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Der purpurne Planet

Der purpurne Planet

Titel: Der purpurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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genug, daß alle fünf nebeneinander sitzen konnten. Durch die Scheiben sahen sie jetzt alle in einen noch dunklen, aber am Horizont schon grünlich schimmernden Himmel. Unter ihnen dehnte sich eine rötliche Fläche; sie befanden sich dreißig bis vierzig Kilometer über einer der weit ausgedehnten Aschewolken.
    Erika versuchte unermüdlich, aber ergebnislos, mit den RELAIS-Leuten Funkverbindung aufzunehmen. Aufregung und fieberhafte Erwartung hatten einem Gefühl der Beharrlichkeit Platz gemacht, das von der Ergebnislosigkeit nicht mehr erschüttert werden konnte.
    Die TERRA sank schnell, aber noch schneller stürmte sie vorwärts, westwärts, mit mehr als drei Mach Geschwindigkeit.
    „Neuer Kurs Nordwest“, sagte Uwe an, „wir fliegen eine Rechtskurve!“
    Die kaum sichtbare Linie des Horizonts drehte sich etwas, die Körper wurden ein wenig schwerer – das war alles.
    Inzwischen war das Rot der Staubwolke immer mehr verblaßt, sie sah jetzt fast grau aus, und weit voraus zeichnete sich mit dem Übergang zu einer grünlichen Färbung undeutlich der Rand der Wolke ab.
    Uwe wollte lieber nicht in oder unter die Wolke kommen. Er beschloß deshalb, weit über ihren Rand hinauszufliegen. Trotzdem wollte er auch noch die Sonde zur Hand haben, wenn sie in die wolkenführende Schicht einflogen. Er wandte sich an Michael. „Sonde!“ befahl er.
    Michael brauchte all seine navigatorische Geschicklichkeit, um die Sonde auf eine geeignete Bahn zu bringen. Endlich stellte er fest: „Sonde auf gleichem Kurs, zwanzig Kilometer Nordwest, acht Kilometer über uns, fliegt und sinkt schneller.“
    Inzwischen war der Rand der Wolke erreicht. Sie befanden sich etwa fünf Kilometer darüber. „Hauben auf!“ befahl Uwe.
    Irina meldete sich als erste über Helmfunk. „Der nördliche Horizont sieht finster aus!“ sagte sie.
    Erich peilte die dunkle Schicht mit dem Radar an. „Anscheinend eine weitere Wolke!“ erwiderte er. „Die Sonde gerät darunter – bei jetzigem Kurs“, teilte Michael mit.
    Uwe überschlug seine Kursberechnungen. Ausweichen nach Westen? Dann müßten sie vor der Wolke herfliegen, die ja auch nach Westen wanderte. Auf Nordkurs gehen? Dann konnten sie von den Ausläufern der Wolke eingeholt werden, die sie gerade überflogen hatten – wer konnte wissen, wie breit sie war.
    Erich unterbrach seinen Gedankengang. „Von oben gesehen lagen die Wolken nie so dicht beieinander. Vielleicht ist das hier nur eine Ausbuchtung? Es kann auch sein, daß es in der Wolke Turbulenz gibt, so daß wir einen kleinen, abgesprengten Teil vor uns haben.“
    „Danke“, sagte Uwe. Alle Umstände zusammengenommen, war es das beste, sie versuchten, in diese Lücke hineinzustoßen. Sie befanden sich jetzt schon auf einem Niveau mit dem oberen Rand der Wolken. „Die Sonde hinunter!“ befahl er.
    Michaels kleiner Radarschirm zeigte die Sonde in natürlicher Gestalt. Uwe konnte verfolgen, wie sie sich – unter dem Einfluß der Steuerdüsen – in eine andere Lage drehte und dann mit einem Ruck an den oberen Rand des Bildschirms rutschte. Die Zielsucherautomatik korrigierte zwar sofort den Stand der Antennen, so daß sich die Sonde langsam wieder in die Bildmitte schob, aber an den Koordinatenwerten, die auf drei Skalen neben dem Bildschirm angezeigt wurden, war zu erkennen, daß sie schnell sank, bedeutend schneller jedenfalls als die TERRA.
    Plötzlich begann sich die Sonde zu drehen. Michaels Hand schnellte vor und drückte eine Taste. „Antrieb aus!“
    „Achtung!“ rief Uwe. Seine Hände flogen über die Tastatur seines Steuerpults, plötzlich wurde es dunkel im Cockpit, eine Riesenlast legte sich auf die Körper, die TERRA stöhnte auf – und dann begann ein unheimliches Kratzen, Schurren und Schleifen.
    Als die Geräusche nachließen, schwand auch der Andruck, und die Sichtblenden schoben sich wieder auf. Das hellrote Licht der Proxima flutete in die Kanzel.
    „Ein kleiner Vorgeschmack“, verkündete Uwe. „Ich mußte wieder auf größere Höhe gehen, weil die Sonde offenbar in einen kräftigen stratosphärischen Wirbel geriet. Dabei haben wir den Rand der vor uns liegenden Aschewolke gestreift. Michael, fang die Sonde wieder ein. Wenn sie aus dem Wirbel heraus ist, führ sie unter der Wolke entlang. Die anderen überprüfen die Geräte.“
    Die Sonde taumelte noch leicht auf dem Bildschirm, aber ihre Flugbahn schien sich stabilisiert zu haben – die Koordinatenangaben veränderten sich gleichmäßig. Mit viel

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