Der Prinz von Astrilandis
Blei zu sein und ein bedrohliches Gefühl trieb Hero zur Eile an. Als er auf der Höhe angekommen war und sich in Richtung des Waldes von Tondoros wandte, hörte er ein tiefes Grollen, das unter den Hufen seines Pferdes heraufdröhnte. Volcano legte die Ohren zurück, er scheute und stieg hoch, doch Hero saß fest im Sattel und konnte verhindern, dass er in abwarf. Er wandte sich um und sah, dass aus dem Kegel des Vulkans hinter ihm unter Zischen eine hohe Rauchsäule aufstieg. Der Berg von Tondoros gab dem Orakel recht, das schlimme Zeiten für Astrilandis voraus sah, dachte Hero, doch er sah in diesem Rauchzeichen keine wirkliche Gefahr und nahm diese Warnungen nicht mehr ernst. Seit seiner Geburt gab der Vulkan in unregelmäßigen Abständen Rauch- und Feuersignale, doch noch nie war er ausgebrochen. Die verheerenden Eruptionen, die das Gebirge von Tondoros geformt hatten und den Lavaberg, auf dem der Palast von Astrilandis erbaut war, lagen so lange zurück, dass selbst Pantheer sie nur aus den Erzählungen der Ältesten kannte. Da war die Rede von einer Dunkelheit gewesen, die sich über das Land gesenkt hatte, die die Ernte vernichtet und alles Leben ausgelöschte hatte. Hatte das Orakel nicht auch von dunklen Schatten gesprochen, die über ihn kommen würden? Doch Hero schob diese Gedanken gleich wieder zur Seite, er wollte nicht an solche Dinge denken.
Er dachte an Mita, die seinen Vater pflegte und sein Herz wurde noch schwerer. Mita hatte sich verändert, seit er sie aus dem Bergwerk befreit hatte. Sie war kein Mädchen mehr, mit dem man Ziegen hütete oder über Wiesen rannte. Sie war jetzt eine junge Frau, die alle Blicke auf sich zog. Es war ihm aufgefallen, wie die Diener seines Vaters Mita mit den Augen verfolgten, wohin sie auch ging. Obwohl sie ein schlichtes graues Gewand trug, wie es bei den Frauen der Bauern und Handwerker üblich war, konnte man nicht übersehen, dass sich darunter ein vollkommener Körper verbarg. Wie alle jungen Frauen auf Astrilandis trug Mita ihre Brust mit einem breiten Band verhüllt, doch die kräftigen Brustwarzen zeichneten sich deutlich ab, so dass Hero sich schon dabei ertappt hatte, wie er darauf gestarrt hatte. Auch ihr ungewöhnliches rotblondes Haar, das sie jetzt nicht mehr in Zöpfen trug, sondern in einzelne Strähnen geteilt locker miteinander verflochten hatte, reizte ihn hineinzugreifen oder daran zu riechen. Immer öfter träumte er nachts von Mita, wie sie neben ihm lag und er nur die Hand nach ihr ausstrecken musste. Beim Erwachen jedoch lag nur Cid neben ihm, der seinen Herrn erwartungsvoll ansah.
Während Hero seinen Träumen nachhing, war Volcano in einen ruhigen Trab gefallen, er kannte den Weg. Hero dachte nun daran, was ihn im Palast erwarten würde. Es war wichtig, das Siegerfest im Astrilustempel mit den Opfergaben vorzubereiten und den Bau des Mausoleums voranzutreiben, das sein Vater geplant hatte. Damit würden die Götter wieder beruhigt werden und vielleicht das vorhergesagte Unheil abwenden. Dieser neue Tempelpalast am Fuße des Berges von Astrilandis sollte alles übertreffen, was auf dem Kontinent jemals gebaut worden war. Es sollte nicht nur als Grabmal für Pantheer dienen, sondern viele der Nachkommen der Herrscherfamilie eine letzte Ruhestatt bieten. Pantheer hatte Künstler aus allen Ländern von Astrilandis holen lassen und selbst die Elfenbeinschnitzer, die auf den Inseln gelebt hatten, mussten sich am Fuße des Palastes ansiedeln. Sie hatten eine Unzahl an Arabesken fertig gestellt, die an den Außenwänden des Grabmals befestigt wurden und die Szenen aus Pantheers erfolgreichen Schlachten zeigten. Hero befürchtete, dass sein Vater nicht mehr in der Lage sein würde, diesen Bau voranzutreiben oder ihn gar noch fertig zu stellen. Er war noch immer verwirrt und sein gesundheitlicher Zustand hatte sich in der letzten Zeit nicht mehr gebessert. Es würde seine Aufgabe sein, dieses Monument, das nach dem Palast ein weiteres Wahrzeichen der Macht werden sollte, fertig stellen zu lassen.
Hero ritt dem Sonnenuntergang entgegen und als er sich dem Palast näherte, erweckte eine Horde fremder Reiter, die am Fuße des Palastes ein Lager aufgeschlagen hatten, seine Aufmerksamkeit. Er lenkte Volcano dort hin, um zu erfahren, welche Leute es waren. Die Männer, die leichte Lederkleidung trugen und Helme aus glänzendem Metall, erinnerten ihn an Krieger, die er im Norden gesehen hatte. Er richtete das Wort an einen der Männer und fragte:
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