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Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Titel: Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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Tür ist weg.
    Ich rufe Esbjörnsson an, der erklärt, jetzt sei ein »low profile« angezeigt, er hätte mein Büro ausräumen lassen. Carl Persson sei zu einer Polizeikonferenz auf die andere Seite des Globus gereist, und der Rat an mich laute, mich vom Arbeitsplatz fernzuhalten, mit niemandem zu sprechen, vorzugsweise mich in Luft aufzulösen oder mich zumindest in das tiefste Loch zu verkriechen, das ich finden könne.
    »So was geht vorbei«, sagt Esbjörn tröstend. Früher oder später finden diese elenden Zeitungsschmierer einen anderen ehrlichen Menschen, den sie durch den Kakao ziehen können. Irgendwann sind sie es dann leid und geben auf.
    »Ich verstehe«, erwidere ich.
    Dann fahre ich nach Hause, ziehe den Telefonstecker aus der Wand, gehe zu Bett und versuche zu schlafen, was nur schlecht gelingt. Ich kann nicht schlafen. Meine Gedanken gehen mir wie Lichtblitze durch den Kopf. Ich begreife nichts. Palmes Beschreibung, meine eigenen Beobachtungen und mein eigenes Erleben. Kann ich wirklich, was schlimm wäre, verrückt geworden sein?
    »Irgendwann geben sie auf«? Bislang jedoch nicht. Die Treibjagd ist noch in vollem Gange. Alle jagen mich, jede Tageszeitung des Landes scheint zumindest einen Reporter plus Fotografen auf mich angesetzt zu haben, damit ich mich ihnen gegenüber zu meiner Schuld bekennen kann. Natürlich mit einer Ausnahme. Von Dagens Nyheter höre ich nichts.
    Aber alle anderen wissen genau, was sie wollen. Ich soll erklären, warum ich erst Peter Bratt nach Strich und Faden belogen und betrogen habe, damit Dagens Nyheter Lennart Geijer bloßstellt. Ob das im Auftrag meines Chefs Carl Persson geschehen sei? Ob wir zwei Fliegen mit einer Klappe hätten schlagen wollen, indem wir gleichzeitig den Enthüller der IB -Affäre ins Messer laufen ließen? Ob Esbjörnsson in die Sache verwickelt sei?
    Ich versuche zu erzählen, wie es sich wirklich verhält. Niemand hört mir zu. Dann spreche ich nicht mehr mit ihnen. Weiche aus. Gehe nicht mehr ans Telefon. Das gelingt mir alles nicht so gut, denn sie kommen bei ihrer Treibjagd auch ohne mich aus, wenn es sein muss. Außerdem bin ich doch immer irgendwie zu erreichen. Vierzehn Tage nach der Versammlung im Presseclub tauchen plötzlich Guillou und Heimerson bei einer Vorlesung auf, die ich in Uppsala halte. Woher auch immer sie von der Vorlesung wissen, da es um ganz andere Dinge geht. Vermutlich ein Tipp eines dieser harmlosen zukünftigen Juristen, denen ich die von den Konkurrenzregeln des Strafrechts bestimmte Quantifizierung von Straftaten zu erklären suche. Es geht mir vermutlich nur noch darum, die letzten Reste meines Verstands zu bewahren.
    Offenbar verlorene Liebesmüh, denn sobald die Vorlesung vorüber ist und die Studenten gegangen sind, übernehmen Guillou und Heimerson das Ruder. Erst versuche ich ihnen alles zu erklären. Keiner der beiden hört zu. Sie wollen nur wissen, inwiefern Carl Persson und Esbjörnsson in die Sache verwickelt sind. Esbjörnsson scheint offenbar, trotz des Ratschlags, den er mir gegeben hat, mit ihnen gesprochen zu haben. Ich erkläre, dass ich mit Peter Bratt gesprochen habe, was zu diesem Zeitpunkt allen klar sein muss, und dass alles, was ich ihm erzählt hätte, wahr sei. Dass ich im Übrigen nichts zu sagen hätte.
    Zwei Tage später reicht es mir. So ergeht es jedem früher oder später, ganz gleichgültig, auf wie vielen Beinen er zu fliehen versucht, und das wusste bereits Nietzsche.
    Ich begebe mich zu meiner Jagdhütte in Sörmland, um mir das Leben zu nehmen. Es ist kalt, genauso kalt im Haus wie draußen. Ich sitze in meiner ausgekühlten Küche, und in meinem Kopf ist es vollkommen leer, obwohl ich schon über eine Stunde dort sitze.
    Vielleicht sollte ich ja etwas schreiben. Falls es die Leute interessiert, wie es so enden konnte. Das Problem ist nur, dass mir nichts Gutes einfällt, und da mir ohnehin niemand glaubt, spielt es auch keine Rolle. Es ist das Beste, die Sache hinter mich zu bringen.
    Ich schiebe eine Patrone in die Kammer und fülle dann das ganze Magazin. Wozu eigentlich? Dann schiebe ich eine Patrone in den Lauf und höre das Klicken beim Durchladen. Ich setze mich mit angezogenen Knien auf den Fußboden. Ich klemme das Gewehr zwischen die Knie, stecke den Lauf in den Mund, halte ihn mit der linken Hand fest, höre das Klicken, als ich die Sicherung nach vorn schiebe, schließe die Augen, atme tief durch.
    Plötzlich zittere ich am ganzen Körper. Der Lauf fährt mir im

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