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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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die Röte ins Gesicht trieb.
    »Isana«, sagte er leise. Sie reichte ihm die Hand. Er ergriff sie, beugte sich vor und berührte mit den Lippen kurz den Rücken ihrer Finger. Sie spürte seinen warmen Atem, der sich zärtlich bis zu ihrem Unterarm ausbreitete und alle Fasern ihres Körpers tanzen ließ.
    Er richtete sich auf, seine Augen funkelten, und seine Finger schlossen sich sanft um ihre. »Du …« Fältchen bildeten sich in seinen Augenwinkeln. »… siehst tintig aus.«
    Isana legte den Kopf in den Nacken und lachte.
    »Und wunderschön«, sagte er. »Ich habe dich vermisst.«
    »Ich dich auch«, antwortete sie und legte ihre Hand auf seine. »Warum bist du hier? Wir sollten in zwei Tagen an der Elinarcus eintreffen.«
    Das Lächeln verschwand. »Ich habe Nachrichten. Können wir hier sprechen?«
    Isana blickte sich um. Die Fuhrleute und ihre Mannschaften saßen zusammen bei einem einfachen Mittagsmahl am Wagen des Kochs. In ihrer Nähe hielt sich niemand auf. »Ich glaube schon.«
    Araris nickte. »Ich wurde geschickt, um dich zu warnen und um dich daran zu erinnern, dass du, obwohl du eine Blutsverwandte von Tavi bist, nie zuvor Rufus Scipio begegnet bist. Du darfst auf gar keinen Fall seinen wahren Namen verraten.«

    »Natürlich.« Isana seufzte. »Noch bin ich nicht vergreist. Was sonst?«
    Araris sah sie einen Moment lang unverwandt an. Dann sagte er: »In seiner Kindheit hast du zu Recht die Entscheidungen für ihn getroffen.« Er beugte sich vor, packte ihre Hand fester und verlieh seinen Worten so einen sanften Nachdruck. »Seine Kindheit ist aber lange vorüber.«
    Isana spürte, wie sie die Schultern anspannte. »Was meinst du damit?«
    »Ich meine«, sagte er, weiterhin sanft, »dass er ein Recht hat, es zu erfahren, Isana. Er hat ein Recht auf die Wahrheit. Er hat das Recht, seine eigenen Entscheidungen zu treffen.«
    Isana hob das Kinn, eine Gewohnheit seit zwei Jahrzehnten, wenn Sorge und Vorsicht sich blitzartig in Wut verwandelten. »Ach? Und wer bist du, dass du die Entscheidung darüber treffen darfst?«
    Araris zuckte nicht mit der Wimper. »Sein Singulare, Isana. Sein Leibwächter und Protektor. Ich wache über sein Wohlergehen und beschütze sein Leben und seine Freiheit, indem ich mein eigenes Leben einsetze, wenn es sein muss. Meiner Meinung nach könnte sich seine Unwissenheit als lebensgefährlich für ihn erweisen.«
    Isana biss sich auf die Unterlippe und senkte den Blick, da sie Araris nicht in die ruhigen, unbeirrten Augen blicken konnte, in denen sie weiterhin Liebe sah, Sorge, Respekt und absolute Ehrlichkeit.
    Er legte ihr die Fingerspitzen unter das Kinn und hob ihren Kopf. »Isana«, sagte er. »Er ist dein Sohn. Es ist deine Aufgabe, es ihm zu erklären. Er sollte es aus deinem Munde hören.« Araris schüttelte den Kopf. »Aber wenn du es nicht kannst - oder willst -, werde ich es tun.«
    Isana zuckte bei diesen Worten zusammen, oder vielleicht auch wegen seines ruhigen Tons. »Ist es wirklich so weit gekommen?«
    »Ja.«

    Die schlichte Antwort ließ keinen Raum für Zweifel. Erneut biss sich Isana auf die Unterlippe. »Er … Wird er es denn verstehen? Warum ich es tun musste? Ihn belügen …« Sie schüttelte den Kopf. »Er ist so schnell erwachsen geworden, Araris.«
    »Er wird es verstehen«, antwortete er rasch. »Oder auch nicht. So oder so: Er hat ein Anrecht darauf, es zu erfahren.«
    Isana zitterte, und ungebeten trat Araris vor und legte die Arme um sie. Sie lehnte sich dankbar bei ihm an und schloss die Augen. Seine Rüstung war warm von der Sonne, und er fühlte sich stark und fest an wie ein unverrückbarer Fels in einem rauschenden Bach. Das war er auch. Schon immer war er ein Halt für sie gewesen und für Tavi, hatte stets auf sie beide aufgepasst, hatte ihnen geholfen und sie beschützt. Seine Gegenwart und seine Vertrauenswürdigkeit war in ihrem Leben so grundlegend, dass sie es niemals in Zweifel ziehen würde, so wie sie niemals daran zweifelte, dass Wasser nass und Feuer heiß war.
    Trotzdem schrak sie vor dem Gedanken zurück, Tavi die Wahrheit sagen zu müssen, die sie ihm all die Jahre verheimlicht hatte. Allen verheimlicht hatte.
    »Ich will es nicht tun«, sagte sie leise.
    Araris nickte wortlos.
    »Aber du hast recht.«
    Wieder nickte er.
    »Ich werde es ihm sagen.«

1
    »Mein Hintern tut weh«, sagte Antillar Maximus, Tribun Auxiliarus der Ersten Aleranischen Legion.
    »Mein Hintern tut weh, Hauptmann«, berichtigte Tavi ihn.
    »Himmel

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