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Der Puls von Jandur

Der Puls von Jandur

Titel: Der Puls von Jandur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
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die Abscheulichkeit von Dyloras Plan, Unsterblichkeit zu erlangen, war nichts, was sich so einfach verarbeiten ließ. Fröstelnd rieb er sich die Arme.
    Nador bemerkte es. »Ist dir kalt? In den Stallungen befindet sich unsere Ausrüstung. Wir haben bestimmt ein Hemd für dich übrig.« Er zupfte an den Überresten seines eigenen Hemdes. »Und ich sollte mich auch umziehen. Ich laufe praktisch in Fetzen herum.«
    »Du solltest vor allem deine Wunden mit Quell heilen«, wandte Matteo ein.
    »Da hast du Recht«, sagte Nador mit einem schwachen Lächeln. »Gut, dann sei so nett und bitte einen meiner Männer um Kleidung für uns beide, während ich ein Bad nehme.«
    »Mache ich.«
    Matteo ließ Nador allein. Er war froh, sich bewegen zu können. Vielleicht half ihm das dabei, seine wirren Gedanken zu sortieren.
    Heyden hielt zusammen mit einem anderen Soldaten vor der Quellhalle Wache. Als er Matteo sah, blinzelte er ihm verschwörerisch zu. »Ich bitte um Vergebung, mein Prinz, dass ich Euch so lange im Unklaren lassen musste. Aber das Gelingen unseres Angriffs stand auf dem Spiel.«
    »Kein Problem«, erwiderte Matteo peinlich berührt. Noch hatte er sich nicht daran gewöhnt, als Prinz angesprochen zu werden. »Nador … ich meine, der Lord hätte gern neue Kleidung. Und ich könnte ein Hemd gebrauchen. Bitte«, ergänzte er, unsicher, wie er sich Heyden gegenüber verhalten sollte.
    Heydens Blick zuckte zu Matteos Soplex und wieder hoch in sein Gesicht. »Selbstverständlich, mein Prinz.« Er wies auf seinen Kameraden, einen Jungen in Matteos Alter, der ihnen mit großen Augen gelauscht hatte. »Yassin hier wird Seiner Lordschaft und Euch sofort das Nötige bringen.« Mit knappen Worten erteilte er Yassin den Befehl und der Junge spurtete los.
    Nadors Soldaten sind so verdammt jung, dachte Matteo. Und die meisten sterben, bevor sie erwachsen werden. Er scheiterte daran, sich eine ähnliche Situation in Österreich vorzustellen.
    Mit einem »Danke« verabschiedete er sich von Heyden und schlenderte unschlüssig den Korridor entlang. Die Spuren des Kampfes waren nicht zu übersehen. Blutspritzer auf dem weißen Marmor und an den Wänden, eingeschlagene Fensterscheiben, herausgebrochene Mauerbrocken. In einer Ecke lag ein Schwert, ein paar Schritte weiter ein Dolch. Und wieder stieß er auf seine eigene Blutspur, die inzwischen getrocknet war.
    Er folgte ihr – und der flatternden Ahnung von Gesang – bis zu einem größeren Blutfleck vor dem Zeremoniensaal. Hier hatte er gelegen und mit ansehen müssen, wie Dylora ihre Wut an Nador ausließ.
    Jetzt stand die Nymure auf genau diesem Podest, direkt vor dem Altar. Sie hielt ein Hanforo in ihren Armen und wiegte es wie ein Baby. Ihre Stimme schwebte durch den Saal, leise und zärtlich. Sie machte Matteo traurig, dennoch konnte er sich ihr nicht entziehen.
    Langsam trat er näher.
    Der Zeremoniensaal war kleiner als jener in Kiraşa. Auch hier dominierte Schlichtheit anstelle von Prunk. Der Altar war ein einfacher Tisch aus poliertem Marmor, gleich dahinter befand sich ein tiefes Becken, gefüllt mit Quell.
    Die Nymure hieß ihn mit ihren übergroßen Katzenaugen willkommen – sie zogen ihn an wie zwei Magnete –, unterbrach jedoch nicht ihren Gesang. Ihre blauen Hautfalten waren prall gefüllt mit Luft und den herrlichsten Tönen.
    Matteo sank auf die vorderste Bank und lauschte ergriffen. Bilder stiegen in ihm auf. Überraschenderweise nicht jene von seinen Qualen vorhin, sondern eine verwischte Erinnerung an jenen Tag, an dem er durch die Weltenspirale in Khors Körper geglitten war. Durch ein Hanforo wie jenes in den Armen der Nymure.
    Er war als Puls nach Jandur gereist – nachdem beim ersten Transfer dummerweise alles schiefgegangen war. Aber …
    Was hätten sie getan, wenn alles geklappt hätte? Wenn er in einem Stück in Jandur angekommen wäre, in seinem stinknormalen Jungenkörper?
    Übelkeit packte ihn. Die Antwort auf diese Frage war zu unfassbar, als dass er sie hätte zulassen können.
    Es ist, wie es ist , versuchte er sich zu beruhigen, obwohl er meinte, in einen tiefen Brunnen zu stürzen. Ein endloser Fall, ohne Aufprall. Entsetzlicher als der Tod selbst. Krieg dich wieder ein, es ändert nichts.
    Als hätte die Nymure seine Verwirrung gespürt, näherte sie sich ihm bis auf wenige Schritte. Sie sang, sah ihn weiter an und das Funkeln ihrer Augen bohrte sich in seinen Verstand.
    In seinem Kopf entstanden fremde Gedanken: Licht sei dir. Dein Leben

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