Der Prinz von Astrilandis
durch die Gegend ziehen. Und wenn dort oben Feinde auf uns warten, ist es um uns geschehen. Wir sind nur zu dritt und unsere Ausrüstung ist seit dem Kampf mit den Wölfen auch nicht mehr vollständig“, gab Hero zu bedenken. Ipmeos und Kanto blickten ihn enttäuscht an. Sie hätten keinen Augenblick gezögert, zu dem Lagerfeuer zu gehen und sich als Astrilandier zu erkennen gegeben.
Hero verstand seine Freunde, die sich so gerne auf ein Lager gelegt und einmal richtig geschlafen hätten. Selbst ein paar Heuhaufen wären ihnen wie der Himmel vorgekommen. Hauptsache, ein Dach über dem Kopf. Auch Hero wünschte sich nichts mehr, als endlich die Bewohner dieses Wolfsgebirges kennen zu lernen und nach Mita zu fragen. Er hatte inzwischen Zweifel, ob sie überhaupt auf dem richtigen Weg waren. Wenn Mita diese Schlucht mit ihrer Familie durchquert hatte, war sie dann auch diesen Pfad hinaufgestiegen? Wie sollte er das jemals erfahren? Er durfte sich seine Zweifel und Verzagtheit nicht anmerken lassen. Schließlich war er ihr Anführer und künftiger Herrscher von Astrilandis, obwohl er nur noch einen Fetzen seines Umhangs am Leibe hatte und außer seinem wertvollen Schwert und den verwunschenen Pfeilen nicht gerade wie ein Herrscher daher kam.
Sie ritten langsam weiter auf das Feuer zu, dessen Rauch ihnen jetzt in den Augen brannte. Nach einer weiteren Wegbiegung sahen sie einige kleinere Gebäude, die direkt in den Hang hineingebaut waren. Sie wirkten wie Vogelnester, die man an die Felswand geklebt hatte. Der Rauch jedoch stieg ein Stück entfernt davon auf. Hero, Ipmeos und Kanto stiegen von den Pferden, denn sie wären schon von weitem als Reiter erkennbar. Hero beriet sich mit seinen Freunden, wie man auf diese Behausungen zugehen konnte, ohne vorher selbst gesehen zu werden. Er schlug Ipmeos vor, sich mit ihm zusammen anzuschleichen und zu sehen, was dort vorging. Kanto sollte die Pferde bewachen, und sich nur auf einen Pfiff nähern. Kanto, der sehr müde war, war von dieser Idee nicht begeistert. Er wollte gemeinsam und offen auf die Ansiedlung zureiten, denn der Wunsch sich endlich auszuruhen war stärker, als die Angst vor möglichen Feinden. Seit zwei Tagen war ihnen kein Mensch über den Weg gelaufen und dieses Feuer wirkte einladend. Doch Hero wollte kein unnötiges Risiko eingehen und bestimmte, dass Kanto bei den Pferden bleiben sollte. Die beiden machten sich auf den Weg, indem sie die Anhöhe nicht über den Pfad, sonder über den steilen Hang, der mit kleineren Bäumen und Büschen bewachsen war, hinaufkletterten. Sie kamen gut voran und am oberen Ende des Hanges konnten sie ein ganzen Stück geradewegs auf die Felswohnungen zugehen. Als sie nahe genug herangekommen waren, hielten sie inne und lauschten. Doch es war nichts zu hören. Keine Stimmen, keine Geräusche, die menschliches Leben normalerweise verursacht. Sie schlichen sich noch näher heran, indem sie hinter den Büschen Deckung suchten. Als Hero nahe dem ersten Eingang war, kam plötzlich ein Wolf herausgerannt, der sich bellend auf ihn stürzen wollte. Ein Junge kam hinterher mit einer Rute. Er rief: „Hier her, Messo, hier her! Dann blieb er wie angewurzelt stehen. Er hatte die Fremden entdeckt. Hero ging auf ihn zu und sagte:
„Wir grüßen Dich. Wir kommen aus dem Palast von Astrilandis und sind auf der Suche nach einem Mädchen Namens Mita.“ Der Junge sah sie verständnislos an, er nahm seinen Wolf am Halsband und ging ohne eine Erwiderung zurück in die Höhle. Hero rief: „Wir sind Freunde, so warte doch, wir brauchen einen Schlafplatz für die Nacht.“
Nach kurzer Zeit kam eine junge Frau aus der Höhle, und hinter ihr schaute auch der Junge vorsichtig wieder hervor.
„Mein Bruder fürchtet sich vor Fremden“, sagte sie entschuldigend, indem sie ihre Hände an ihrem Gewand abwischte. Sie hatte die gleichen rotblonden Haare wie Mita und Hero war froh, endlich einen Bewohner dieses Landes kennen zu lernen. Bevor er etwas sagen konnte, sprach die junge Frau wieder: „Ihr könnt nicht hier bleiben, alle Bewohner dieses Dorfes sind weiter in die Berge geflohen. Die Horden der Vassonier, die aus dem Norden kommen, sind unterwegs und töten alles, was sich ihnen in den Weg stellt. Sie haben neue Verbündete in den Dorots gefunden, die uns seit jeher bedrohen.“ „Dorots?“ fragte Hero mit gerunzelter Stirn. „Wer sind die Dorots?“ Ipmeos, der hinter Hero gestanden hatte und sich bis jetzt noch nicht zu Wort gemeldet hatte,
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