Der Prinz von Astrilandis
blieben im Tempelheiligtum von Subsidonos, um den Reichtum der Insel zu mehren und nun waren sie diesen barbarischen Räubern in die Hände gefallen. Laonira hatte tatenlos mit ansehen müssen, wie sie das Heiligtum von Sanivala zerstört und die Schätze geplündert hatten. Die Gebete, die sie so inbrünstig an die Göttin gesandt hatte, waren nicht erhört worden. Sie waren jetzt in der Hand des Feindes und nur Pantheer konnte sie retten.
Karikootos wandte sich wieder den Segeln zu und steuerte das Boot geschickt durch die hohen Wellen. Immer wieder fegte eine Gischtwelle über das Boot hinweg, so dass Laonira und Myadne in ihren dünnen Kleidern durchnässt waren und vor Angst und Unerkühlung mit den Zähnen klapperten. Schließlich ließ Karikootos sie losbinden und unter Deck bringen. Es gab keine Kajüte auf dem kleinen Boot, sondern nur einen Holzverschlag, der in der Mitte des Schiffes lag. Die Frauen mussten sich zusammenkauern, um zusammen hineinzupassen. Dann schloss sich eine schwere Holzdohle über ihnen. Es war dunkel hier unten und Myadne begann wieder zu weinen. Laonira nahm ihr Tochter tröstend in den Arm und obwohl sie selbst Angst hatte und nicht so recht daran glaubte, sagte sie: „Du wirst sehen, wir werden schneller wieder frei sein, als du dir vorstellen kannst.“ Sie brachte es noch immer nicht über sich, ihrer Tochter die Wahrheit über sich und die beiden Halbbrüder zu erzählen. Wie oft hatte sie sich schon überlegt, auf welche Weise sie Myadne, die so unbeschwert aufgewachsen war, die Wahrheit ihrer Herkunft erklären sollte. Noch hatte sie nicht den Mut dazu gefunden.
Das Unheil hatte begonnen, als Pantheer und sein Halbbruder Karikootos noch im gleichen Hause lebten. Sie fuhren mit ihren wendigen Segelboten auf das Meer hinaus und freuten sich, wenn sie in der Nähe der Korallenriffe die Boote der Salsivaren entdeckten, die dort nach Perlen tauchten. Obwohl die Bewohner von Miatris eher scheu und zurückgezogen lebten, waren sie auf dem Meer in ihrem Element. Immer wenn die Astrilandier vom Festland mit ihren Booten am Horizont auftauchten, machten sich die Perlentaucherinnen einen Spaß daraus, vom hohen Mast herab ins Meer zu springen und dabei laute Schreie auszustoßen. Wenn sie dann wieder auftauchten, hatten sie die Hände voller Muscheln, die sie auf das Boot warfen. Dort wurden sie von den jungen Männern aus Miatris, die für das Führen des Bootes verantwortlich waren, geöffnet und auf Perlen untersucht.
Nie hatten die Astrilandier versucht, das Boot zu entern oder die Taucherinnen zu behindern, aber sie sahen ihnen aus entsprechender Entfernung zu und manchmal fuhren sie mit ihren Booten so nahe an sie heran, dass sie die jungen Frauen bei ihrem Tauchgang erschreckten. Pantheer, der ein guter Schwimmer war, tauchte gelegentlich so tief, dass er die Frauen aus Miatris ganz aus der Nähe sehen konnte. Besonders eine junge Taucherin mit langen blonden Haaren, die mit dem scharfen Muschelmesser im Mund mutig an ihm vorbeischwamm, gefiel ihm. Es war die Tochter des Königs von Miatris. Laonira, die wie alle Frauen auf der Insel, täglich hinaus fuhr zu den vorgelagerten Klippen und Korallenbänken, um dort nach Perlen zu tauchen tat dies, obwohl ihr Vater es nicht gerne sah. Zum einen tauchten sie nach essbaren Muscheln, doch viel lieber suchten sie nach den speziellen Muscheln, die die Perlen in sich trugen. Mit ihren Schwimmhäuten zwischen den Fingern und Zehen waren sie so geschickt im Schwimmen und Tauchen, dass sie sich einen Spaß daraus machten, die Astrilandier beim Schwimmen zu necken. Außerdem verfügten die Salsivaren über Kiemen, die knapp hinter den Ohren saßen und es ihnen erlaubten, lange unter Wasser zu bleiben. Weder Pantheer noch Karikootos konnte ihnen in die Tiefe des Meeres folgen.
Laonira, die mutig von den Segelmasten herunter sprang, faszinierte Pantheer besonders. Sie bewegte sich durch die Fluten so elegant wie ein Delphin und nur ihre hüftlangen blonden Haare, die ihr im Wasser wie ein Schleier folgten, unterschied sie von echten Meeresbewohnern.
Die Frauen von Astrilandis erschienen Pantheer dagegen kaum begehrenswert, da sie trotz der großen Hitze im Sommer gänzlich bekleidet waren und nur selten die Arme oder Beine zu sehen waren. Selbst ihre Haare trugen sie zu turmartigen Gebilden geformt unter einem Schleier verborgen und auf der Stirn wurde ihnen das Zeichen von Astrilandis bereits im Kindesalter aufgeprägt. Im Sommer mieden
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