Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde
bilde ich mir ein, mich auf dem Weg der Besserung zu befinden.
Einige Tage nachdem ich mit Guillou gesprochen habe, meldet sich Jan Mosander vom Expressen bei mir. Guillou habe versucht, einen Artikel zu verkaufen, den Aftonbladet abgelehnt habe. Er selbst sei Guillous Konspirationstheorien nachgegangen und zu dem Schluss gelangt, dass sie aller Grundlagen entbehrten, damit sei die Sache für Expressen abgeschlossen. Er solle von seinem Chefredakteur grüßen, Expressen gebe sich nicht dafür her, Quellen zu enthüllen. Weder eigene noch die der anderen. Das überlasse man Aftonbladet .
Erik Eriksson von Studio S meldet sich Mitte Januar bei mir. Göran Elwin und er hätten beschlossen, die Wahrheit über die Geijer-Affäre zu erzählen. Schließlich müsse man dem Erfindungsreichtum solcher Leute wie Palme und Geijer dann doch Einhalt gebieten.
»Das müssen Sie mir nicht erklären«, erwidere ich.
»Daher möchte ich mit Ihnen über einige Dinge sprechen«, fährt er fort.
»Natürlich«, sage ich. »Das tue ich gerne.«
Wie einfach das doch ist, denke ich, nachdem ich aufgelegt habe. Wie leicht alles ist, wenn einen der Verrat von allen erdenklichen Loyalitäten befreit hat.
Anfang Mai 1978 sendet Studio S ein Programm mit dem Titel »Alle Karten auf den Tisch«, in dem die Wahrheit über die Geijer-Affäre beschrieben werden soll. Falls das, was dort vorgetragen wird, wirklich stimmt, dann haben auch noch andere Leute als Lennart Geijer und Olof Palme wenig zu lachen. Die politische Reaktion lässt auch nicht auf sich warten. Bereits in der Woche darauf, am 9. Mai 1978, wird die Bordellaffäre im Reichstag debattiert. Die Zuschauertribüne ist voll, und selbst im Plenarsaal sind ausnahmsweise einmal die schwedischen Volksvertreter zahlreich anwesend. Dieses Mal ist es ernst. Kein Jubel vom Publikum, obwohl Palme Reden schwingt wie eh und je.
Erst dementiert er die ganze Geschichte von Neuem. Er hat sie nie geglaubt. Das Memorandum des Reichspolizeichefs sei schlecht untermauert. Plötzlich erhält er unerwartet Rückendeckung vom neuen Ministerpräsidenten Thorbjörn Fälldin, der ans Rednerpult tritt und seine Geschichte erzählt.
Mit der Nachfolge Palmes habe er auch Carl Perssons Memorandum übernommen. Bei der Lektüre habe er sofort eine »echte Lüge« entdeckt, die beweise, dass die Angaben darin nicht wahr sein könnten. Sein eigener Name stehe nämlich ebenfalls auf der Liste der Kunden, die in diesem Memorandum erwähnt würde.
Palme lässt sich diese Gelegenheit natürlich nicht entgehen. Wortreich erklärt er, wie es denn ausgesehen hätte, wenn er in der Schlussphase des Wahlkampfs behauptet hätte, sein Gegner hätte Kontakt zu Prostituierten gehabt. Das wäre für Fälldin vernichtend gewesen und für ihn aus Rücksicht auf seinen Gegner natürlich undenkbar. Solche Methoden hätten in einem Wahlkampf nichts zu suchen.
Anschließend beendet er seine Beschreibung auf die ihm so charakteristische Art: »Schnupftabak ist Schnupftabak, und Unsinn ist Unsinn, und das gilt auch für polizeiliche Memoranden.« Dieses Mal applaudiert niemand, dieses Mal ist Olof Palme zu weit gegangen.
Carl Persson ist als Reichspolizeichef zurückgetreten, er ist inzwischen Regierungspräsident von Halland. Als er das Protokoll der Reichstagsdebatte und auch Palmes Worte genauestens gelesen hat, erstattet er Selbstanzeige beim Justizkanzler Ingvar Gullnäs.
Gullnäs beendet seine Untersuchung bereits im Sommer. Abgesehen von einer Bagatelle formaler Art sind seine Schlussfolgerungen klar und unmissverständlich. Carl Persson hat vollkommen richtig gehandelt.
Palme hat keine Lust mehr, über die Geijer-Affäre zu reden. Er vertritt immer noch dieselbe Auffassung, und Gullnäs darf seinetwegen meinen, was er will. Aber jetzt ist es höchste Zeit zu vergessen oder einen Strich zu ziehen, jedenfalls die Sache hinter sich zu lassen. Jetzt ist es auch an der Zeit für meinen dritten Exkurs in dieser Geschichte. Aus welchen Gründen wurde Thorbjörn Fälldin als Kunde der Puffmutter Doris Hopp genannt?
Ausnahmsweise ist diese Frage sehr einfach zu beantworten. Es fehlte jedwede Grundlage. Ein Polizist mit sehr viel Fantasie hatte aus einer Mücke einen Elefanten gemacht, obwohl es selbst an der Mücke fehlte.
Als die Polizei Stockholm im Mai 1975 gegen die Puffmutter Doris Hopp vorgeht, kommt sie in Untersuchungshaft und sitzt in einer Zelle des Untersuchungsgefängnisses Kronoberg. Dort hängen an ihrer Wand
Weitere Kostenlose Bücher