Der Prinz von Astrilandis
warf ein:
„Herr, die Dorots, das sind die üblen Gesellen, die sich nur von rohem Fleisch und Blut ernähren. Keiner von uns hat sie je gesehen, weil sie immer in Horden wie aus dem Nichts auftauchen und genau so schnell wieder verschwinden, aber die Bergvölker fürchten sich von ihnen.“
Die junge Frau nickte zustimmend. Sie sah Hero prüfend an. „Herr“ hatte ihn sein Freund genannt. Wie ein Herr sah dieser junge Mann nicht aus. Er war barfuss, er trug nur einen Lendenschurz, wie es bei den Leuten aus Astrilandis üblich war, aber das Zeichen auf seiner Stirn und das Amulett, das er um den Hals trug, unterschieden ihn von seinem Gefährten. „Warum könnt ihr dann hier bleiben, wenn es für uns unmöglich ist?“, fragte Hero neugierig. Die junge Frau sah zu Boden, als ob sie nach einer Ausrede suchte, dann antwortete sie „Wir leben schon immer hier und mein Bruder ist krank. Mit ihm kann ich nicht fliehen. Wir verstecken uns des Nachts im Bergwald und kommen nur zurück, um uns Nahrung zuzubereiten.“ Dabei wies sie mit ihrer ausgestreckten Hand in Richtung des Höhleneingangs. „Wohin würdet ihr denn gehen, um in Sicherheit zu sein?“, fragte Hero nach. Die junge Frau sagte, ohne zu zögern: „In den Felsenpalast von Windur“. „Haben dort schon viele Zuflucht gesucht?“, wollte Hero wissen. Die junge Frau zuckte mit den Achseln. „Ich weiß es nicht, aber alle die geflohen sind, haben gesagt, dass man in diesen Zeiten dort sicher ist.“ Hero antwortete: „Nun, dann werden auch wir auch dort hin gehen und wenn du willst, nehmen wir Dich und Deinen Bruder mit. Ungläubig schaute ihn die junge Frau an: „Mein Bruder kann keine weite Strecke laufen, er hat eine geheimnisvolle Krankheit, die ihn immer wieder umwirft und Schaum vor den Mund treibt.“ Hero sagte, ohne einen Augenblick nachzudenken: „Dein Bruder kann auf unseren Pferden reiten, aber Du musst zu Fuß gehen.“ Die junge Frau sah ihn dankbar an: „Herr, wir danken Euch. Ich muss nur unsere paar Habseligkeiten zusammenpacken, dann können wir gehen.“ Dann fügte sie hinzu: „Ich bin Melia und mein Bruder heißt Larus.“ Hero sagte zu Ipmeos: „Du kannst jetzt pfeifen, damit Kanto mit unseren Pferden kommt.“ Dann wandte er sich um und folgte Melia in die Höhlenwohnung.
19. Kapitel
Auf der Felsenburg Scaramatos
Melia hatte ihre Sachen schnell zusammengesucht. Ihre ganze Habe bestand aus einem Bündel, das sie auf der Schulter trug. Larus, der die Fremden ängstlich beäugte, hielt sich hinter Melia, die ihn an der Hand mitzog. Sie brachen sehr schnell auf, denn Melia erklärte Hero und seinen Begleitern, dass die Horde der Vassonier und Dorots, die das Feuer entfacht hatten, vielleicht noch in der Gegend unterwegs war, weil sie wenig Beute gemacht hatten. Die Bewohner dieser armseligen Höhlen kämpften selbst ums Überleben. Die Berge waren karg und außer den Ziegen und Schafen, die sie hüteten, gab es kaum Nahrung. Sie versuchten von Beeren, und Pilzen, die sie für den Winter trockneten, die nötigsten Vorräte anzulegen. Doch immer wieder geschah es, dass ein ganzes Dorf ausstarb, weil es giftige Pilze gesammelt hatte oder die Versorgung so schlecht war, dass die Menschen an Schwäche und Hunger starben. Auch wenn es in der Winterzeit nur wenige kälter war als im Sommer, so war das Nahrungsangebot doch viel geringer.
Das brennende Lagerfeuer im Norden der Ansiedlung, das Hero von ferne gesehen hatte, war inzwischen verloschen. Die Vassonier hatten hier die letzte Ziege geschlachtet und verzehrt, nur ein paar verstreute Knochen erinnerten an das Mahl der Diebe. Hero und seine Freunde waren sehr müde, es fiel ihnen schwer, sich noch weiter auf den Pferden zu halten und den Bergpfad weiterzugehen. Doch Melia versprach, ihnen bald eine Unterkunft zu zeigen, wo sie alle übernachten konnten. Die Dämmerung war bereits hereingebrochen, als sie eine Anhöhe, die von zwei Seiten mit hohen Felswänden begrenzt war, erreichten. Dort stand ein offener Stall mit einem Holzverschlag, in dem die Ziegen und Schafe im Winter eingesperrt wurden. Er stand leer und in der Hütte lag Stroh und Heu, das für die Wanderer ein willkommenes Nachtlager bildete. Hero, der selbst sehr müde war, übernahm die erste Nachtwache. Er hatte beschlossen unter allen Umständen vorsichtig zu sein, da er sich mit Grauen an die erste Hütte erinnerte, die er aufgesucht hatte und ihm der Schreck noch immer in allen Gliedern saß. Er
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