Der Prinz von Astrilandis
Götter, tretet ein“, sagte der Alte und schlurfte den kiesbelegten Weg zwischen hohen Blütenbüschen entlang in Richtung des Heiligtums. Mita verschlug es fast den Atem beim Anblick dieses Gartens. Ein Blütenmeer in gelb und rot wogte über die Wiesen, die von Palmen und stachligen Gewächsen, wie sie noch nie gesehen hatte, umstanden waren. Diese kugeligen Pflanzen, oder waren es Steine, trugen handtellergroße Blüten in einer riesigen Anzahl. Mita stolperte über ihre eigenen Beine, weil sie kaum fassen konnte, was sie hier zu sehen bekam. Einige Wasserbecken mit hohen Fontänen standen unmittelbar neben der Treppe, die zum Tempel hinauf führte. Der Alte wies sie an, hier zu warten, bevor der alte Mann seitlich der Treppe in einer schmalen Türe verschwand. Während sie warteten, wurden sie von Papageien und anderen bunten Vögeln umflogen, die so laut kreischten, dass sie gar nicht bemerkten, wie ein Priester die Treppe herunter kam und plötzlich vor ihnen stand. Er trug ein weißes Gewand, das mit einer großen goldenen Schließe auf der Schulter befestigt war. Er blickte die Ankömmlinge der Reihe nach von Kopf bis Fuß an, bevor er zu sprechen begann. „Ihr kommt vom Hofe des Falkenkönigs?“, fragte er mit einer melodischen Stimme und blickte Mita unverwandt an. Mita schwieg und Kanto erhob seine kräftige Stimme: „Ja, Herr, wir sind auf der Reise nach Astrilandis und die Frau meines Freundes fühlt sich krank und braucht dringend ein Nachtlager. Da wir auf der Burg von Karikootos nicht bleiben konnten, haben wir beschlossen, hier nachzufragen.“ Der Priester wiegte nachdenklich den Kopf. Er blickte geistesabwesend über die Reisenden hinweg und antwortete: „Es ist nicht möglich, Euch alle zu beherbergen. Einer kranken Frau werden wir nicht die Türe weisen, sie kann in der Küche unterkommen, aber ihr“, mit einer leichten Handbewegung zeigte er auf Ipmeos und Kanto, „müsst vor unseren Toren lagern oder die Reise ohne die Frau fortsetzen.“ Die Freunde sahen sich ratlos an. Was sollten sie tun? Obwohl Mita mit angstgeweiteten Augen Kanto anzuflehen schien, sie nicht allein hier zu lassen, sagte dieser nach kurzem Überlegen: „Wir danken Euch Herr und nehmen Euer Angebot gerne an. Die Frau meines Freundes wird für ein paar Nächte hier bleiben und wir werden unsere Reise fortsetzen, da sie keinen Aufschub duldet.“ Der Priester nickte und blickte wieder auf Mita, die zusammengesunken vor ihm stand. Kanto fügte hinzu: „Wir werden diese Frau auf unserer Rückreise wieder mitnehmen und Euch zum Dank einen guten Preis bezahlen.“ Der Priester lächelte bei diesen Worten und bot Mita seinen Arm, um sie die Treppe hinaufzuführen. Ipmeos lud noch eilig ein Bündel von seinem Pferd ab und drückte es Mita in die Hand. „Wir sind bald wieder da, um dich abzuholen“, sagte er mit ernster Stimme und legte ihr die Hand auf die Schulter.
Die Freunde wandten sich ab und verließen den Garten wieder über den knirschenden Kiesweg, den sie gekommen waren. Als sich das Tor hinter ihnen schloss, sagte Kanto zu Ipmeos: „Wer weiß, ob sie hier wirklich sicher ist, ich hoffe, wir haben keinen großen Fehler gemacht.“ Obwohl die Sonne bereits im Meer zu versinken schien, beeilten sich die Freunde mit ihren Pferden wieder ins offene Gelände hinaus zu reiten. Ipmeos hielt noch einmal an, um einen Blick auf das Heiligtum zu werfen, bevor es hinter den Bäumen verschwand. Zu Kanto sagte er: „Wir werden die Nacht durchreiten, denn Hero muss so bald wie möglich selbst hier her kommen, um Mita wieder abzuholen. Ich fürchte, dass der Tempel nicht der richtige Ort für sie ist. Sie ritten die ganze Nacht und den folgenden Tag ohne größere Pausen durch und betraten den Hof des Palastes von Astrilandis am Abend, als Hero gerade die Diener und Wachen des Palastes um sich versammelt hatte. Er hielt eine Ansprache und kündigte an, dass in zwei Tagen das Astrilusfest mit der Siegesfeier seines Vaters stattfinden sollte. Die Bediensteten klatschten und johlten laut, als Hero zu Ende gesprochen hatte. Dieses Fest war jedes Jahr der Höhepunkt und alle hatten sehnlichst darauf gewartet, dass Pantheer es ankündigte. Es war nicht nur das Astrilusfest, sondern vor allem die Siegesfeier, die für alle Bewohner des Palastes ein großartiges Fest versprach.
Pantheers Gesundheitszustand hatte sich nicht mehr gebessert und da er stark dem heißen Wein zusprach, veränderte sich sein Wesen so stark, dass alle
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