Der Prinz von Astrilandis
erwarten einen Angriff der Marmanier, die sich zusammen mit dem Heer von Karikootos hinter dem letzten Wall von Tondoros verschanzt haben.“ Dronius erschrak. Das Heer Pantheers war auf ein kleines Häuflein zusammen geschrumpft, da die Astrilandier große Verluste erlitten hatten. Nur eine gute Ausrüstung und großer Kampfgeist konnte gegen ein überlegenes Heer etwas ausrichten. „Was kann ich tun?“, fragte er atemlos. „Wir werden die Radnaben unserer Streitwagen mit scharfen Speerspitzen versehen und auch an den Pferdegeschirren seitlich lange Schäfte mit Metallspitzen anbringen. Die Krieger, die diese Wagen fahren, werden von allen Seiten auf das Heer einfallen, so dass eine Verwirrung entsteht. Durch die gespickten Radnaben werden wir viele verletzen, die dann kampfunfähig sind und für unsere Bogenschützen ein leichtes Ziel werden. Erst dann kommt unser Reiterheer zum Einsatz, das mit Breitschwertern und Dolchen zu kämpfen weiß.“ So aufgeregt hatte Dronius seinen Herrn noch nie gesehen. Pantheer lief unablässig vor Dronius hin und her, er sprach weiter: „Deine Aufgabe ist es, diese Streitwagen noch heute Nacht einsatzfähig zu machen. Nimm von den Wächtern und Sklaven so viele mit, wie Du brauchst. Ich verlasse mich auf Dich!“ Mit diesen Worten stürmte Pantheer an ihm vorbei in Richtung des Verlieses. Doch dann besann er sich eines Anderen. Er würde Hero diese Nacht noch im Kerker warten lassen. Sein Zorn über Heros lange Abwesenheit, für die er keine plausible Erklärung hatte, war so groß, dass er keinerlei Mitleid für ihn empfinden konnte. Außerdem hatte er so viele andere wichtige Aufgaben, um den Angriff seines Heeres vorzubereiten, dass er nicht wusste, wo er zuerst anfangen sollte. Krotos, der ihn in diesen Angelegenheiten immer unterstützt hatte, war nicht mehr da. Jetzt, wo er ihn dringend gebraucht hätte, musste er alle Entscheidungen ohne den sachkundigen Rat seines ehemaligen Freundes treffen.
Es nagte in Pantheers Inneren, dass Krotos ihm nicht nur die geliebte Frau weggenommen hatte, sondern auch noch der künftige Herrscher von Miatris werden sollte. Feige, ohne sich Pantheer zu stellen, hatte er sich davongeschlichen und nur einen Boten mit der niederschmetternden Nachricht geschickt. Dieses Benehmen verurteilte Pantheer hart, es war heimtückisch und ein solcher Herrscher auf dem Thron von Miatris war eine unberechenbare Gefahr. Selbst seine Gefühle für Laonira, die er viele Jahre in seinem Herzen bewahrt hatte, waren durch diese Verbindung endgültig zerstört. Er konnte weder dem Freund den Treuebruch verzeihen noch verstehen, warum Laonira ihm den Vorzug gegeben hatte. Pantheer hoffte, dass er eines Tages Gelegenheit bekommen würde, an beiden Rache zu üben.
Hero verbrachte eine kalte Nacht in dem schrecklichen Verließ. Er erwachte er am nächsten Morgen steif gefroren und völlig unterkühlt. Sein erster Gedanke galt dem herannahenden Heer und der Ungewissheit, ob sein Vater inzwischen wusste, was auf ihn zukam. Er saß da und grübelte, als die Türe aufgestoßen wurde. Pantheer trat ein. Ohne sich um Heros Zittern zu kümmern, packte er ihn an der Schulter, riss ihn hoch und rief mit lauter Stimme „Wir befinden uns im Krieg! Du wirst das Reiterheer befehligen. Geh und lass Dir die Kleider und Schuhe anpassen, damit Du aussiehst wie ein Herrscher und nicht wie ein Bauer.“ Hero stand wankend vor seinem Vater. Sein Vater hatte ihn plötzlich los gelassen und erstarrte. Er wich einen Schritt zurück. Mit ausgestreckter Hand zeigte er auf Heros Füße: „Das Orakel hat uns betrogen!“, rief er zornig aus. „Was ist mit Deinen Händen?“ „Sie haben auch...“, weiter kam Hero nicht, denn seinem Vater stieg die Zornesröte ins Gesicht und er rief: „Das Orakel ist dieses Mal zu weit gegangen! Ich werde dieses Gesindel vom Erdboden vertilgen, sie haben mich nicht nur belogen, sie machen meinen Sohn zum Gespött von Astrilandis!“ Hero sah betreten auf seine Schwimmhäute. Er hatte sich schon so daran gewöhnt, dass sie ihm gar nicht mehr auffielen. Außerdem waren sie im Wasser ein großer Vorteil, doch darüber konnte er mit seinem Vater nicht sprechen, der niemals schwimmen ging und keine Ahnung davon hatte, wie schön das war. Pantheer wiederholte noch einmal: „Geh und lass Dich ankleiden und sieh zu, dass Du auch Hand- und Armschoner bekommst, damit diese Dinger da…(er zeigte mit dem Finger auf Heros Hände und Füße) abgedeckt
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