Der Prinz von Astrilandis
Marmania im Graben überholt, deshalb musste es jetzt in ihrem Rücken sein und Hero war zur Aussicht noch einmal auf einen Baum geklettert, doch er konnte keine Anzeichen des Heers ausmachen. Sie waren bis auf eine kurze Rast die ganze Nacht durchgeritten und Hero hatte kein Auge zugemacht, trotzdem fühlte er sich nicht müde. Sie waren ihrem Ziel nun so nahe, dass er sicher war, seinen Vater rechtzeitig warnen zu können. Das Heer würde mindestens zwei Tage länger brauchen, um an die Grenze von Astrilandis zu gelangen.
Trotzdem war es an der Zeit, ihren Weg fortzusetzen. Mita folgte Hero auf Ipmeos Pferd, das auf dem linken Hinterbein zu lahmen begonnen hatte. Zuerst hatte sie sich nur gewundert, dass sie immer langsamer wurde. Bald lag sie so weit zurück, dass Hero ihr Rufen nicht mehr hörte. Er ritt weiter, ohne zu bemerken, dass Mita abgestiegen war. Ipmeos Pferd war einfach stehen geblieben und weder durch gutes Zureden noch mit der Peitsche dazu zu bewegen, weiter zu laufen. Es blieb mit gesenktem Kopf und geblähten Nüstern einfach stehen. Mita wollte sich den Hinterfuß ansehen, doch in diesem Moment schlug das Pferd aus und traf Mita auf der Stirn. Sie fiel um und verlor augenblicklich das Bewusstsein. Erst jetzt bemerkte Hero, dass Mita nicht mehr hinter ihm war. Er blickte sich um und sah nur das Pferd ohne Reiterin. Sofort riss er Volcano herum und galoppierte zurück zu ihr. Sie lag am Boden und gab kein Lebenszeichen mehr von sich. Er schrie sie an, er setzte sie auf, doch Mitas Arme und Beine hingen leblos herab und ihre Augen waren geschlossen. Als er versuchte, sie wachzurütteln sah er eine rote Erhöhung auf ihrer Stirn. Diese Verletzung musste sie durch einen Sturz vom Pferd erlitten haben, ging es ihm durch den Sinn. Doch irgendetwas musste den Sturz verursacht haben. Hero sah sich um. Er sah weit und breit niemanden, der das Pferd erschreckt haben könnte. Er machte sich Vorwürfe, dass er nicht eher zurückgeblickt hatte, vielleicht hätte er es verhindern können. Er durfte keine Zeit verlieren. Er hob Mita auf sein Pferd, und stieg dann selbst auf, um sie festzuhalten. Er trieb er Volcano an, weiter zu laufen, Ipmeos Pferd, das er an sein Saumzeug angebunden hatte, bewegte sich zunächst nicht von der Stelle. Erst als Hero noch einmal abstieg und auf das Pferd einredete, trabte es schließlich hinkend hinter drein.
Da er nicht mehr weit von Tondoros und vom Orakel entfernt war, beschloss er, Mita dort hin zu bringen. Der Weg bis zum Palast von Astrilandis war zu weit und er würde kostbare Zeit verlieren. Volcano kam mit der doppelten Last auf seinem Rücken nur noch langsam voran. Die weisen Frauen vom Orakel hatten sicher ein Mittel, das Mita wieder aufwecken würde.
Als sie den Eingang zur Schlucht erreicht hatten, die zum Orakel führte, scheute Volcano. Eine Schlange hatte seinen Weg gekreuzt. Hero hatte vergessen, wie beschwerlich der Abstieg zur Höhle des Orakels war und als Volcano mehrmals strauchelte und beide um ein Haar abgeworfen hätte, stieg er vom Pferd und legte sich Mita über die Schulter. Schweißnass erreichte er das Tor, das in die Höhle führte. Er setzte Mita sanft ab, lehnte sie an die Felswand und klopfte an die große Türe. Wie bei seinem letzten Besuch, öffnete sich die Türe wie von Geisterhand und die weiße Frau erschien in der Türöffnung. Erstaunt sah sie Hero an und dann erblickte sie Mita. Sie sagte zu Hero: „Welche unglücklichen Umstände führen Dich zu uns, mein Herr?“ Hero konnte vor Anstrengung kaum sprechen. Er zeigte nur auf Mita und sie nahmen sie bei den Schultern und den Füßen und trugen sie in die Höhle. Sie betteten Mita auf ein Lager mit weißen Tüchern. Hero sagte: „Ihr müsst ihr helfen. Ich weiß nicht, was mit ihr geschehen ist, aber sie hat eine Verletzung auf der Stirn. Wahrscheinlich ist sie vom Pferd gefallen.“
Ohne eine Antwort abzuwarten sagte Hero: „Ich muss zurück nach Astrilandis, um schlimmes Unheil abzuwenden.“ Die weiße Frau lächelte milde und öffnete Hero wieder das Tor. „Die Götter werden mit Dir sein“, rief sie, als Hero den Pfad wieder hinaufstürmte. Am Ende der Schlucht sprang Hero auf seinen Getreuen und ritt im Galopp davon. Die schmalen Pfade durch den Wald von Tondoros ließ er bald hinter sich und stürmte weiter auf den Palast von Astrilandis zu. Sein Herz begann wie wild zu schlagen, als der die Palastmauern so nah vor sich sah. Endlich war er wieder zu Hause, doch Mitas
Weitere Kostenlose Bücher