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Der Prometheus-Verrat

Der Prometheus-Verrat

Titel: Der Prometheus-Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Regal neben der Tür. Dann wandte er sich wieder seinem Gegenüber zu und sagte mit bedrückter Stimme: »Auch wenn das Direktorat mit seinen Belangen argwöhnisch hinterm Berg hält, wirst du, mein Lieber, doch in etwa wissen, wie es um die Befehlsstrukturen bei uns bestellt ist. Letzte Entscheidungen liegen nicht bei mir, vor allem dann nicht, wenn es um wichtige Personalangelegenheiten geht. Bei aller Loyalität, die ich genauso empfinde wie du – ja , wie sie verflucht noch mal jeder von uns empfindet – ist gerade in heutiger Zeit ein ganz und gar nüchterner Pragmatismus gefordert. Das weißt du.«
    Für Bryson kam nur ein Beruf in Frage, und den übte er aus; daran gab es nichts zu rütteln. Nun aber schwante ihm Schlimmes, und er musste sich zurückhalten, um seinem Vorgesetzten nicht sofort ins Wort zu fallen. Das gehörte sich hier einfach nicht. Er erinnerte sich an eines von Wallers Mantras: So etwas wie Pech gibt es nicht . Und dann fiel ihm noch eine andere Weisheit ein: »Ende gut, alles gut«, sagte er. »Und die Sache ist gut ausgegangen.«
    »Wir hätten dich fast verloren«, erwiderte Waller. » Ich hätte dich fast verloren«, fügte er in klagendem Tonfall hinzu, wie ein Lehrer, der sich vom besten Schüler enttäuscht fühlte.
    »Was soll’s?«, sagte Bryson ruhig. »Wer draußen im Einsatz ist, hat den Packzettel meist nicht zur Hand. Das sind deine eigenen Worte. Man muss improvisieren, auch mal dem Instinkt folgen. Die Vorschriften allein helfen nicht immer weiter.«
    »Mit dir hätten wir womöglich auch Tunesien verloren. Es wären fast eine Reihe anderer Geheimoperationen aufgeflogen, im Maghreb und an anderen Stellen unseres Sandkastens. Dominoeffekt nennt man so was. Du hast andere Menschenleben in Gefahr gebracht, Nicky – andere Operationen
und Menschenleben. Deine Legende als Techniker war eng verflochten mit anderen von uns fabrizierten Legenden. Das weißt du. Trotzdem hast du deine Deckung auffliegen lassen. Damit ist die Arbeit von vielen Jahren kompromittiert worden.«
    »Augenblick mal …«
    »Du jubelst denen unbrauchbare Munition unter … Hast du wirklich geglaubt, damit durchzukommen, ohne in Verdacht zu geraten?«
    »Verdammt, das mit der unbrauchbaren Munition war nicht beabsichtigt.«
    »Aber sie war unbrauchbar. Warum?«
    »Keine Ahnung.«
    »Hast du sie geprüft?«
    »Ja. Nein. Ich weiß nicht. Es ist mir einfach nicht in den Sinn gekommen, dass man uns schlechte Ware andrehen könnte.«
    »Ein schwerer Lapsus, Nicky. Damit hast du, wie gesagt, die Ergebnisse jahrelanger Arbeit gefährdet. Ganz zu schweigen vom Leben einiger unserer besten Leute. Verflucht, was hast du dir dabei gedacht?«
    Bryson ließ mit der Antwort eine Weile auf sich warten. »Man hat mich auflaufen lassen«, sagte er dann.
    »Wie bitte?«
    »Ich bin mir nicht ganz sicher.«
    »Wenn man dich hat auflaufen lassen, musst du schon unter Verdacht gestanden haben. Hab ich Recht?«
    »Ich … ich weiß nicht.«
    »Du weißt nicht? Solche Worte sind nicht besonders vertrauensbildend, findest du nicht auch? Das sind keine Worte, die ich gerne höre. Du warst bislang unser bester operativer Agent. Was ist nur los mit dir, Nick?«
    »Mag sein, dass mir irgendwann irgendein Fehler unterlaufen ist. Glaub mir, darüber hab ich mir selbst schon den Kopf zerbrochen.«
    »Ich will Antworten hören.«
    »Vielleicht gibt’s keine Antworten, jedenfalls vorläufig noch nicht.«

    »Wir können uns solche Pleiten nicht erlauben. Nachlässigkeiten sind nicht hinzunehmen. Es gibt Grenzen, und was darüber hinausgeht, kann das Direktorat nicht tolerieren. Das war dir von Anfang an bewusst.«
    »Glaubst du etwa, ich hätte einen großen Handlungsspielraum gehabt? Oder dass sich ein anderer an meiner Stelle besser geschlagen hätte?«
    »Du warst der Beste, den wir je hatten; das dürfte dir bekannt sein. Aber wie gesagt, es gibt Entscheidungen, die nicht ich, sondern nur der Konsortiumsvorstand treffen kann.«
    Bei dieser für Verwaltungsmenschen so typischen Ausflucht lief es Bryson kalt den Rücken hinunter. Ihm war klar, dass sich Waller bereits aus der Verantwortung gestohlen hatte, Ted Waller, sein Mentor, Boss, Freund und – vor fünfzehn Jahren – sein Ausbilder. Er hatte ihn zu Anfang seiner Laufbahn immer persönlich auf seine Einsätze vorbereitet, was Bryson nach wie vor als eine große Ehre ansah. Ein intelligenterer Mensch als Waller war ihm noch nie begegnet. Er konnte Differenzialgleichungen im Kopf

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