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Der Protektor von Calderon

Der Protektor von Calderon

Titel: Der Protektor von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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erzählst, wäre ich schon längst verrückt geworden.«
    Tavi schnaubte und wandte sich wieder an Ehren.
    Der junge Mann kaute auf einem Fingernagel herum, eine Angewohnheit, an die sich Tavi noch aus den gemeinsamen Tagen an der Akademie erinnerte. »Gaius weiß noch nichts davon?«
    »Er weiß etwas«, meinte Tavi, »allerdings bin ich nicht sicher, wie viel.«
    Ehren seufzte. »Ich muss es ihm sagen, wie du dir denken kannst.«
    »Das«, antwortete Tavi, »ist meine geringste Sorge.«
    Der Kursor nickte. »Wenn es stimmt«, sagte er. »Tavi, ich möchte dich nicht beleidigen, aber … ein Erbe des Hauses Gaius müsste ein mächtiger Elementarwirker sein. Du … bist keiner.«
    »Dafür gibt es Gründe«, erwiderte Tavi leise. »Die ich dir jetzt aber nicht erläutern möchte.«
    Der Kursor nickte und wandte den Blick ab. Nach einer Minute fragte er ein wenig scharf: »Wie lange weißt du es schon?«
    »Du bist mein Freund, Ehren. Ich möchte dich auch nicht belügen müssen.« Tavi wandte sich ihm zu, legte ihm die Hand auf die Schulter und sah ihm in die Augen. »Ich habe es erst kürzlich herausgefunden. Kurz bevor wir von der Elinarcus losmarschiert sind. Bis dahin hatte ich auch nicht die geringste Ahnung.«
    Ehren blickte ihn forschend an, und zwischen seinen Augenbrauen bildete sich eine Falte. Dann nickte er langsam. »Also gut.« Er kaute an einem anderen Fingernagel. »Was müssen wir jetzt tun?«
    »Wir machen weiter wie bisher«, sagte Tavi. »Wir holen Varg und benutzen ihn als Pfand, um einen Waffenstillstand mit den Canim auszuhandeln. Dann marschieren wir nach Süden und helfen Ritter Miles, Kalarus zu besiegen.«
    »Gleichzeitig nehmen wir Aquitania und seiner Marionette Arnos den Wind aus den Segeln.« Ehren schüttelte den Kopf. »Du darfst dich einem solchen Risiko nicht aussetzen.«

    »Welchem Risiko? Bislang bin ich niemand«, sagte Tavi. »Und selbst wenn, wäre ich es, der die Risiken auf sich nehmen muss. Wer sonst?«
    Ehren verdrehte die Augen und winkte niedergeschlagen ab. »Wie kannst du etwas sagen, das so dumm klingt und gleichzeitig Sinn zu ergeben scheint?«
    Tavi lachte. »Es ist doch so«, sagte er, »wir müssen unsere Aufmerksamkeit ganz auf das Hier und Jetzt richten. Bist du die Liste durchgegangen?«
    Ehren nickte. »Ich kann alles kaufen, nur die Kaltsteine nicht. Die sind nie leicht zu finden, und schon gar nicht im Frühling. Jeder bewahrt sie für den Sommer auf. Selbst wenn ich welche auftreiben könnte, würden sie mehr kosten, als wir haben.«
    »Wir brauchen sie unbedingt!« Tavi runzelte die Stirn.
    »Ich habe mir schon gedacht, dass du so antworten würdest«, meinte Ehren. Er blickte hinauf zur Takelage. »Zufällig erinnere ich mich, dass es da einen sehr guten Dieb gab, der vor einigen Jahren etlichen Ladenbesitzern großen Kummer bereitet hat.«
    Kitai öffnete ein Auge und verzog den Mund zu ihrem schläfrigen Katzenlächeln. »Gut«, sagte sie. »Mir wurde schon langsam langweilig.«

30
    Auf Tavis Beharren hin - und mit Unterstützung weiterer Münzen von Cyril - heuerte Kapitän Demos ein besonders schnelles Schleppboot für die Fahrt flussaufwärts an, nachdem sie Parcia erreicht hatten. Tavi war noch nie in der südlichen Hafenstadt
am Delta des Gallus gewesen, trotzdem fand er keine Zeit, die Sehenswürdigkeiten zu genießen. Parcia war eine Stadt aus strahlend weißem Stein und lag auf mehreren Terrassen, welche beinahe an Treppenstufen erinnerten, bis hinauf zu einer beeindruckenden Zitadelle. Parcia war kleiner als Alera Imperia und wirkte dennoch luftiger, sauberer und offener.
    Die Mannschaft des Schleppbootes, das Demos angeheuert hatte, erinnerte Tavi an die Gräfin Amara, denn die Schiffer hatten dunkelgoldene Haut und dazu Haar in verschiedenen tiefen Schattierungen von Gold, Bernstein und Kupfer. Sie schienen auch fröhlicher zu sein als andere Flussleute, denen Tavi in der Hauptstadt begegnet war, und nachdem sie die Leinen mit der Schleiche verbunden hatten, fuhr das kleinere Schiff den Fluss hinauf, wobei die Männer es mit langen Stangen antrieben, dabei immer entlang der Seiten des Bootes liefen und ein lustiges Lied sangen.
    Am Heck des kleineren Schiffes saßen zwei Frauen mittleren Alters auf Sitzen, die hinter dem Boot angebracht waren, nahe der Wasseroberfläche. Sie ließen die Füße ins Wasser baumeln, unterhielten sich und erledigten Handarbeiten, meist Nähereien. Als sich Tavi nach ihnen erkundigte, erklärte Demos ihm, es

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