerker würde seinen Sohn wieder auf den Boden der Tatsachen zurückbringen und ihm zeigen, dass ein angehender Herrscher nicht tun konnte, was er wollte.
Dieser Kerker war an der tiefsten Stelle des Palastes, noch unter dem Meeresspiegel. Man gelangte dorthin über viele Treppen und Felsdurchbrüche bis zu einem einzigen Zugang, der durch eine dicke mit Eisen beschlagene Holztüre verschlossen war. Hero war noch nie in diesem Verließ gewesen und sein Entsetzen, dass sein Vater ihn überhaupt nicht angehört hatte, war so groß, dass er nicht fassen konnte, was mit ihm geschah. Erst als sich die Kerkertüre mit lautem Krachen hinter ihm schloss, brach er auf dem kalten Steinboden zusammen. Dafür also hatte er all die Strapazen auf sich genommen, um seinen Vater zu warnen, damit er ihn im eigenen Kerker einsperrte. Hero liefen die Tränen herunter, er konnte sein Schluchzen nicht unterdrücken. Warum hatte ihm sein Vater nicht wenigstens zugehört? Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Was würde passieren, wenn Pantheer nicht sofort sein Heer zusammenzog? Würde er in diesem Kerker sterben, ohne jemals Mita wieder zu sehen oder gegen die Marmanier zu kämpfen. Er nahm seine ganze Kraft zusammen und trommelte an die Türe, bis seine Hände blutig wurden. Niemand schien ihn zu hören. Entmutigt sank er auf den Stufen zusammen. Durch ein Loch in der Decke des Verlieses konnte Hero den Himmel sehen. Allmählich wurde es dunkel,
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