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Der purpurne Planet

Der purpurne Planet

Titel: Der purpurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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in das Cockpit und setzte sich auf ihren Sitz. Draußen war Nacht, es regnete, aber Gewitter war anscheinend nicht. Erika schaltete das Funkgerät ein und begann, die RELAIS auf der Wellenlänge der Sonden zu rufen.
    Nicht, daß sie sofort mit Antwort gerechnet hätte – das hier war eine Sache der Geduld und Hartnäckigkeit. Natürlich konnte Uwe recht haben mit dem Argument, daß die RELAIS-Leute längst keine dafür geeignete Funkanlage mehr hatten. Ebenso war es möglich, daß das Funkgerät nicht besetzt war oder daß die atmosphärischen Bedingungen eine Verständigung unmöglich machten. Aber es bestand doch eine, wenn auch geringe Möglichkeit, daß wenigstens das eine oder andere Signal, und sei es verzerrt, empfangen wurde. Und diese Chance, so klein sie sein mochte, durfte nicht ungenutzt bleiben.
    Immer wieder setzte sie ihren Ruf ab, lauschte, funkte weiter. Sie tat das so angespannt, daß sie zusammenzuckte, als Uwe hinter ihr sagte: „Hartnäckigkeit und Geduld sind wie Base und Säure, findest du nicht auch? Zusammen ergeben sie das Salz der Erde, die Zielstrebigkeit.“ Er setzte sich neben sie.
    Erika blickte ihn von der Seite an. „Eben!“ sagte sie und funkte weiter.
    „Ganz sicher sind das Tugenden“, fuhr Uwe in nachdenklichem Ton fort, als bemerke er ihre abweisende Haltung nicht, „aber ebenso sicher sind sie anstrengend. Warum läßt du nicht die Automatik rufen? Sie wird dir zuverlässig jede Antwort melden, auch wenn sie verzerrt ist.“
    Mit verschlossenem Gesicht schaltete Erika die Automatik ein, lehnte sich in ihrem Sitz zurück und schlug die Arme übereinander. „Die Lanze eingelegt, das Visier geschlossen, nun kann das Turnier beginnen“, sagte Uwe mit leichtem Spott in der Stimme.
    Sie schoß Uwe einen zornigen Blick zu, aber dann mußte sie doch lachen. „Also ohne schwere Waffen – wie lange wollen wir hier noch herumsitzen?“
    „Wo die größte Geduld ist“, philosophierte Uwe, „findet man zugleich auch ihr Gegenteil: die größte Ungeduld. Alles lobenswerte Eigenschaften, aber…“ Er verstummte.
    „Statt zu philosophieren“, antwortete Erika, „solltest du lieber jeden Augenblick daran denken, daß irgendwo da draußen dein Vater lebt!“ Sie war jetzt richtig wütend geworden.
    „Wenn wir zuverlässig helfen wollen, müssen wir jeden Schritt mit äußerster Vorsicht tun“, erwiderte Uwe.
    „Wir sollen uns also bewegen wie Blinde in einem unbekannten Zimmer?“ provozierte Erika.
    „Nein“, sagte Uwe trocken, „wie Raumfahrer auf einem fremden Planeten.“ Er wandte sich Erich zu, der inzwischen hereingekommen war und Platz genommen hatte. „Was hast du übrigens gestern mit deiner Andeutung gemeint?“
    Erich blickte überrascht. „Wegen des Magnetfeldes?“
    „Ja.“
    „Das ist so. Der Magnetpol dieses Planeten hat sich relativ schnell und weit verlagert. Die Ursachen für solche Vorgänge sind noch nicht ganz erforscht. Unter den verschiedenen Hypothesen gibt es eine, die besagt, daß sich das Magnetfeld eines Planeten unter bestimmten inneren und solaren Bedingungen umpolen kann, also der Nordpol zum Südpol wird und umgekehrt. Gewisse Erscheinungen in der Erdvergangenheit ließen sich damit erklären.“
    „Und was würde das bedeuten?“
    „Das würde vor allem folgendes bedeuten: Für die Zeit der Umpolung – von deren Länge man keine Vorstellung hat – wäre der Planet nicht geschützt vor den kosmischen Strahlungen, die jetzt alle durch das Magnetfeld abgefangen werden. Jede höhere Lebensform würde in ihrem Erbgut so geschädigt, daß sie aussterben müßte.“
    Uwe wurde sehr nachdenklich. „Eine Hypothese?“ fragte er noch einmal.
    „Ja. Keine endgültig nachgewiesene Theorie.“
    „Angenommen, die Hypothese würde sich bestätigen – ich meine hier, in unserm Fall. Angenommen also, sie wäre richtig. Woran ließe sich erkennen, ob der extreme Fall eintritt oder nicht? Ist das überhaupt erkennbar? Könnten wir aussagekräftige Fakten ermitteln?“
    „Wir müßten Klarheit schaffen über die Ursachen der Veränderungen in der Strahlung der Proxima. Oder wenigstens darüber, ob sie weiter wächst oder abklingt und wieder zum Normalwert zurückkehrt, wie lange die Veränderung anhält und in welchen Perioden sie auftritt. Aber das wäre schon das Programm einer langfristigen astrophysikalischen Forschungsarbeit.“
    Inzwischen waren auch die anderen Besatzungsmitglieder aufgestanden und ins Cockpit gekommen. Irina hatte allen

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