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Der Prinzessinnenmörder

Der Prinzessinnenmörder

Titel: Der Prinzessinnenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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sein. Peter stand auf und ging zu dem Mann. Der stützte sich mit einer Hand am Türstock ab. Peter fragte, ob er dem Mann bei der Suche nach dem Funkgerät helfen könne. Inzwischen waren seine Lippen so weit aufgewärmt, dass er wieder flüssig sprechen konnte. Der Mann schüttelte den Kopf und ging zu einer Kommode. Er zog der Reihe nach alle Schubladen auf und ließ sie offen stehen. Aus der letzten Schublade entnahm er ein Funkgerät. Inzwischen war die blonde Frau aus dem Sessel mit schwankenden Schritten zu Peter gekommen. Sie hatte einen großen Pullover und Wadenwärmer an. Ob sie unter dem Pullover etwas trug, war nicht zu erkennen.
    »Bist du ein echter Pirat?«, fragte sie und klammerte sich an Peters Pullover, um nicht umzufallen. Peter führte die Frau zu einem Stuhl am Esstisch und setzte sie darauf ab. Währenddessen glotzte der Mann im T-Shirt auf das Funkgerät, als sei es ein exotisches Insekt. Die Tür, die in den hinteren Teil der Hütte führte, ging auf. Ein Mann in grauem Sweater kam in den Raum. Sein Gesicht war bleich und nass.
    »He, Mann, ich brauch dich. Kotzen kannst du später.« Der Mann im T-Shirt hielt dem Sweater-Mann, der Bernie hieß, das Funkgerät hin. »Geht’n des?«, lallte er.
    »Keine Ahnung«, lallte der Sweater zurück und pfefferte das Funkgerät auf die Kommode. Dann bemerkte er Peter.
    »He, ’n Indianer!«
    »Pirat«, korrigierte die Blonde.
    »Mein ich doch.« Der Sweater ging zu Peter und versuchte, den aufgemalten Bart in Peters Gesicht mit der Fingerspitze zu berühren. Peter wehrte ihn sanft ab.
    »Du kannst das Funkgerät bedienen?«
    Bernie wandte seinen glasigen Blick von Peter ab und dem Funkgerät auf der Kommode zu. Dann vollführte er eine linkische Bewegung, die wohl besagen sollte, dass er dazu im Augenblick nicht in der Lage sei.
    »Herrgott! Reiß dich verdammt noch mal zusammen! Meine Tochter liegt da draußen und erfriert!«
    »Selber schuld. Was legt sie sich da draußen hin.« Er torkelte Richtung Couch. »Ich leg mich auf die Couch. Wenn sie kommt, kann sie sich dazulegen.«
    Peter riss Bernie an der Schulter herum, versetzte ihm eine Ohrfeige und schrie ihn an. »Du Vollidiot! Da draußen stirbt jemand. Geht das nicht in deinen zugedröhnten Schädel?!«
    Peter gab dem Mann noch eine Ohrfeige. Bernie zeigte keine Reaktion. Peter war, als würde er auf einen nassen Sack einschlagen. Bernie sah Peter mehr verwundert als erschrocken an, sagte »Leck mich!« und sank ohnmächtig zu Boden.
    Peter blickte sich panisch zu den anderen um. Die Frauen sahen ihn konsterniert an.
    »Glotzt nicht so blöd! Tut irgendwas! Da draußen stirbt mein Kind!«
    Die Schwarzhaarige wandte sich an die Blonde. »Ich glaub, der Herr Pirat is uns bös.« Daraufhin kicherten beide um die Wette. Peter fühlte eine unbändige Wut in sich aufsteigen und das Verlangen, auf die beiden Frauen mit einer Axt einzuschlagen. Aber das würde Lisa nicht retten. Peter hörte mit einem Mal ein krächzendes Geräusch. Es kam aus dem Funkgerät, das der T-Shirt-Mann jetzt in der Hand hielt. Peter hörte Frequenzrauschen und dazwischen eine entfernt klingende Stimme, die »Bergwacht Mayrhofen« sagte. Dann bat die Stimme, man solle sagen, wer dran sei und ob es Probleme gebe. Der Mann im T-Shirt hielt das Funkgerät mit einem triumphierenden Lachen hoch. Peter stürzte zu dem Mann und verlangte das Funkgerät. Doch der Mann entzog das Gerät Peters Zugriff, drohte Peter spaßhaft mit dem Zeigefinger und sagte: »Seeräuber haben gar keine Funkgeräte!«
    Peter versuchte, dem Mann das Funkgerät zu entwinden. Aus dem Funkgerät hörte man zwischen dem Rauschen die Frage, was denn da los sei. Und man solle doch bitte antworten. Der T-Shirt-Mann hatte Gefallen an dem Spiel mit Peter gefunden und war trotz aller Drogen, die er genommen hatte, noch recht geschickt. Er fand sogar Zeit, ein »Alles okay. Over« in das Funkgerät zu sprechen. Peter war durch die Skischuhe an seinen Füßen gehandicapt. Er schrie den T-Shirt-Mann an, er solle ihm das Scheißfunkgerät geben. Das stachelte Peters Peiniger nur noch mehr an. Er warf das Gerät der Blonden zu, die ließ es über den Tisch zur Schwarzhaarigen schlittern, als Peter kam. So ging das einige Male hin und her. Als der T-Shirt-Mann das Gerät wiederhatte und der Blonden zuwarf, blieb Peter vor dem Mann stehen und zertrümmerte ihm mit dem Ellbogen das Nasenbein. Der Mann sackte mit blutender Nase auf die Kommode. Dort blieb er regungslos

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