Der Protektor von Calderon
Graues. Das alles war ein Geschenk des »Freien Aleras«, womit vermutlich Varg und sein junger aleranischer Adjutant Durias gemeint waren.
»Ich wünschte fast, er hätte sich geirrt«, murmelte sie. »Jenseits des Meeres. Unter Canim. Gegen die Vord.«
»Ja«, sagte Araris. »Und gleichzeitig nein. Ich persönlich bin froh. Hier könnte ich ihn nicht beschützen. Nicht gegen die Sorte Leute, die seinen Tod wollen.«
»Ich verstehe schon, dass es vernünftig ist«, seufzte Isana. »Und ich weiß, er ist nicht mehr der kleine Junge, den ich aufgezogen habe. Er hat Pflichten und Aufgaben, ja, Araris, aber bei den verfluchten Krähen, er ist mein Sohn. Es gefällt mir ganz und gar nicht, wenn er seine Heimat so weit hinter sich lässt.«
»Fürstin«, sagte Araris leise spöttisch, »eine Frau deines Ranges sollte sich Flüche verkneifen.«
Isana blickte ihn streng an, und der Schwertkämpfer lächelte als Antwort. »Ich werde auf ihn aufpassen.«
Unwillkürlich musste sie ebenfalls lächeln. »Das hast du immer getan.«
Er wurde ernst. »Ich mache mir Sorgen deinetwegen«, sagte er. »Sicher wird der Erste Fürst dich in die Hauptstadt rufen, damit du Unterstützer für Octavian findest. Und der Fürstin Aquitania wird das gar nicht gefallen.«
Isana wischte seine Bedenken einfach weg. »Sie wird sich daran gewöhnen. In dieser Hinsicht ist sie eher sachlich.«
»Ich meine es ernst, Isana«, sagte Araris. »Du wirst dich in Gefahr begeben.«
»Wann war das einmal anders?«, fragte sie und bemerkte die unangemessene Schärfe in ihrer Stimme. »Ehrlich, Araris? Ich habe mein Leben in Angst verbracht, und jetzt habe ich genug davon.«
Araris verschränkte die Arme und sah sie stirnrunzelnd an.
»Irgendwo da draußen laufen Männer und Frauen herum, die sich mit Freuden verschwören würden, um meinen Sohn zu ermorden«, fuhr sie im gleichen Ton fort. »Es sind möglicherweise dieselben, die meinen Gemahl auf dem Gewissen haben.« Plötzlich loderte Zorn in ihr auf, und sie hob das Kinn. Aus ihren Worten sprach Bitterkeit. »Und das werde ich nicht zulassen.«
Araris zog die Augenbrauen hoch.
»Ich habe viele Freunde gefunden, Araris. Ich habe viel über die führenden Cives von Alera gelernt. Ich werde diejenigen finden, die für Septimus’ Tod verantwortlich sind. Ich werde diejenigen aufspüren, die Octavian Böses wollen. Und die großen Elementare mögen ihnen helfen, wenn ich sie entdeckt habe.« Sie spürte, wie die heftigen Gefühle und ihre Wut ihre Stimme zittern ließen. »Verschwende deine Zeit nicht damit, dir Sorgen um mich zu machen. Mir ist es gleichgültig, wer sie sind. Ich werde sie finden, und ich werde sie vernichten.«
Er ging zu ihr und strich ihr mit den Fingerspitzen über die Wange. »Genau deswegen mache ich mir Sorgen.«
Ihre heiße Wut ließ nach, und sie senkte den Blick.
Er beugte den Kopf, bis er ihr in die Augen sehen konnte. Dann lehnte er sich vor und küsste sie sanft auf den Mund. »Verwandele dich nicht in etwas, das du nicht bist, Isana.«
Sie legte ihre Wange an seine Hand. »Ich wünschte, wir …«
Er trat zu ihr und schloss die Arme um sie, und sie drängte sich an ihn. »Pst«, sagte er. »Die Zeit ist noch nicht reif. Wenn wir jetzt heiraten, würde es Probleme geben, nachdem Octavians Name nun bekannt geworden ist. Er braucht so viel Unterstützung wie nur möglich. Falls irgendwelche Gerüchte über unsere Beziehung die Runde machen, vor allem darüber, wie sie mit Septimus’ Tod in Verbindung steht, wird alles viel schwieriger.«
Sie seufzte. »Es tut mir leid.«
»Ist schon in Ordnung«, murmelte er. »Ich kann warten. Auf dich kann ich warten.«
Sie lächelte zaghaft. »Was soll ich tun?«
Er umarmte sie fest. »Halt Augen und Ohren offen. Lass dich nicht verleiten, so zu werden wie sie.«
Sie drückte ihn fest an sich, und eine Weile standen sie schweigend zusammen da.
»Es ist besser, ich gehe jetzt«, sagte er leise. »Ich will ihn nicht so lange allein lassen.«
Isana nickte. Sie küssten sich noch einmal, und Araris eilte hinüber zu Tavi.
Sie schaute ihm hinterher und biss sich auf die Lippe, als sich die Tür zum Kommandogebäude öffnete und sie einen Blick auf Tavi erhaschte.
Auf Octavian.
Sie stellte sich vor, wie es sein würde, wenn sie ihn beerdigen müsste, und schauderte.
Dazu würde es niemals kommen. Sie würde alles tun, um das zu verhindern.
Der Canim-Überfall war vielleicht abgewehrt worden, der rebellische Hohe
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