Der Prinz von Astrilandis
Wochen Tag und Nacht beschäftigt, Pfeilspitzen und Schwerter, Lanzen und Schilde zu schmieden. Das Hämmern und Dröhnen der Schmiedehämmer war nicht nur im Palast, sondern weit hinaus ins freie Land zu hören. Die Schmiede hatten auch viele neue Streitwägen mit Metallbeschlägen und eisernen Spitzen versehen, die an vorderster Front ins Feld gezogen werden sollten. Der Streitwagen Pantheers war der einzige, der von vier Pferden gezogen wurde und diese Tiere waren am Fuße der Burg in einem besonderen Stall untergebracht, der nur von Pantheer selbst und einem Pferdepfleger betreten werden durfte. Es waren die schönsten Streitrosse im ganzen Land, mit glänzendem Fell, gebürstetem Schweif und spitz aufgerichteten Ohren. So bald sie Pantheer erblickten, blähten sie die Nüstern und schüttelten ihre langen Mähnen.
Hero konnte in dieser Nacht nur schlecht schlafen. Seine Gedanken kreisten um den bevorstehenden Krieg und die Männer, die er nur flüchtig im Palast gesehen hatte. Es waren Abgesandte aus allen Gegenden des Reiches, die Hero gerne näher kennen gelernt hätte. Er stand deshalb noch vor dem Morgengrauen auf, um sich an den schlafenden Wachen vorbei aus seinem Schlafgemach zu schleichen. Sie lagen ausgestreckt auf einem Büffelfell vor der Feuerstelle und schnarchte mit offenem Munde. Hero schlich zur Türe und schob den schweren Steinhebel beiseite. Er schlüpfte durch die schmale Türöffnung hinaus auf den breiten Marmorgang. Er ging nicht wie üblich in die Palastküche, um bei den Köchen etwas zum Essen zu holen, sondern schlich hinunter bis zum Eingang der Grotten. Die Türe war nur angelehnt und ließ sich ganz leicht aufschieben. Kühle, feuchte Luft wie eine Meeresbrise schlug ihm entgegen. Hero saugte gierig diesen Geruch von Salz und Algen ein. Seine Augen mussten sich erst an das Halbdunkel gewöhnen, aber dann sah er hinunter und da lagen die Fremden auf Strohmatten, schlafend, die man vor ihm verborgen hatte. Er lief lautlos mit seinen nackten Füßen die Steinstufen hinab und ging vorsichtig näher. Das waren also die Ankömmlinge aus Miatris. Seine letzte Amme hatte ihm abenteuerliche Sachen über diese „Meermenschen“ erzählt. Dass ihre Haut immer feucht und kühl wäre und dass ihre Augen in der Dunkelheit grün leuchteten. Ihre Haare wären mit Perlen und Edelsteinen durchwebt und ihre Stimmen klängen wie das Zwitschern von Vögeln. Als er sich gerade über einen dieser alten Männer beugte, erklang die Stimme eines Wächters, der die Schlafenden aufweckte, um sie unverzüglich zu Pantheer zu bringen. Hero schreckte zurück und im gleichen Moment blickte ihn ein grün leuchtendes Augenpaar an. Mit freundlicher Miene und sanfter Stimme sagte der Salsivare: „Du bist also Hero, der Sohn des Herrschers, wir freuen uns, dich kennen zu lernen.“, Hero hörte die Worte des Alten nicht mehr, er war schon bei der Treppe und flog mit wehenden Gewändern hinauf. Er rannte an dem verdutzen Wächter vorbei, ohne ihn anzusehen, denn der Schreck saß ihm in allen Gliedern. Die Amme hatte also doch Recht gehabt. Die Augen waren tatsächlich leuchtend Grün. Er ärgerte sich nun, dass er so schnell davongelaufen war. Was würden die Gesandten aus Miatris nur von ihm denken? Dass er ein Feigling war! Erst jetzt erinnerte er sich daran, dass der Fremde seinen Namen ausgesprochen hatte. Woher kannte er ihn? Hero trug kein königliches Gewand auch sonst zeichnete ihn kein Attribut als Sohn des Herrschers aus.
Die Wachen schliefen bei seiner Rückkehr noch, deshalb kroch er wieder unter sein Fell und beschloss so zu tun, als ob er schlafen würde. Doch wenige Minuten später kam Krotos an sein Lager und rüttelte ihn: „Hero“, rief er aufgeregt. „Komm sofort in den Versammlungsraum.“ Noch nie war Krotos persönlich an sein Lager gekommen. Es musste etwas Schreckliches passiert sein. Hero warf nur seinen Umhang über und hetzte hinter Krotos her.
Krotos bog plötzlich ab und rief: „Zuerst in die Kleiderkammer! Du musst mit allen Attributen eines Herrschers ausstattet werden. Als Hero kurze Zeit später diese Räume verließ, war er kaum mehr wieder zu erkennen: Seine Brust schmückte ein vergoldeter Harnisch und der weite Überwurf aus glänzend schwarzen Fellen reichte ihm bis zu den Fersen. Seine Füße steckten in weichen Lederstiefeln, die ihm bis über die Knie reichten und mit bunten Bändern umwickelt waren. Ein einfacher Goldreif mit dem Sternenkranz von Atlantis zierte seine
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