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Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Titel: Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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Mund herum. Das Korn gräbt sich in meine Zunge. Ich ziehe das Gewehr wieder heraus und werfe es zur Seite. Dann sitze ich da, vornübergebeugt, den Kopf auf den Knien, die Arme fest um die Knie gelegt. Ich sitze einfach da. Du schaffst auch gar nichts mehr, denke ich. Nicht einmal, dir das Gehirn wegzublasen.
    Ich muss einige Stunden dort gesessen haben, denn als ich nach Hause komme, ist es mitten in der Nacht, und alle schlafen. Das Gewehr habe ich auf dem Küchenfußboden liegen lassen, um nicht in Versuchung zu geraten, wenn ich nach Hause fahre. Dann muss ich eingeschlafen sein, denn ich erwache erst am nächsten Vormittag.

49.

Ein alter Ehrenmann von der Gewerkschaft greift ein
    Etwa eine Woche später ruft Jan Guillou an, um mir mitzuteilen, dass er am folgenden Tag nach dem Mittagessen mit mir telefonieren will, um mir seinen Artikel über das Dagens Nyheter -Leck in der DN-Affäre vorzulesen. Er klingt sehr korrekt, fast feierlich. Er könnte genauso gut bei einem Bestattungsunternehmen arbeiten. Das erste Gespräch, in dem er einem trauernden Verwandten eines Verstorbenen, der auf die letzte Reise vorbereitet werden muss, seine Dienste anträgt. Genauso klingt er, obwohl er nur daran interessiert ist, den Toten herzurichten und das Ganze hinter sich zu bringen.
    In meiner momentanen Verfassung ist mir alles egal. Ich antworte, das sei kein Problem. Ich bin ohnehin meist zu Hause, so ist das, wenn man keine Arbeit hat, und sollte ich bei seinem nächsten Anruf nicht zu Hause sein, dann sei ich sicher nur kurz mit meinen Hunden hinausgegangen und bald wieder zurück.
    »Dann kannst du ja einfach noch mal anrufen«, sage ich.
    Bereits am selben Abend klingelt mein Telefon. Aber es ist nicht Guillou, der mir sagen will, dass er seinen Artikel früher als erwartet fertiggestellt hat. Stattdessen ist es eines der seltsamsten Gespräche meines Lebens, und noch heute ist mir nicht klar, wie es zu diesem Anruf kam.
    Der Anrufer heißt Gösta Sandberg. Er ist Journalist bei der Gewerkschaft, und bevor er 1971 Chefredakteur und im Sinne des Presserechts verantwortlicher Herausgeber von Aftonbladet wird, arbeitet er als Presseombudsmann für den Gewerkschaftsdachverband.
    Über ihn weiß ich nur, dass er an dem Abend, an dem Guillou in der Operabaren den Auftrag erhielt herauszufinden, wo die undichte Stelle sei, nicht dabei war. Ich habe mir sagen lassen, dass er nicht zu den Leuten gehört, die mit Typen wie Fredriksson, Heimerson und Guillou saufen. Seine Mitarbeiter beschreiben ihn als typischen Gewerkschaftsbonzen, als Politruk, einen Sozi vom alten Schlag, der einzigartig stur sein könne, wenn ihm das wichtig sei. Kurz gesagt ein außerordentlich sympathischer Mann, wenn man bedenkt, was ich so alles über seine Kollegen während der letzten Wochen herausgefunden habe.
    Sandberg leitet mit der Erklärung, sich kurzfassen zu wollen, ein. Seine Stimme klingt fast barsch und keinesfalls so, als arbeite er bei einem Bestattungsunternehmen. Er will mir nur erzählen, dass »dieser Guillou« mich am nächsten Tag anrufen werde, um mir seinen Artikel vorzulesen, den er in der Zeitung glaube veröffentlichen zu können.
    Darin täusche sich Guillou jedoch, er habe nicht die Absicht, ihn zu publizieren. Und da er das Sagen habe, könne ich ganz gelassen bleiben und müsse mich nicht unnötig aufregen. Das Einfachste sei, aufzulegen und den Stecker aus der Wand zu ziehen, wenn Guillou anrufe.
    Ich antworte, dass ich einen anderen Eindruck gewonnen hätte, als Heimerson und Guillou über mich hergezogen seien, und dass mein Vertrauen in Journalisten nicht sonderlich groß sei.
    »Kümmern Sie sich nicht um Heimerson, das ist ein Lackel, der nur eine Menge Unsinn erzählt«, fällt mir Sandberg ins Wort. »Hören Sie lieber auf mich. Das ist meine Zeitung. Der Artikel wird nicht erscheinen, und so ist es einfach.«
    Ich erinnere mich gut an das Ende des Gesprächs. Da verfällt Gösta Sandberg nämlich auf fast väterliche Art ins Moralisieren. Sein Tonfall hat sich ebenfalls verändert, jetzt klingt er fast freundlich-überredend. »Und da ich Sie nun schon mal am Apparat habe«, will er mich davor warnen, mich »überhaupt mit Kommunisten wie Bratt und Guillou abzugeben«. Das müsse ich doch verstehen. Wenn er recht unterrichtet sei, seien wir ja sogar Parteikameraden, er und ich.
    Ich bestätige, dass dem so sei. Ich erzähle, dass ich sogar demselben Parteikreis wie Olof Palme angehöre, Engelbrekts

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